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Wird auf der Bühne gekämpft, ist er zur Stelle

Robert Schnöll probt mit den Zittauer Schauspielern Kampfszenen für das Sommertheater "Der Graf von Monte Christo", das am 1. Juli Premiere hat. Er hat schon Veronica Ferres das Fechten beigebracht.

Von Jan Lange
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Die Schauspieler Martha Pohla und Philipp Scholz (links) mit ihrem Trainer Robert Schnöll.
Die Schauspieler Martha Pohla und Philipp Scholz (links) mit ihrem Trainer Robert Schnöll. © Matthias Weber/photoweber.de

Die Klinge schwingt nach rechts, dann wieder nach links. Die Fechterin tritt einen Schritt nach vorn und stößt ihren Degen in Richtung des Gegners. Es ist ein ungleiches Paar, das auf der Waldbühne Jonsdorf gegeneinander kämpft. Auf der einen Seite der große, durchaus etwas kräftige Schauspieler Philipp Scholz, ihm gegenüber auf der anderen Seite seine zierlich wirkende, kleinere Kollegin Martha Pohla.

Nicht nur in dieser Kampfszene, die die beiden Zittauer Theaterschauspieler gerade für den "Graf von Monte Christo" proben, ergreifen die Frauen die Waffen. Die Darstellerinnen müssen im aktuellen Sommertheaterstück mehr kämpfen als in den Vorjahren. Schauspieldirektor Ingo Putz, der den "Graf von Monte Christo" inszeniert, findet es schön, wenn die Schauspielerinnen nicht nur die klassischen Rollen bedienen und zu Hause sitzen, während die Männer kämpfen.

"Die Männer sind oft körperlicher, die Frauen beweglicher. Das macht es spannend", findet Putz. Er fügte der Story um den Grafen von Monte Christo ein paar Kämpfe hinzu. Gibt es im Original nur einen großen Kampf, sind auf der Waldbühne verschiedene Kämpfe im ganzen Stück geplant, so auch ein relativ großer zum Ende des ersten Aktes.

Auf der Freilichtbühne im Zittauer Gebirge muss es eben mehr Action geben, um die Zuschauer zu fesseln. Dafür sind aber auch die komischen Momente wichtig, die Ingo Putz mit einer zusätzlichen Figur ins Spiel bringt.

Dass die Schauspieler ihre Waffen richtig halten, täuschend echt kämpfen, und sich nicht verletzen, dafür sorgt Kampfchoreograf Robert Schnöll. Die Waldbühne Jonsdorf kennt der Bühnenfechtmeister von früheren Einsätzen. So schulte der heute 60-Jährige 2009 die Darsteller von "König Artus und die Ritter der Tafelrunde". Regisseur war damals Carsten Knödler. Später übernahm er in Knödlers Intendanz die Kampfchoreografie für "Winnetou 1". Dabei arbeitete er auch mit David Thomas Pawlak zusammen, der seinerzeit bereits am Zittauer Theater engagiert war.

Nun ist er nach längerer Pause zurück auf der Waldbühne - und verdankt dies Ingo Putz. Den Zittauer Schauspielchef kennt er vom Staatstheater Oldenburg, wo beide miteinander gearbeitet hatten. "Wir hielten über die Jahre immer Kontakt und jetzt klappte es endlich, dass wir wieder zusammenarbeiten können", meint Putz.

Robert Schnöll nahm das Angebot des Gerhart-Hauptmann-Theaters gern an, denn die ganze Atmosphäre auf der Waldbühne findet er toll. Was die Theatermitarbeiter auf die Bühne bringen und wie sie dabei die Landschaft mit einbinden, begeistert ihn immer wieder.

Die auf der Probebühne im Theater einstudierten Bewegungen bei den Kämpfen müssen nun auf die Freilichtbühne adaptiert werden, sagt Schnöll. Auch wenn er das Bühnenbild bei den Proben im Theater im Kopf hat, braucht es an manchen Stellen kleine Anpassungen, da es vor Ort Treppen und Übergänge gibt und der Untergrund anders ist.

Dass beim Spiel vor Publikum trotz wochenlanger Proben Unvorhergesehenes passieren kann, zeigte sich im Vorjahr bei "Die rechte und die linke Hand des Teufels". Markus Weikert fiel in einer Kampfszene in den Kot-Haufen, den zuvor ein Pferd hinterlassen hatte. Später landete er ungeplant in einer Schlammpfütze. Bleibt zu hoffen, dass ihm das dieses Jahr erspart bleibt - Weikert ist auch im "Grafen von Monte Christo" dabei.

Seit Beginn der Proben Mitte Mai ist auch Robert Schnöll vor Ort. Der 60-Jährige ist von Anfang an eingebunden. Denn die Kampfszenen sollen nicht nur einstudiert werden und dann wie aufgesetzt wirken, sondern sich möglichst fließend in die Geschichte einfügen. Dafür muss der Bühnenfechtmeister wissen, wie die Rollen und Charaktere angelegt sind. Gleichzeitig muss er schauen, was er mit den Darstellern körperlich machen kann.

Der gebürtige Füssener greift dabei auf seine langjährige Erfahrung zurück. Schnöll arbeitete in den vergangenen 40 Jahren an vielen großen und kleinen Häusern, von Augsburg bis Hannover, von Kaiserslautern bis Erfurt.

Die Liebe zum Theater vererbte ihm sein Vater Ernst, der selbst Schauspieler war. Zudem war er Sportfechter und brachte ihm das Fechten bei. Robert Schnöll fechtet seit seinem achten Lebensjahr. Er studierte Sportwissenschaften und visuelle Kommunikation und kam so ans Theater. Schnell erhielt er auch Lehraufträge und brachte Stars wie Veronica Ferres das filmreife Fechten bei.

Mit so bekannten Mimen hat er beim "Grafen von Monte Christo" nicht zu tun. Den Zuschauern ist das egal - sie wollen auf der Waldbühne ihre Lieblinge vom Zittauer Theater sehen. Das können sie ab dem 1. Juli, dann ist Premiere.