Das Bahnhofsareal in Mittelherwigsdorf hat schon bessere Zeiten erlebt. Wo einst Fahrgäste ein und aus gingen, sind die Türen schon seit Jahren zugeschlossen. Wer hier in einen Zug einsteigen will, aber warten muss, kann sich in einem Unterstand direkt neben den Gleisen die Zeit vertreiben. Das früher zum Bahnhof gehörende Toilettenhäuschen wird mittlerweile von Unkraut umwuchert. Und auch das Empfangsgebäude selbst verschwindet mit der Zeit immer mehr hinter wild wachsendem Grün.
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Eigentümer der Immobilie ist die Deutsche Bahn. Sie hat keine Verwendung mehr für große Teile des Areals. Deshalb hat der Konzern eine Entscheidung getroffen: "Die Verkehrsstation, zu denen die Bahnsteige in Mittelherwigsdorf gehören, ist im Eigentum der DB und wird auch weiterhin für den Bahnbetrieb vorgehalten. Das Empfangsgebäude aber wird nicht mehr genutzt und soll verkauft werden", teilt eine Sprecherin mit.
Gestartet werde 2024 mit einem öffentlichen Angebot auf der Internetplattform www.bahnliegenschaften.de. Eine Versteigerung soll es nicht geben. Nach Angaben der Bahn befindet sich das Gebäude in einem "sanierungsbedürftigen, aber soliden Zustand". Am Empfangsgebäude werde bis zum Verkauf baulich nichts mehr verändert. Wohl aber würden noch Nebengebäude abgerissen - unter anderem das Toilettenhäuschen. Was mit dem einst repräsentativen Hauptgebäude künftig geschehe, liege in der Hand des neuen Eigentümers, so die Bahn-Sprecherin.
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Mittelherwigsdorf hat von den Absichten des Konzerns erfahren und will laut Bürgermeister Markus Hallmann (FWV) "nichts dem Zufall überlassen." Man müsse genau beobachten, wer sich für das Objekt interessiere und welche Ideen es für die spätere Nutzung gebe. "Es ist klar, dass das Areal in seinem jetzigen Zustand kein Schmuckstück ist. Deshalb müssen wir über alles reden", so der Rathauschef.
Sollte es keine geeigneten Bewerber geben, müsse die Gemeinde überlegen, das Gebäude selbst zu kaufen, um die Entwicklung dort voranzutreiben. "Wir sind nicht scharf darauf, aber das Gelände weiter sich selbst zu überlassen, macht keinen Sinn." Im Raum Zittau gibt es gute und weniger gute Beispiele, wie ehemalige Bahnhofsgebäude genutzt werden können.
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In Herrnhut sind bereits vor einiger Zeit Geschäfte und eine Eisdiele eingezogen. In Großschönau mietet sich im Obergeschoss ein Wohlfahrtsverband ein, während die Kommune das Äußere saniert hat und im Erdgeschoss derzeit Platz für den örtlichen Jugendclub schafft. In Seifhennersdorf dagegen brach Mitte des Jahres ein Feuer im Bahnhofsgebäude aus. Seitdem versucht ein neu gegründeter Verein, in den Besitz der Immobilie zu kommen. Was dann damit geschehen soll, darüber wird derzeit noch beraten.