SZ + Zittau
Merken

Neue Hoffnung für die Silberteichbaude

Seifhennersdorfs Traditionsgaststätte ist schon seit vielen Jahren zu. Das könnte sich ändern. Ein Verein will das Haus wiederbeleben. Und auch das benachbarte Freibad könnte profitieren.

Von Frank-Uwe Michel
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
René Döring ist Chef der Silberteichbaudenretter. Dazu hat der Seifhennersdorfer mit einigen Mitstreitern einen Verein gegründet.
René Döring ist Chef der Silberteichbaudenretter. Dazu hat der Seifhennersdorfer mit einigen Mitstreitern einen Verein gegründet. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Wenn René Döring die Augen schließt und dabei an die Silberteichbaude und das Bad daneben denkt, dann schwirren dem gebürtigen Seifhennersdorfer verschiedene Dinge durch den Kopf. Zum Beispiel aus seiner Jugend. "Als kleiner Junge war ich gefühlt ständig hier. Bei schönem Wetter ging's ab in die Fluten. An der Baude gab's dann Limo und Eis, später als Erwachsener auch mal ein Bier. Im Sommer war das, erinnert er sich, der angesagteste Treff.

Wenn er voraus schaut, fängt Döring an zu schwärmen: "Ich könnte mir Jazzabende vorstellen. Oder italienische Nächte - mit Gondeln, die über das Wasser gleiten." Doch das, weiß er selbst, ist noch Zukunftsmusik. Die Gegenwart der Silberteichbaude sieht anders aus. Grau vor allem. Mit alter Farbe, die sich allmählich von der hölzernen Verschalung pellt. Das Gebäude selbst macht immer noch einen imposanten Eindruck.

Seit vielen Jahren gehen hier keine Gäste mehr ein und aus. Obwohl die Lage gut ist, lief das Geschäft nicht mehr. Dem letzten Pächter, der den Besuchern Essen, Bier, Limo, Kaffee und Kuchen servierte, soll der Getränkehändler wegen fälliger Rechnungen sogar eine Grundschuld aufgedrückt haben. "Ob das stimmt, weiß ich natürlich nicht. Aber es wird erzählt. Und an Gerüchten ist ja meist was Wahres dran."

Diskutiert wird in der Stadt auch, wie es mit Silberteichbaude und Bad weitergehen soll. "Da gibt es die unterschiedlichsten Meinungen. Manche sagen, die Stadt muss sich drum kümmern. Aber das sind freiwillige Aufgaben - und die Kommune hat kein Geld", argumentiert Döring. Er kenne auch andere, die den gesamten Standort am liebsten verkaufen würden - den "Klotz" am Bein der Stadt loswerden wollen. "Ich gehöre nicht dazu", stellt er klar. Denn das wäre für alle hier ein Identitätsverlust.

Auch wenn sie seit Jahren geschlossen ist, macht die Silberteichbaude noch immer einen imposanten Eindruck.
Auch wenn sie seit Jahren geschlossen ist, macht die Silberteichbaude noch immer einen imposanten Eindruck. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

René Döring will Baude und Bad retten - "eine neue Chance geben", wie er es nennt. Auch ein paar andere Seifhennersdorfer denken so. Zusammen haben sie am 13. August den Förderverein Silberteich gegründet. Aktuell befindet er sich auf dem Genehmigungsweg durch die Behörden in Richtung Eintrag ins Vereinsregister. "Das kann noch ein bisschen dauern. Aber zusammen arbeiten können wir ja schon zuvor."

Vor Jahren gab es schon einmal einen Verein, der sich die Rettung der Silberteichbaude auf die Fahnen geschrieben hatte. Als das Ziel erreicht war, löste er sich auf. Damals konnte noch keiner ahnen, dass die Situation erneut so prekär werden würde. "Ich kenne noch ein paar aus der alten Generation. Im Frühsommer haben wir uns mal bei Kaffee und Kuchen getroffen. In Erinnerungen geschwelgt, es aber auch für notwendig befunden, dass es jetzt wieder engagierte Leute geben muss, die sich vor den Karren spannen."

Der 50-jährige Seifhennersdorfer ist nun einer davon. Döring ist gelernter Industriemechaniker, hat sein ganzes Arbeitsleben in der Metallbranche bei verschiedenen Betrieben in der Oberlausitz verbracht und ist jetzt in Cunewalde bei einer Firma für Motoren- und Fahrzeugtechnik angestellt. Er weiß also, was praktisch machbar ist und was eher auf die "lange Bank" gehört. Die Baude wieder als Speisegaststätte etablieren, sieht er deshalb eher als Fernziel. Dazu müsste zur bestehenden Elektroheizung eine zweite, ergänzende Wärmequelle her. Auf Holzbasis - das würde René Döring favorisieren. Überdies wäre ein Pächter nötig, der das Restaurant betreibt. Der Verein mit seinen sieben Gründungsmitgliedern ist dazu nicht in der Lage. Ihm schwebt deshalb ein anderer, sanfter Neustart für das Gebäude vor.

Döring will den Verein und seine Ziele nach dem Abschluss aller Formalien den Stadträten präsentieren. Dabei soll klar werden: "Wir würden die Silberteichbaude gern in Erbpacht übernehmen, uns aber auch um den Erhalt des gesamten Naherholungsgebietes kümmern." Der bauliche Zustand des Gebäudes innen sei top, außen allerdings müsse neue Farbe dran. Anfangs, könnten sich der Vereinsvorsitzende und seine Mitstreiter vorstellen, wäre die Vermietung für bestimmte Anlässe möglich. Dazu am Wochenende Angebote für Laufkundschaft. "Wir müssen einfach noch darüber reden, was machbar ist und wie wir loslegen wollen."

Der Naturteich im Waldbad soll sauberer werden, dafür will sich der neue Förderverein Silberteich einsetzen.
Der Naturteich im Waldbad soll sauberer werden, dafür will sich der neue Förderverein Silberteich einsetzen. © Matthias Weber/photoweber.de

Ideen gibt es aber auch fürs Bad. Döring: "Die Stadt sollte sagen, was sie leisten kann und will. Der Verein könnte sicherlich Betreiber werden." In diesem Fall würde man Kontakt zu anderen Objekten in Deutschland aufnehmen, wo dieses Modell schon praktiziert wird. Baulich müsse sich einiges bewegen. Vor allem das Naturbecken - jetzt stiefmütterlich behandelt - müsse sauberer werden. "Ob natürliche Klärung, Sauerstoffeintrag oder ganz was anderes - darüber sollten wir reden."

Schon in Kürze wollen die Silberteichbaudenretter auch öffentlich in Erscheinung treten. Beim Weihnachtsmarkt zum Beispiel - mit eigenem Stand, um sich vorzustellen und neue Mitstreiter zu gewinnen. "Mit Tradition allein und Interesse ist es ja nicht getan. Viele Leute hängen an irgendwelchen Sachen. Aber wenn sie mitmachen sollen, heben sie die Hände."

Das 1937 errichtete Gebäude wurde seit den 1950er Jahren als Gaststätte betrieben. Knapp 100 Gäste haben hier Platz. Hinzu kommen rund 200 Sitzplätze auf der Terrasse, im Biergarten und an der Tanzfläche. Himmelfahrt, so Dörings Ziel, könnte nach der Vereinsregistrierung die erste offizielle Aktion an der Baude werden. "Ich denke, das können wir schon mal offensiv verkünden: Dieses Datum sollten sich die Leute in den Kalender schreiben."