Wer aus Zittau kommt oder von der Baustellenumfahrung aus Richtung Oberseifersdorf dorthin will, wird sie schon bemerkt haben: die weißen Seitenmarkierungen auf einem frisch asphaltierten Straßenstück. "Das ist ein klitzekleiner Abschnitt, der bereits fertig ist", freut sich Martin Richter über den Baufortschritt an der neuen B178. Die Strecke ist nur ein paar Meter lang. "Aber ein Zeichen dafür, dass wir gut im Plan liegen", erklärt der Projektleiter des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr (Lasuv).
Die gewaltige Konstruktion mit der Brücke, den Auf- und Abfahrten zwischen Zittau und Oberseifersdorf strebt ganz offensichtlich ihrer Fertigstellung entgegen. Die ist zwar nicht gleich übermorgen. Im September aber, spätestens im Oktober, soll das Brückenbauwerk mit dem offiziellen Namen "BW Ü6" befahrbar sein. Danach verschwindet die jetzt gültige Umfahrungsstrecke und der Verkehr fließt über die dann erste neu in Betrieb genommene Brücke.
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Vor ein paar Tagen wurde hier die Betonage des Überbaus fertiggestellt. Zuvor hatten die Arbeiter zwölf Spannglieder gelegt und dann straff gezogen. "Sie nehmen die hier herrschende Belastung auf", erläutert Richter die Verfahrensweise. Zehn Tonnen Spannstahl wurden dazu eingesetzt. Für den gesamten Überbau dieser Brücke wurden weitere 78 Tonnen Bewehrungsstahl verwendet, außerdem 480 Kubikmeter Beton.
Das Zusammenspiel von Stahl und Beton gewinnt beim aktuellen Baufortschritt an den sechs Brücken immer mehr an Bedeutung. Auch ein paar hundert Meter weiter, bei "BW Ü5", nehmen stählerne Glieder die Spannung auf, um damit dem Bauwerk eine höhere Festigkeit zu verleihen. Acht sind es hier, mit rund sechs Tonnen Gewicht. Ausgelegt in sogenannten Hüllrohren. Darin werden sie gespannt. Danach wird das sie umgebende Rohr verpresst. 50 Jahre soll die Lebensdauer einer auf diese Weise hergestellten Straßenbrücke betragen. Die Dimensionierung an der neuen B178 ist aber so gewählt, dass durchaus auch 80 Jahre möglich sind.
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"BW Ü5" wird die zweite Brücke entlang der Neubaustrecke sein, die von Fahrzeugen genutzt werden kann. Auch hier ist der Asphalteinbau für den Zeitraum September/Oktober geplant. "Wir machen das bei beiden Bauwerken zügig hintereinander. Denn die Technik dafür muss ja herangeschafft werden. Da sollte sich der Einsatz richtig lohnen", erklärt der Lasuv-Experte. Schon jetzt ist die Brücke aber aus einem anderen Grund kaum zu übersehen: Die angeschütteten Auf- und Abfahrten wurden rechts und links mit sogenannter Nasssaat versehen. Sie besteht aus Grassamen inklusive Dünger und verbreitet seit Kurzem bereits kräftiges Grün.
Ein paar hundert Meter vom jetzigen Ende der B178n entfernt wächst "BW1". Sie ist die einzige Brücke, über die künftig der Verkehr der Bundesstraße fließt. Ihre Schwestern nehmen lediglich Wirtschaftswege oder andere Straßen auf. Die B178 wird dort darunter durch gebaut. Zwischen "BW1" und der nächsten Brücke ist der Erdaushub noch in vollem Gange. Zum einen müssen die Auffahrten erheblich angeschüttet werden. Zum anderen ist die Straßenlinie bis zu "BW Ü2", die als "Grünbrücke zur Tierpassage" ausgeführt wird, noch nicht erreicht.
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Auf diesem Teilstück wird etwas mehr Zeit gebraucht. An verschiedenen Stellen befinden sich Setzungspegel, um die Bewegung des Baugrundes zu beobachten, der durch die Erdmassen stark belastet wird. Die Pegel bestehen jeweils aus einem Stab und einer angesetzten Platte, beides aus Stahl. "Der Stab wird solange verlängert, bis er auf Straßenhöhe ist. Wir kontrollieren das im 14-tägigen Rhythmus. Die Werte gehen in ein Diagramm ein. Erst wenn es keine Bewegung mehr gibt, kann die Straße tatsächlich gebaut werden", erklärt Martin Richter. Das gleiche Prinzip werde bei den Brücken angewendet. Dort könne erst mit dem Überbau begonnen werden, wenn der Untergrund zur Ruhe gekommen sei. Je nach Beschaffenheit des Standorts kann das bis zu einem halben Jahr dauern.
Reh, Hase und Wildschwein, möglicherweise auch der Wolf, haben auf "BW Ü2" 60 Meter Breite zur Verfügung - es ist das mächtigste Brückenbauwerk, das entlang der Neubaustrecke entsteht. Eine 30 Zentimeter starke Ausgleichsschicht aus Mineralgemisch und eine zehn Zentimeter dicke Sauberkeitsschicht aus Beton wurden bereits verlegt. Vor Kurzem haben die Bauarbeiter mit der Schalung des Fundaments begonnen.
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Etwas anders sieht die Situation bei "BW Ü3" aus, die als Fledermausbrücke ausgeführt wird und einen Wirtschaftsweg aufnehmen wird. "Zur Baugrundverbesserung haben wir hier schon vor einiger Zeit Säulen in den Boden gebracht. Die nun folgende Lastausgleichsschicht wird mit Mineralgemisch und zusätzlich mit Geogitter hergestellt", beschreibt der Lasuv-Experte den weiteren Fortgang. Erst danach könne das übliche Prozedere mit Sauberkeitsschicht, Schalung und Bewehrung folgen.
Bei "BW Ü4", über die künftig die Straße zwischen Oberseifersdorf und Mittelherwigsdorf führen wird, sind die Fundamente bereits betoniert. Aktuell geschieht die Schalung und Bewehrung der Widerlager. Die Zufahrten sind schon relativ weit angeschüttet. Allerdings muss überall die Setzung des Untergrundes beobachtet werden. Erst wenn bei Widerlagern und Dämmen Ruhe eingekehrt ist, kann es weitergehen. Um dies schneller zu erreichen, wird Erdreich in 1,50 Meter Stärke und damit auch mehr Masse aufgeschüttet als nötig. Dies muss im Zuge des Baufortschritts später wieder abgetragen werden.