In den vergangenen Tagen ist es an der neuen B178-Brücke kurz hinter Zittau Schlag auf Schlag gegangen: Rechts und links der Fahrbahn wurden Geländer und Schutzplanken montiert. Zudem waren auf der Straße, die über das auch als "BW Ü6" bezeichnete Bauwerk führt, die Markierer zugange. Das schlechte Wetter Anfang der Woche sorgte bei den Beschäftigten für einige Sorgenfalten. Bis Montag sollen aber alle Arbeiten komplett abgeschlossen sein. Denn ab dann gibt es am künftigen Knoten Zittau-Nord eine neue Verkehrsführung. Das heißt auch: Die erste neue Brücke des Bauabschnittes 3.3 zwischen Nordspange und Knoten Großhennersdorf/Oderwitz geht in Betrieb.
Für das Gesamtprojekt ist dies zweifellos ein wichtiger Meilenstein. Das französische Unternehmen Eiffage als für diesen Bereich zuständiger Hauptauftragnehmer kann zugleich ein Häkchen hinter die erste von zwei Brücken machen, für die es die Verantwortung trägt. Und das nach nur reichlich einem Jahr. Von August bis September 2022 bestimmten Bagger und mit Erdreich beladene Transporter das Bild. Bereits im November wurden die Fundamente betoniert. Im Februar 2023 schlossen sich die Widerlager an - aufgrund des milden Winterwetters war das möglich.
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Monatelang passierte dann nichts. "Technologiebedingt", wie Bernd Just, einer der Projektleiter vom Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) erklärt. "Die Zeit war notwendig, um die Setzung abzuwarten. Wir konnten erst weitermachen, als das abgeschlossen war." Im Juni 2023 begannen schließlich die Arbeiten für den Überbau. In den Sommermonaten ging es mit der Betonage ins Detail: Kragarme, Flügel, Schleppplatte und Kappen entstanden. Im August und September standen Abdichtungsarbeiten an, Mitte September kam der Asphalt. Mit der Deckschicht ist die Straße auf der Brücke nun befahrbar.
"BW Ü6" ist eine Spannbeton-Rahmen-Konstruktion. "Diese Variante kommt in der heutigen Zeit immer dann zum Einsatz, wenn die Stützweite 25 Meter oder mehr beträgt - also bei besonders großen Brücken", erklärt Just. Das Ziel ist, den Überbau zu verschlanken - was in der herkömmlichen Bauweise mit Stahlbeton nicht möglich wäre. Beim Spannbeton wird der Stahl an den beiden Widerlagerseiten vorgespannt - in der Fachsprache heißt das "künstlich überdrückt". Zwölf Spannglieder kamen hier zum Einsatz. "Damit überhöhen wir die Tragfähigkeit der Brücke, die Konstruktionsstärke des Überbaus lässt sich auf diese Weise verringern."
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Mit einer Fläche von 486 Quadratmetern ist "BW Ü6" nach der riesigen Grünbrücke (1.500 Quadratmeter) kurz nach dem Ende der bereits fertigen neuen B178 die zweitgrößte Brücke im Bauabschnitt 3.3. Mit geplanten Nettokosten von 1,67 Millionen Euro liegt sie in der Preistabelle der sechs Neubaubrücken aber nur an Position vier. Am teuersten ist die Grünbrücke mit 5,65 Millionen Euro. Das liegt vor allem daran, dass nur wenige Zusatzarbeiten erforderlich waren. Wegen des schlechten Baugrunds musste lediglich ein 2,50 Meter starkes Gründungspolster vorgesehen werden.
Die verbauten Betonmengen sind dennoch gewaltig. Hierbei liegt "BW Ü6" klar auf Platz zwei. 1.200 Kubikmeter Stahlbeton wurden herangekarrt, darüber hinaus 500 Kubikmeter Spannbeton. Der vorgespannte Spannstahl war 15 Tonnen schwer, der überall im Bauwerk verlegte Betonstahl satte 240 Tonnen. Meist waren in den verschiedenen Bauabschnitten bis zu 15 Personen gleichzeitig beschäftigt, beim Betonieren sogar mehr als 20.
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Im Laufe des kommenden Montags wird der Verkehr nun über die neue Brücke geführt. "Wir nehmen die jetzt gültige Umfahrung der Baustelle außer Betrieb. Stattdessen geht's dann aus Richtung Oberseifersdorf von der alten B178 über ein kurzes Provisorium auf die Brücke und von dort auf der schon fertigen S132-Zufahrt weiter Richtung Zittau. Dann splittet sich der Verkehr auf - nach Eckartsberg und in die Stadt, andererseits zur Nordspange", erklärt Bernd Just. In die Gegenrichtung geht es entsprechend andersherum. Weil sich die nächsten Bauabschnitte in unmittelbarer Nähe befinden und die Straße deshalb teilweise nur halbseitig befahrbar ist, kann auf Ampeln noch nicht verzichtet werden.
Auch nach der Inbetriebnahme gibt es an "BW Ü6" noch einige Restarbeiten, die den Verkehrsfluss aber nicht stören. So wird die Böschung rechts und links der Fahrbahn gestaltet. Überdies bekommt die Brücke selbst eine Natursteinverblendung. "Laut einer 1998 entwickelten Gestaltungskonzeption sollen sich Brücken entsprechend ihrer landschaftstypischen Lage präsentieren", erläutert der Fachmann aus dem Landesamt. Das heißt für die neue B178: Die Verblendung der Brückenkörper besteht aus 12 Zentimeter starkem Lausitzer Granit. Charakteristisch für die runde Gestaltung der verschiedenen Brückenelemente - zum Beispiel der Geländer - sind die Bögen der Umgebindehäuser und die durch Vulkane entstandenen Berge.
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Fließt der Verkehr über die neue Route, steht als nächste Aufgabe die Anbindung der neuen B178 an die schon lange fertige Nordspange an. Dafür wird die bis jetzt genutzte provisorische Straße zurückgebaut. Außerdem geht es um den Lückenschluss zwischen der alten B178 bei Oberseifersdorf und der S132, die über die neue Brücke führt. Denn ist der neue Abschnitt im Frühjahr 2025 durchgängig befahrbar, wird die alte Bundesstraße zur Staatsstraße zurückgestuft.