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Was stinkt in diesem Schulhaus?

Nässe im Keller, beißender Geruch, ein Gutachten, das Handlungsbedarf sieht: Steckt Olbersdorf sein Geld denn nur in das Prestige-Projekt Olbersdorfer See?

Von Jana Ulbrich
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Von außen schick - aber innen? An der Grundschule Olbersdorf scheint der Handlungsbedarf groß.
Von außen schick - aber innen? An der Grundschule Olbersdorf scheint der Handlungsbedarf groß. © Matthias Weber/photoweber.de

Das immerwährende, tägliche Morgenritual für Olbersdorfs Grundschulleiter Gordon Alisch und sein Kollegium ist - erst einmal lüften! In einigen Klassenräumen wäre der  Geruch sonst unerträglich. Seit einem Jahr ist Alisch in Olbersdorf Schulleiter, und seitdem versucht er, sich beim zuständigen Schulträger, in diesem Fall bei der Gemeinde Olbersdorf, Gehör zu verschaffen. 

Nach mehreren erfolglosen Versuchen ist Alisch im Frühjahr der Kragen geplatzt. In einem Brief an Bürgermeister Andreas Förster (FDP) und alle Gemeinderäte listet er alles auf, was er an und in dem Schulgebäude zu bemängeln hat.

Die Auflistung ist lang, so lang, dass sie den wortgewichtigen Gemeinderat Mike Herglotz, Fraktionschef von 100 pro Olbersdorf, zu der Antwort verleitet: Das würde sich ja lesen, als ob hier 133 Kinder in einer „Bruchbude“ unter gesundheitsgefährdenden Bedingungen lernen müssen. Das könne gar nicht sein, habe die Gemeinde doch bis vor noch nicht mal zehn Jahren insgesamt 1,4 Million Euro in die Sanierung des typischen DDR-Schulbaus aus den 1980ern gesteckt.

Am Mittwochabend hat nun auch Herglotz Gelegenheit gehabt, hinter die farbenschöne Fassade der Olbersdorfer Grundschule zu blicken und zu riechen. Gordon Alisch hat den Bürgermeister, die Gemeinderäte und die Amtsleiter der Verwaltung kurzerhand zur Schulhaus-Besichtigung eingeladen. Und was sie da sehen, ist sicherlich keine "Bruchbude", auf jeden Fall aber dringender Handlungsbedarf. 

Schimmelspuren in den Werkräumen?

Dass vom maroden Klettergerüst auf dem Schulhof nur noch die Rutsche steht, weil alles andere aus Sicherheitsgründen bauaufsichtlich gesperrt und abgebaut werden musste, ist da noch das Geringste. In den Werkräumen im Keller und im Musikzimmer ganz oben riecht es ätzend. Der Schulleiter hat die Räume auf Schimmelspuren untersuchen lassen. Das Gutachten geht zwar noch nicht von einer Gesundheitsgefährdung aus, empfiehlt aber zu reagieren.

Ausdünstungen, die nicht gesund riechen, gibt es noch in anderen Räumen. Ob sie aus dem Fußboden kommen, aus den Möbeln oder den Wänden, ist unklar. Eine Mutter erzählt, dass in einem Klassenzimmer ein Zettel hing: Was kann ich tun, wenn ich Kopfschmerzen habe?

"Wenn es regnet, steht im Keller das Wasser", zählt der Schulleiter weiter auf. Keiner wisse, wo es eindringt. Die bei der Sanierung vor zehn Jahren eingebauten Sicherheitstüren schließen nicht mehr richtig, Ersatzteile gibt es keine mehr. Und die Technik im Computerraum ist so veraltet, dass sie für Schüler und Lehrer inzwischen nahezu nutzlos ist, erklärt Alisch den Gemeinderäten, die darüber entscheiden, wie viel Geld die Gemeinde wofür ausgibt oder eben auch nicht ausgibt.

Und manche Eltern in Olbersdorf haben gerade das Gefühl, die Gemeinde würde ihr Geld nur in ihr Prestige-Objekt, die neue Promenade am Olbersdorfer See, den dortigen Strandspielplatz und den neune Pump-Track stecken. Aber dem sei nicht so, widerspricht der Bürgermeister und erklärt, dass hier von ganz verschiedenen Töpfen und Fördertöpfen die Rede ist.

Eine aufschlussreiche Stunde lang führt der Schulleiter sie durchs Haus. Und am Ende wird der Bürgermeister resümieren: "Wir haben erkannt, worum es geht." Aber das auch schon seit Längerem. Denn noch während des Rundgangs kündigt Andreas Förster an, das Projekt Grundschule im Haushalt für die kommenden zwei Jahre fest einzuplanen. 

Wäre sogar ein Schulneubau sinnvoll?

Rund 2,5 Millionen Euro will der Kämmerer im Entwurf veranschlagen - genauso viel wie in das große O-See-Projekt. Förster will sogar einen kompletten Schulneubau nicht ausschließen. Vor einer finanziellen Entscheidung müsse es eine Entscheidung darüber geben, ob eine erneute umfängliche  Modernisierung und Sanierung sinnvoll ist - oder ein Neubau die unter allen Gesichtspunkten bessere Variante, sagt er. Gleiches prüft die Gemeinde gerade großzügig auch bei den Kindertagesstätten. 

"Ich jedenfalls bin guten Mutes, dass uns diese Investition in die Zukunft gelingt", ist Förster optimistisch. "Vor allem auch deshalb, weil diese Schule genauso wie die Kindertageseinrichtungen in der Olbersdorfer „Grundbachsiedlung“, dem Bergbau-Plattenbau-Ersatzwohngebiet, ein Ergebnis des Kohleausstiegs 1990 ist." Was nichts anderes meint, als das nach seiner Auffassung "diese notwendigen Investitionen zur endgültigen Bewältigung des Strukturwandels nach dem Ausstieg aus der Braunkohle erforderlich und gerechtfertigt sind." Kurz gesagt: Olbersdorfs Bürgermeister hofft auch hier auf einen gerechten  Anteil an den Milliarden aus dem riesigen Kohlefonds.

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