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Ukraine-Flüchtlinge erhalten Soforthilfe

Die Kommunen haben an die noch nicht registrierten Flüchtlinge Teilbeträge ausgezahlt. Das Geld will der Kreis zeitnah erstatten. Derweil kümmern sich Ehrenamtler weiter intensiv um die Ukrainer.

Von Jan Lange
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Im Lutherhaus in Zittau werden ukrainische Flüchtlinge versorgt.
Im Lutherhaus in Zittau werden ukrainische Flüchtlinge versorgt. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Eigentlich hatte Pastor Johannes Weiß gehofft, dass es nach ein paar Wochen ruhiger wird. Doch zehn Wochen nachdem die ersten Flüchtlinge aus der Ukraine im Lutherhaus in Zittau eingetroffen sind, ist der Bedarf für Hilfe kaum geringer. Die Zahlen gingen eher wieder nach oben, so der Pastor der Elim-Gemeinde. Dutzende Familien werden dreimal am Tag im Gemeindezentrum auf der Inneren Oybiner Straße verköstigt.

Immerhin müssen die ehrenamtlichen Helfer im Lutherhaus nicht mehr selber kochen. Die christliche Einrichtung wird vom Sport- und Freizeitzentrum Zittau und der Burgteich-Gaststätte mit Essen beliefert.

Ziel ist es, so Weiß, die Geflüchteten nur noch mittags zu verköstigen, früh und abends sollen sie sich selber versorgen. Doch dafür brauchen sie finanzielle Hilfe. Anfang der Woche waren etwa ein Drittel der über 3.000 ukrainischen Flüchtlinge im Kreis Görlitz offiziell registriert, sie erhalten nun Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz.

Die noch nicht registrierten Ukraine-Flüchtlinge erhielten von den Kommunen Teilbeträge. Allein die Stadt Zittau zahlte in den ersten beiden Aprilwochen mehr als 62.000 Euro an rund 120 ukrainische Familien aus, die sich zu dem Zeitpunkt in Zittau aufgehalten haben. Darüber informierte Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm). Auch in den folgenden Wochen wurden demnach weitere Gelder ausgezahlt.

Erwachsene über 18 Jahre erhalten laut Kreis eine Summe von 250 Euro, 200 Euro gibt es für Kinder und Jugendliche unter 18. Zuletzt gab es Gerüchte, dass Ukraine-Flüchtlinge 3.000 Euro erhalten. Das ist durch die Zahlen des Kreises widerlegt.

Der Kreis will den Kommunen die Gelder zeitnah erstatten, versichert Sprecherin Julia Bjar. Das soll innerhalb von zwei Wochen nach Eingang der Rechnung erfolgen.

Für die Kommunen ist die Auszahlung eine organisatorische Herausforderung: In Zittau sind laut OB mehrere Mitarbeiter damit beschäftigt. Sie kommen tageweise zu nichts anderem. Wie Stadtsprecher Kai Grebasch auf SZ-Anfrage mitteilt, ist der Zustrom mittlerweile aber nur noch gering und viele Familien sind bereits nicht mehr in Zittau.

Johannes Weiß kann das aus seinen Erfahrungen so nicht unbedingt bestätigen. Zwar kenne er Familien, die in andere Städte umgezogen oder sogar in die Ukraine zurück gegangen sind, aber das sei nicht die Masse. Die Ukraine-Flüchtlinge können sich bis zur Zuweisung durch die Landesdirektion Sachsen frei bewegen.

Könnten sich die Flüchtlinge Geld in einer Kommune im Landkreis Görlitz abholen, dann in ein anderes Bundesland gehen und dort wieder eine finanzielle Unterstützung bekommen? Ganz ausgeschlossen ist das nicht. Der Landkreis könne nicht sicherstellen, dass dies verhindert wird, teilt Julia Bjar mit. "Wir gehen jedoch davon aus, dass derartige Fernreisen bei den sich im Landkreis Görlitz aufhaltenden Vertriebenen, wenn überhaupt, in den seltensten Fällen vorkommen", sagt sie. "Umso wichtiger ist dem Kreis, dass eine enge Zusammenarbeit mit den Kommunen erfolgt."

Johannes Weiß sieht jede Woche beim Essen neue Gesichter. Erst Dienstagnacht sei wieder ein Bus mit neuen Flüchtlingen angekommen, berichtet er. Im Gemeindezentrum finden die Ukrainer erst mal Quartier bis eine andere Wohnung gefunden ist. Am vorigen Montag habe erstmals seit Ausbruch des Krieges kein Flüchtling aus der Ukraine im Lutherhaus übernachtet, erzählt der Pastor. Da aber bereits am Folgetag wieder ein Bus ankam, kann von einer Beruhigung noch keine Rede sein.

"Wir wollen vom Ausnahmezustand zu einem veränderten Normalzustand kommen", sagt Weiß. Das soll durch eine Umstrukturierung der Hilfe erreicht werden. Nicht alle Einrichtungen und Vereine sollen alles gleichzeitig machen, sondern sich möglichst auf bestimmte Bereiche konzentrieren. Die Elim-Gemeinde soll Erstquartier bleiben und die Flüchtlinge verpflegen.