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Tschechen retten das Seifhennersdorfer Waldbad

Ohne Rettungsschwimmer aus dem Nachbarland würde nichts gehen. Trotzdem öffnet der "Silberteich" als eines der letzten Freibäder im südlichen Kreis. Das hat Gründe.

Von Frank-Uwe Michel
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Trotz schönstem Badewetter gibt es noch immer keine Besucher im Seifhennersdorfer Freibad. Am 10. Juni will es die Stadt als eines der letzten im südlichen Landkreis öffnen.
Trotz schönstem Badewetter gibt es noch immer keine Besucher im Seifhennersdorfer Freibad. Am 10. Juni will es die Stadt als eines der letzten im südlichen Landkreis öffnen. © Matthias Weber/photoweber.de

Am 10. Juni können sich die Wasserratten in die Fluten des Wald- und Erlebnisbades "Silberteich" in Seifhennersdorf stürzen. Nur das Gebirgsbad Jonsdorf (15. Juni) und das Volksbad Olbersdorf (16. Juni) sind in diesem Jahr noch später dran. "Nicht zu verstehen", schimpft vor allem Rüdiger Horn, der für Die Linke im Seifhennersdorfer Stadtrat sitzt. Doch die Stadt darf sich glücklich schätzen, dass sich die Pforten überhaupt wieder öffnen und die Zustände des vergangenen Jahres nicht wiederholen. Damals gab es im August nur ein kurzes Anbaden. Nach einer knappen Woche war wieder zu.

Von diesem Horrorszenario ist Seifhennersdorf im Juni 2023 weit entfernt, wenngleich beileibe noch nicht alle Unwägbarkeiten beseitigt sind. Aber die größten "Baustellen" sind erledigt. So hat sich zum Beispiel die Situation um die Rettungsschwimmer entspannt. Nach Auskunft von Fred Heinze stehen bis zu neun Kräfte zur Verfügung. Überwiegend Jugendliche aus Tschechien. Ohne die, räumt der Badbetriebsleiter ein, würde gar nichts laufen.

Allerdings gibt es damit auch Probleme. Denn weil die meisten noch zur Schule gehen und dort die Abschlussklassen besuchen, könnte es während der Prüfungszeit in den nächsten Wochen problematisch werden. Heinze sieht in den jungen Leuten aus dem Nachbarland aber auch einen Vorteil: "Mindestens 50 Prozent des Publikums in unserem Bad sind Tschechen. Da macht es sich gut, wenn sich die Rettungsschwimmer in Deutsch und Tschechisch verständigen können."

Die zeitliche Verzögerung des Eröffnungstermins ist vor allem durch dringend notwendige Arbeiten in den Duschen und Toiletten entstanden. "Da sind wir durch die Witterung im Winter und Frühjahr einfach nicht schneller vorangekommen", erklärt Heinze. Zudem sei die Personalsituation im Bad insgesamt problematisch. Die Anlage auf Vordermann zu bringen, benötige jede Menge Zeit. Denn für das sieben Hektar große Areal sei ein erheblicher Aufwand erforderlich. 520-Euro-Kräfte hätten - anders als in früheren Jahren - in begrenztem Umfang erst ab April zur Verfügung gestanden. Und der Bauhof sei ebenfalls nur eingeschränkt in der Lage, zu helfen.

Mittlerweile sieht der Außenbereich jedoch einladend aus. Und auch die Fliesenarbeiten in den Duschen und Toiletten sind abgeschlossen. Probleme gibt es aber weiterhin - vor allem im technischen Bereich. Bei den beiden Rutschen steht die Tüv-Abnahme noch aus, aktuell gebe es dort jedoch keine Probleme, so Heinze. "Bei der Breitrutsche haben wir Roststellen beseitigt. Auch bei der Großrutsche gab es Reparaturen." Hier sei man jedoch technisch und finanziell nicht in der Lage, über das Notwendigste hinaus einzugreifen. "Wenn sich im Saisonverlauf ein Defekt einstellen sollte, müssten wir diese Rutsche sperren", weist der Betriebsleiter auf den schlimmsten Fall hin.

Und auch das Kinderbecken ist noch nicht betriebsbereit. Ein Relais hat sich verabschiedet, das für die Niveaustandsregelung des Wassers zuständig ist. Der Lieferant hat fünf bis sechs Wochen Wartezeit angekündigt. Dagegen soll eine Pumpe, die für die Solaranlage benötigt wird, nach ihrer Instandsetzung rechtzeitig wieder zur Verfügung stehen.

Der Naturteich bereitet den Verantwortlichen weiterhin große Probleme. Das Gewässer ist undicht und verliert Wasser. Ein Reparaturversuch im Frühjahr hat nichts gebracht.
Der Naturteich bereitet den Verantwortlichen weiterhin große Probleme. Das Gewässer ist undicht und verliert Wasser. Ein Reparaturversuch im Frühjahr hat nichts gebracht. © Matthias Weber/photoweber.de

Erhebliche Sorgen bereitet den Verantwortlichen weiterhin der Naturteich. Ein Reparaturversuch im Frühjahr hat sich als Flickschusterei herausgestellt und nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Das bedeutet: Trotz erheblichen Zulaufs nimmt der Wasserstand weiter ab. "Durch diese Undichtheit und die starke Verdunstung fehlt schon fast ein Meter", weiß Fred Heinze. "Im Moment können wir nichts dagegen machen. Im Herbst aber, wenn die Saison vorbei ist, sollten wir das Problem grundsätzlich anpacken - und lösen." Dies jedoch wird von der Machbarkeit und den Finanzen abhängen, die zur Verfügung stehen. Seifhennersdorf ist in dieser Hinsicht nicht auf Rosen gebettet, hat momentan noch nicht mal einen Haushaltsentwurf für das laufende Jahr.

Unklar bleibt auch die Situation im Gastronomiebereich. Die Silberteichbaude ist seit einer gefühlten Ewigkeit geschlossen. Bleibt die Versorgung durch einen Kiosk. Der private Betreiber befindet sich schon seit Langem im Rentenalter, hatte sich in der Vergangenheit aber immer wieder überreden lassen. Ob das auch diesmal gelingt, ist nicht sicher. Bürgermeisterin Karin Berndt will es versuchen. Andernfalls sähe es schlecht aus. "Dann gibt's in dieser Saison kein Angebot." Die Situation rund um das Objekt ist verzwickt. Denn: Das genutzte Domizil wurde als Privatinvestition auf städtischem Grund errichtet. Seifhennersdorf kann den Betreiber nicht vor die Tür setzen und sich einen neuen suchen. Privat verkaufen lässt sich der Kiosk auch nicht, weil er eben auf einem kommunalen Grundstück steht.