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Oldtimer-Gauner sind nicht zu fassen

Der Zittauer Oldtimer-Experte Jens Neumann-Weinbeer wird mit seiner Firma zum Opfer von Internet-Betrügern. Die agieren zu geschickt für die Strafverfolger.

Von Markus van Appeldorn
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Jens Neumann-Weinbeer restauriert in Zittau kostbare Oldtimer.
Jens Neumann-Weinbeer restauriert in Zittau kostbare Oldtimer. © Rafael Sampedro Archiv

Findige Betrüger kommen manchmal ungeschoren davon - diese leidige Erfahrung muss gerade Jens Neumann-Weinbeer machen. Mit seinem Unternehmen "Saxonia Oldtimers" restauriert er in seiner Werkstatt in der Chopinstraße kostbare Oldtimer. Porsche, Maserati, Ferrari & Co - echte automobile Schätze eben. Und damit hat sich Neumann-Weinbeer in der Szene einen guten Ruf und Namen erworben. Auf diesen guten Namen seiner Firma hatten es leider auch Internetbetrüger abgesehen. Die haben bei ahnungslosen Kunden zwar etliche Tausend Euro abgezockt - aber die Staatsanwaltschaft ist bisher machtlos.

Herausgekommen ist alles kurz nach Weihnachten 2019. Damals kam Jens Neumann-Weinbeer am 27. Dezember nach den Feiertagen nur mal kurz in seine Werkstatt, um nach dem rechten zu sehen - und entdeckte einen Anruf in Abwesenheit während der Feiertage. Er rief die Duisburger Nummer an und ein Mann am anderen Ende wollte Näheres zu einem Teil für ein Porsche 356 Cabrio wissen, das Neumann-Weinbeer angeblich auf der Internet-Verkaufsplattform anbiete. Der Zittauer war verwundert: "Ich handele nicht mit Oldtimer-Teilen und das habe ich dem Mann auch gesagt", erzählt er. Und gleichzeitig war er auch alarmiert: Wie kam der Mann auf ihn?

Betrüger agieren geschickt

Und tatsächlich wurde Neumann-Weinbeer bei einer Recherche bei Ebay schnell fündig: Unter dem Namen seiner Firma "Saxonia Oldtimers" wurden da etliche Oldtimer-Teile angeboten. Name, Adresse und Telefonnummer seiner Firma - alles korrekt angegeben. Bloß die dort angegebene E-Mail-Adresse, über die die Verkäufe abgewickelt wurden, war nicht seine. Er ging sofort zur Polizei und erstattet Betrugsanzeige.

"Die Betrüger sind da durchaus geschickt vorgegangen", sagt Neumann-Weinbeer. Mit dem Angebotszeitraum zwischen Weihnachten und Neujahr hätten sie nämlich wahrscheinlich ganz bewusst eine Zeit ausgewählt, in der Menschen viel Zeit haben, im Internet nach solchen Angeboten zu suchen, gleichzeitig aber nicht mit einer prompten Lieferung rechnen. Und die betrügerische Verwendung seines Firmennamens lasse solche Angebote natürlich echt und seriös erscheinen. Die Reaktion geprellter Kunden und das Ausmaß des Betrugs bekam er dann in den Tagen nach Neujahr zu spüren. "Bei mir haben massenhaft Leute angerufen, ihre Teile oder ihr Geld zurückverlangt und mich als Betrüger beschimpft", erzählt er. Er habe all diesen Leuten erklärt, selbst Opfer dieses Betrugs zu sein und ihnen eine Kopie der Strafanzeige geschickt. "Manche haben dann später noch mal angerufen und sich entschuldigt", sagt Neumann-Weinbeer - doch das Geld war futsch.

Trotz verdächtig niedriger Preise kein Misstrauen

Dabei ermittelte Neumann-Weinbeer auch auf eigene Faust. Zum Schein bahnte ein Freund von ihm einen Kauf auf jenem Ebay-Account an. Dabei sendete ihm der vorgebliche Verkäufer als Beweis angeblicher Seriosität die Kopie eines Personalausweises. Der lautete auf die Identität eines "Markus Dweib" aus Zittau - doch bei genauerem Hinsehen erwies sich dieses Dokument als Fälschung. Jedenfalls nahm die Staatsanwaltschaft Görlitz Ermittlungen gegen jenen "Markus Dweib" auf.

Mit dieser gefälschten Personalausweis-Kopie wies sich der vorgebliche Verkäufer aus.
Mit dieser gefälschten Personalausweis-Kopie wies sich der vorgebliche Verkäufer aus. ©  privat

Jens Neumann-Weinbeer versuchte auch, einen Teil des ergaunerten Geldes für die geprellten Kunden zu sichern. Bei einem Besuch in seiner Bank erfuhr er, dass eben ein "Markus Dweib" genau im Moment 25.000 Euro in mehreren Tranchen von maximal 5.000 Euro von einem deutschen Konto an sich selbst in den Niederlanden überwies. "Diese Tranchengröße hat der wahrscheinlich gewählt, um das Geldwäschegesetz zu umgehen", sagt Neumann-Weinbeer. Die Transaktion konnte nicht mehr gestoppt werden. Jedoch wurde ermittelt, dass die Transaktion über das Konto einer Frau mit Nachnamen "Dweib" in Göttingen gelaufen war. Die wahre Summe des ergaunerten Geldes schätzt Neumann-Weinbeer sogar auf rund 100.000 Euro.

"Auch mit den von ihnen angebotenen Teilen waren die Täter ebenfalls sehr geschickt", sagt Neumann-Weinbeer, "es handelte sich ausschließlich um Filetstücke, von denen die Kunden wissen, dass sie selten und schwer zu bekommen sind." Da wären dann viele Kunden trotz der verdächtig niedrigen Preise nicht misstrauisch geworden. "Da wurden zum Beispiel seltene Porsche-Sitze für 1.500 Euro angeboten. Zu dem Preis kann man die gar nicht bekommen", sagt er.

Ermittlungsverfahren eingestellt

Doch nun, nach über einem Jahr, sind erst mal alle Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Görlitz im Sande verlaufen. Die Behörde teilte Neumann-Weinbeer mit, das Ermittlungsverfahren gegen "Markus Dweib" eingestellt zu haben. "Bei der Person des Beschuldigten handelt es sich um Alias-Personalien. Der Personalausweis des Markus Dweib wurde gefälscht", schreibt die Staatsanwaltschaft.

Auch die Ermittlungen gegen jene Frau Dweib, die im Verdacht steht, ihr Konto für die Betrügereien zur Verfügung gestellt zu haben, wurden demnach eingestellt - jedenfalls in Görlitz. Nach Mitteilung der Staatsanwaltschaft würde nämlich in gleicher Sache bei der Staatsanwaltschaft Göttingen gegen die Frau ermittelt. Allerdings: Es gibt in Göttingen eine Zahnärztin mit genau diesem Namen wie er in den Ermittlungsakten auftaucht. Deshalb geht Neumann-Weinbeer davon aus, dass auch die Identität dieser Frau von den Betrügern benutzt worden ist, ohne dass die Medizinerin irgendetwas damit zu tun hat.