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Riesige Risse in Fastentuch-Sakristei

Der Anbau der Zittauer Kreuzkirche ist marode. Ein Baufehler und schwere Technik sind die Ursache. Nun ist Gefahr im Verzug.

Von Jan Lange
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Zittaus Museumsdirektor Peter Knüvener zeigt die Risse an der Sakristei der Kirche zum Heiligen Kreuz.
Zittaus Museumsdirektor Peter Knüvener zeigt die Risse an der Sakristei der Kirche zum Heiligen Kreuz. © Matthias Weber (Archiv)

Riesige Risse ziehen sich an der Außenwand der Sakristei von oben bis unten. Mehrere Millimeter sind einige dieser Risse bereits breit. Droht der Anbau der Zittauer Fastentuch-Kirche einzustürzen? Die Situation ist durchaus bedenklich, sagt Zittaus Museumsdirektor Peter Knüvener. Deshalb hatte er in den vergangenen Monaten bei der Stadt Zittau darauf gedrungen, zu handeln.

Nun soll etwas getan werden. Der Technische und Vergabeausschuss der Stadt Zittau vergab jetzt Planungsleistungen für die statische Sanierung der Sakristei. Die Gesamtkosten für die Baumaßnahme werden auf rund 150.000 Euro geschätzt. Wie viel die Stadt Zittau davon selbst tragen muss, soll jetzt noch geklärt werden. Mehrere Förderanträge seien gestellt, berichtet Peter Knüvener. Von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die auch die Sanierung der Fastentuch-Kirche vor mehr als 20 Jahren finanziell unterstützt hatte, gibt es nach seinen Worten bereits eine feste Förderzusage. Über mögliche Förderungen des Freistaates und des Kulturraums Oberlausitz-Niederschlesien sei aufgrund der aktuellen Corona-Situation noch nicht entschieden worden, sagt der Museumschef.

Auch innen im Altarraum sind die Risse deutlich zu erkennen.
Auch innen im Altarraum sind die Risse deutlich zu erkennen. © Matthias Weber

Risse haben sich erheblich vergrößert

Die Risse in der Sakristei sind, so erklärt Knüvener, nicht neu. Noch vor ein paar Jahren handelte es sich aber lediglich um kleine Risse. Die wurden erst mal weiter beobachtet. Als sie sich jedoch erheblich vergrößerten, schlugen die Städtischen Museen und der Fastentuch-Verein Alarm. Die Schäden sollten genauer untersucht werden. Nach mehreren Vor-Ort-Terminen wurde ein statisches Gutachten beauftragt.

Der Verdacht, dass Bodensenkungen der Grund für die Risse sind, wurde durch Bohrungen nicht bestätigt. Vielmehr liegt es am Gebäude selbst. Die Dachkonstruktion ist fehlerhaft. Der Gutachter stellte starke Verformungen des Dachtragwerks fest. Gleichzeitig ist die Mittelpfette, die den oberen Abschluss des Dachstuhls bildet, erheblich überlastet. Die Ursache sind auch hier laut dem Gutachten vor allem konstruktive Fehler.

Aufgrund dieser statischen und konstruktiven Probleme kommt es dazu, dass das Dach die Außenwand der Sakristei nach außen schiebt. Das sorgt für Spannungen im Mauerwerk, welche sich als Risse zeigen.

Die Folgen sind aber längst nicht nur in Form der Risse zu sehen. Das Außenfenster droht laut Knüvener herauszufallen. Im Altarraum hat sich der Altartisch an beiden Seiten bereits von der Wand gelöst. Und auf dem Altartisch liegt regelmäßig Putz.

An der Außenwand sind die Risse deutlich zu sehen. Das Außenfenster droht herauszufallen.
An der Außenwand sind die Risse deutlich zu sehen. Das Außenfenster droht herauszufallen. © Matthias Weber

Technikraum lastet schwer auf Gewölbe

Auch der Technikraum im oberen Geschoss der Sakristei, in dem unter anderem die Klimatechnik für die Fastentuch-Vitrine untergebracht ist, lastet schwer auf dem Gewölbe. Den Technikraum zu verlagern, sei nur schwer möglich, meint Peter Knüvener. Es müssten vielmehr andere Lösungen gefunden werden. So beispielsweise verschiedene Anker einzubauen, um die Sakristei dauerhaft zu sichern. Zudem sollen im Rahmen der Sicherung der Dachstuhl statisch neu aufgebaut und die Risse saniert werden.

Innerhalb des nächsten Jahres sollte gehandelt werden, findet Peter Knüvener. Länger kann nach seiner Einschätzung nicht mehr gewartet werden.

Dass bei der Beratung im städtischen Ausschuss auch das Thema Umzug des Fastentuches angesprochen wurde, ärgert den Museumsdirektor sehr. Die Kosten seien viel zu hoch und die Klosterkirche sei auch baulich gar nicht für die Ausstellung des Großen Fastentuches geeignet. Zudem müsse die Fastentuch-Kirche auch bei einem Umzug des Kunstwerkes saniert werden, da es sich um ein Gebäude von bedeutendem historischen Wert handele, tritt Knüvener den erneuten Umzugsforderungen entschieden entgegen.

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