Baufahrzeuge sind auf der B178-Neubaustrecke zwischen Zittau und der Abfahrt Oderwitz/Großhennersdorf eigentlich immer präsent. Doch seit den letzten Augusttagen hat sich das Bild noch einmal gewandelt. Denn seitdem sind fast ohne Unterlass schwer beladene Lkw unterwegs, deren Ladeflächen mit Planen abgedeckt sind. Darunter befindet sich Asphalt, der von der Mischanlage Niedercunnersdorf herangeschafft wird. Aufgetragen wird er auf dem Knotenpunkt kurz hinter Zittau und dem sich anschließenden Stück der neuen Bundesstraße.
Zwei übereinander liegende Tragschichten mit insgesamt 18 Zentimeter Stärke werden auf der Hauptstrecke eingebaut, auf der kreuzenden S132, die über die erste neue und fast fertige Brücke führt, sind es 12 Zentimeter. In den nächsten Tagen gehen die Arbeiten mit Hochdruck weiter. Insgesamt sind auf diesem Abschnitt 18.000 Quadratmeter Asphalt notwendig. "Wir müssen das schöne Wetter nutzen", sagt Hans-Joachim Kummert vom Ingenieurbüro BiT-Plan, das die Bauoberleitung des Projektes stellt. Allerdings hat das forsche Vorgehen auch einen zeitlichen Hintergrund. "Wir wollen in Kürze in den nächsten Bauabschnitt wechseln", erklärt Projektleiter Martin Richter vom Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv).
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Das bedeutet: Die aktuell genutzte Schleife um den künftigen Knotenpunkt herum hat dann ausgedient und wird zurückgebaut. Denn im Herbst beginnen die Arbeiten für den Anschluss der seit vielen Jahren fertigen Nordspange an das jetzt in der Endfertigung befindliche Stück B178. Voraussetzung ist jedoch, dass der Verkehr dann über die neue Brücke rollt. "Bis Ende September werden wir noch verschiedene Restleistungen ausführen - wie Geländer anbringen oder Fahrbahnmarkierungen. In der ersten Oktoberwoche wird der Verkehr dann umverlegt", erläutert Richter.
Damit ist der erste sicht- und für die Autofahrer spürbare Bauabschnitt der neuen B178 in Kürze fertig. Je nach Baufortschritt und den verschiedenen Bauphasen wird der Knotenpunkt bis zum Frühjahr 2024 komplett in Betrieb genommen. Das heißt aber nicht, dass dann sofort alle Spuren befahrbar sind, denn die Anschlussstrecken sind zu diesem Zeitpunkt ja noch lange nicht fertig.
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Unterdessen ist die Fertigstellung weiterer Brücken bereits absehbar. Das nur wenige hundert Meter entfernte Bauwerk "Ü5", über das ein Wirtschaftsweg führt, soll ebenfalls noch in diesem Jahr abgeschlossen und im Frühjahr 2024 genutzt werden. Denn dann wird K8617, die Verbindungsstraße zwischen Oberseifersdorf und Mittelherwigsdorf, im April beginnend für ein Vierteljahr gesperrt. Der Grund: In dieser Zeit muss der Anschluss der um einige Meter verlegten Kreisstraße an die Brücke "Ü4" gelingen. Währenddessen soll der Busverkehr über die benachbarte "Ü5" und den Wirtschaftsweg laufen. Für andere Fahrzeuge bleibt diese Verbindung jedoch gesperrt. Sie können erst nach Freigabe von "Ü4" wieder auf kurzem Wege von Oberseifersdorf nach Mittelherwigsdorf gelangen.
Nicht ganz so schnell geht es mit der anderen Hälfte der insgesamt sechs neuen Brücken voran. Das liegt vor allem an den unterschiedlichen Konstruktionen, am festen oder weniger festen Untergrund und an den Maßnahmen, die zur Stabilisierung ergriffen werden müssen. So gibt es Bauwerke - wie die sogenannte Fledermausbrücke "Ü3" - die wegen aufwendiger Bodenverfestigung im Ganzen betoniert werden können. "Das passiert ebenfalls noch in diesem Jahr. Wahrscheinlich bis November", erklärt Hans-Joachim Kummert. Denn schon im Dezember sollen die Rampen zu beiden Seiten angefüllt werden.
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Andere Brücken - wie die besonders breite Wildbrücke "Ü2" - müssen technologiebedingt einen Zwischenstopp einlegen. "Hier werden bis zum Jahresende noch alle sechs Widerlager-Segmente betoniert. Dann müssen wir warten, ob und in welchen Größenordnungen sich Setzungen ergeben. Das kann bis zu einem halben Jahr dauern", so der Bauoberleiter. Erst wenn sicher sei, dass keine zusätzlichen Spannungen auftreten, könne das Brückenprojekt mit dem Überbau - etwa ab Mitte 2024 - fortgesetzt werden.
Abwarten heißt es derzeit auch bei der ersten Brücke nach Ende der aktuellen Neubaustrecke. Dort haben in den vergangenen Wochen Bagger und Lkw tausende Kubikmeter Erdreich bewegt und die Rampen zu beiden Seiten aufgefüllt. Auch dort gilt es nun, mögliche Setzungen abzuwarten. Der Überbau ist hier ebenfalls erst 2024 möglich.
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Die Ruhephasen an den verschiedenen Bauwerken bedeuten aber nicht, dass die Bauleute in der Zwischenzeit Däumchen drehen. Im Gegenteil: Zwischen den verschiedenen Brücken sind entlang der Trasse teilweise noch erhebliche Erdarbeiten nötig. "Wir kümmern uns in dieser Zeit um die Profilierung des Geländes und den Streckenbau", erklärt Martin Richter. Damit das Gesamtgebilde die Zielmarke April 2025 pünktlich erreicht. Danach sieht es zumindest aktuell aus. Und auch bei den Finanzen liegt der B178-Neubau derzeit im Soll. Abgesehen von den üblichen Steigerungen im Baupreisindex gebe es keine wesentlichen Zusatzkosten, bestätigt Bernd Just vom Landesamt für Straßenbau und Verkehr. Erst jüngst war vermeldet worden, dass Bauen in Sachsen erheblich teurer geworden sei und deshalb Abstriche bei Projekten gemacht werden müssten.