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Kabelklau: Zittauer Hightech-Firma verspricht schnelle Lösung - wenn man bloß will

Die Technologie von Vimtec könnte den Kabelklau an der Hirschfelder Neißebrücke dauerhaft stoppen - und die Bahn nutzt die Technologie sogar seit Jahren.

Von Markus van Appeldorn
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Vimtec-Niederlassungsleiter Randy Roth zeigt ein Video-Mastsystem, wie es auch die Neißebrücke in Hirschfelde gegen Kabeldiebe schützen könnte.
Vimtec-Niederlassungsleiter Randy Roth zeigt ein Video-Mastsystem, wie es auch die Neißebrücke in Hirschfelde gegen Kabeldiebe schützen könnte. © Markus van Appeldorn

Die Neißebrücke der Bahn in Hirschfelde ist ein Dauerärgernis - immer wieder schlagen Kabeldiebe zu und legen den Verkehr lahm. Nach dem letzten Anschlag Anfang Oktober sollten die Züge ab 10. Dezember eigentlich wieder fahren. Doch dann meldete der Streckenbetreiber Deutsche Bahn: Das wird nichts - auf unbestimmte Zeit. Laut Bahn hat die Brücke bei der letzten Attacke auch Schäden davongetragen. Bei einer Begehung der Brücke vor wenigen Tagen forderte Landrat Stephan Meyer (CDU), Polen bei der Sicherung zu unterstützen - denn Polen sei grundsätzlich dafür zuständig. Daraufhin nun meldete sich Randy Roth, Niederlassungsleiter der Zittauer Hightech-Sicherheitsfirma Vimtec. Er sagt: Man könnte die Brücke spielend sichern - wenn man bloß wollte. Und das zu einem Preis, der geradezu lächerlich ist gegenüber den Kosten von nur einem Tag Zugausfall.

Die im Zittauer Gewerbegebiet Pethau ansässige Firma Vimtec stellt unter anderem mobile Kamerasysteme zur Objektsicherung her. Je nach Kundenwunsch sind die Überwachungskameras mit Infrarot-Technik ausgestattet und durchblicken so auch die Nacht. Auch Wärmebildsensorik ist möglich und mehr. Zum einen liefert Vimtec diese Technologie auf Anhängern montiert aus. "Aus denen fährt dann ein bis zu zehn Meter hoher Kameramast", erklärt Roth. Daran montiert sind mehrere Kameras die eine 360-Grad-Überwachung gewährleisten oder in eine gewünschte Richtung weisen. Die Übertragung der Bilder vom Mast an eine Zentrale können Straftäter auch nicht stören. "Die Funksignale werden direkt am Mast militärisch verschlüsselt", erklärt Roth die Hochtechnologie.

System schon seit Jahren bei der Bahn erprobt

Viele Polizei-Einheiten etwa setzen auf die Technologie aus Zittau. "Beinahe alle Polizeien der deutschen Bundesländer sind mit unseren Anhängern ausgerüstet. Sie kommen bei quasi jedem G-8- oder G-20-Gipfel zum Einsatz", erklärt Roth ein Anwendungsbeispiel. Und: Auch die DB-Sicherheit gehöre seit Jahren zu den Kunden dieser anhänger-gestützten Systeme. Interessant für den Überwachungseinsatz an der Hirschfelder Neißebrücke nun wäre ein Vimtec-System mit den gleichen Fähigkeiten wie die Anhänger, das allerdings stationär aufgebaut wird. Diese Kameramasten haben eine Aufstellfläche von knapp über einem Quadratmeter. "Weil kein Einzelteil der Anlage schwerer als 30 Kilogramm ist, können wir diese Masten problemlos an jede Stelle bringen und innerhalb einer halben Stunde aufbauen", sagt Roth. Und einmal aufgebaut ist so ein Mast für mehrere Monate autonom, weil er sich aus Akkus speist, die bei Bedarf von einem automatisch anspringenden installierten Dieselgenerator nachgeladen werden.

Auch diese stationären Mastsysteme seien einzeln oder in Gruppen seit Jahren bei der Deutschen Bahn oder anderen Bahnunternehmen im Einsatz. "Etwa an den Autoverladestellen von Autofabriken oder an sogenannten Zugbereitstellungsanlagen", sagt Randy Roth. Dort käme es immer wieder dazu, dass Straftäter in Autos auf den Waggons eindringen, um etwas auszubauen. Oder aber es gäbe Graffiti-Attacken. "Da ist man schnell bei Millionenschäden. Die Bahn bezifferte die Schäden durch Graffiti im letzten Jahr auf rund drei Milliarden Euro", so Roth.

Die Neißebrücke in Hirschfelde ist derzeit von beiden Uferseiten abgezäunt - im Vordergrund der aufgebrochene Kabelschacht. Bauarbeiten sind nicht zu sehen.
Die Neißebrücke in Hirschfelde ist derzeit von beiden Uferseiten abgezäunt - im Vordergrund der aufgebrochene Kabelschacht. Bauarbeiten sind nicht zu sehen. © Markus van Appeldorn
Mit einem Kameramast sichert Vimtec derzeit auch seine eigene Baustelle in Pethau.
Mit einem Kameramast sichert Vimtec derzeit auch seine eigene Baustelle in Pethau. © Markus van Appeldorn
An der Mastspitze lassen sich Kameras mit verschiedenen Funktionen montieren.
An der Mastspitze lassen sich Kameras mit verschiedenen Funktionen montieren. © Markus van Appeldorn

Erfolgreich - und günstiger als jeder Kabeldiebstahl

Der Erfolg der Kameramasten dagegen sei im Wortsinne bahnbrechend. "Dort wo unsere Masten im Einsatz sind, sind die Straftaten sofort auf null zurückgegangen. Die Täter spähen zwar, aber halten sich fern", erklärt Roth. Die Kamerasysteme können vieles auf einmal. "Die intelligente Technik kann Personen und Fahrzeuge erkennen und aus welcher Richtung sich jemand nähert - je nach eingesetzter Technologie aus bis zu 1.300 Metern Entfernung", erklärt er. Die Kamera-Intelligenz analysiere auch, ob eine Gefahr vorliege und gebe Meldung an eine aufgeschaltete Alarmzentrale. "Die Täter werden wirkungsvoll abgeschreckt, weil sie nicht wissen, ob etwa die Polizei in einer Minute oder erst in zwanzig Minuten da ist", sagt Roth. Auch gegen Attacken auf sich selbst schützt sich so ein Kameramast. "Es gibt bei Annäherung an den Mast sogar eine automatische Täter-Ansprache per Lautsprecher, die diesem mitteilt, dass er nun gefilmt werde", so Roth.

Und: Diese ganze Sicherheit kostet nicht einmal allzu viel Geld. "Der Einsatz eines Kameramasts an der Hirschfelder Brücke würde bei unserem Mietservice weniger als 1.000 Euro im Monat kosten", sagt Roth - jeder bisher entstandene Schaden sei um ein Vielfaches höher gewesen, selbst auch nur ein Tag Zugausfall würde mehr kosten. "Wir könnten die Brücke in Hirschfelde sofort wirksam sichern. Der Auftraggeber muss halt bloß den Schritt gehen und auf uns zukommen", sagt er. Denn einfach mal bei der Bahn anrufen und selbst seine Leistung anbieten - das funktioniere nicht. "Die Deutsche Bahn ist in über 700 unterschiedliche Unternehmen gegliedert. Da kann es ganz viele Zuständigkeiten geben", sagt er. Und wenn am Ende sogar noch die polnische Seite involviert sei - da braucht es dann wohl doch erst den ernsthaften Ansatz einer politischen Lösung.