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Drohungen an Restaurants: "Wir hören erst auf, wenn dein Geschäft geschlossen ist"

Gaststätten werden seit Neuestem mit Erpressermails bombardiert. Auch im Raum Zittau. Gefordert wird Geld. Gedroht wird mit Verleumdung bis zum bitteren Ende. Was die Dehoga davon hält.

Von Frank-Uwe Michel
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Schlechte Bewertungen im Internet? Gastwirte bekommen Droh-Mails und werden aufgefordert zu zahlen.
Schlechte Bewertungen im Internet? Gastwirte bekommen Droh-Mails und werden aufgefordert zu zahlen. © dpa

Der Gastwirt nördlich von Zittau war einer der ersten, der sich mit einer Mail konfrontiert sah, die ihm das Ende seines Restaurants prophezeite, wenn er nicht auf die Bedingungen der Erpresser eingehen würde. Erschrocken fragte er in einer Facebook-Gruppe an, ob auch andere Lokale davon betroffen seien. Mit der SZ möchte er nicht über den Fall reden.

Axel Klein kann den Mann verstehen. Der Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Sachsen hat derzeit mit etlichen solcher Drohungen zu tun. Von etwa einem Dutzend seiner Mitgliedsbetriebe habe er dieses Phänomen bereits gehört. Wobei nur etwa ein Drittel der Restaurants im Freistaat bei der Dehoga organisiert sind. Die Dunkelziffer der von den Droh-Mails betroffenen Lokale dürfte also deutlich höher liegen.

Doch worum geht es? Mit einem "Schönen Guten Tag" fängt die Mail erst einmal freundlich an. Dann jedoch geht es schnell zur Sache: "Wir beide wissen - der Erfolg im Gastrobereich steht und fällt mit dem Ruf eines Unternehmens. Hat man erstmal einen schlechten Ruf weg, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Kunden ausbleiben und das Geschäft nicht mehr läuft." Geschrieben sind die Sätze in schlechtem Deutsch, die SZ hat sie zum besseren Lesen "übersetzt".

Die Erpresser hätten "langjährige Erfahrung im Bereich Sozial Media, Google, künstliche Intelligenz". Beim Programmieren von automatisierten Programmen seien sie absolute Experten und verstünden sich darin, einen Gastro-Betrieb zu zerstören. Dann setzt sich das Geschwurbel fort: "Einer deiner Konkurrenten hat uns eine nette Summe Geld gezahlt, um deinen Ruf zu zerstören." Weil dies aber "ein Arschloch" sei, wolle man dem Gastwirt die Chance geben, "dass dies nicht passiert". Allerdings müsse er auf "unsere Forderung" eingehen. Sollte das nicht geschehen, werde "unsere Armee von Bots" den Ruf des Restaurants "komplett kaputt machen". Diese Bots würden auf künstlicher Intelligenz basieren und könnten alle Sicherheitsmechanismen umgehen.

1.500 Euro Forderung an Gastwirte

Konkret wird den Gastwirten dann Angst gemacht: "Wir werden dafür sorgen, dass deine Bewertung bei Google in den Keller geht. Wir werden auf Sozial Media eine Kampagne starten. Wir werden verbreiten, dass wir uns eine Lebensmittelvergiftung zugezogen haben, dass wir beklaut wurden und das Essen sehr schlecht ist." Außerdem werde man dafür sorgen, dass die Kunden weglaufen "und du vom Gesundheitsamt die ganze Zeit genervt wirst. Wir werden erst aufhören, wenn dein Geschäft geschlossen ist."

Gefordert werden 1.500 Euro, die in der Kryptowährung Bitcoin gezahlt werden sollen. Geschehe dies, "geben wir dir sogar noch den Namen deines Konkurrenten sowie alle Beweise dafür, dass er deinen Laden zerstören wollte". Versehen sind die Mails mit einem Datum - dem Tag X. Wenn bis dahin keine Überweisung eingegangen sei, nehme das Geschehen - so die Drohung - seinen Lauf.

Betrugsmasche bei Polizei noch kaum bekannt

Bis jetzt, so Axel Klein, habe er noch nichts von niederschmetternden Bewertungen im Internet erfahren, obwohl die betreffenden Gastwirte nicht gezahlt hätten. "Der Text wurde wahrscheinlich tatsächlich durch künstliche Intelligenz generiert. Die Leute haben die Adressen verschiedener Gaststätten ausgegraben und das Programm hat jeweils immer nur die Namen und Anschriften ausgetauscht." Momentan sei das Ganze ein großer Bluff. Ihm sei nicht bekannt, dass ein Restaurantbetreiber gezahlt habe. Aber die Gefahr bestehe. "Das ist doch wie bei den vielen anderen Tricks, die derzeit kursieren - irgendwann guckt man nicht genau hin und überweist dann doch."

Deshalb fordert der Dehoga-Experte die Gastwirte auf, die Fälle bei der Polizei anzuzeigen. Nur dann sei eine Nachverfolgung möglich. Allerdings vermutet er, dass das kaum jemand tut - weil es Zeit kostet. "Und die haben wir in unserer Branche nicht."

Bei der Polizei ist die Betrugsmasche offenbar noch kaum bekannt - so jedenfalls die Auskunft der Polizeidirektion Görlitz. Allerdings ermuntert auch Sprecher Marcel Malchow die Betroffenen, solche Sachverhalte mitzuteilen, da ihnen regelmäßig Straftaten zugrunde lägen.