SZ + Zittau
Merken

Der nächste Investor wirft hin: Rossmann gibt Center-Pläne in Zittauer Innenstadt auf

Die Drogeriekette wird das Areal zwischen Reichenberger Straße und Neustadt in Zittau nicht mehr bebauen. Sie zeigt aber weiter Interesse an dem Standort.

Von Thomas Christmann
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Die brachliegende Fläche an der Albertstraße in Zittau dient derzeit vornehmlich als Parkplatz. An dessen Stelle wünscht sich die Stadt einen Lebensmittler.
Die brachliegende Fläche an der Albertstraße in Zittau dient derzeit vornehmlich als Parkplatz. An dessen Stelle wünscht sich die Stadt einen Lebensmittler. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Rossmann hat die Pläne für ein Einkaufscenter in der Zittauer Innenstadt aufgegeben, nachdem sich der Baustart bereits seit Jahren verschoben hat. So tritt das Unternehmen nach Auskunft von Wirtschaftsförderin Gloria Heymann nicht mehr als Träger des Vorhabens auf. Allerdings bestehe weiter Interesse daran, dass der Standort entwickelt werde, berichtet sie. So wolle die Drogeriekette dort eine angemessene Verkaufsfläche unterbringen. Über die Gründe für den Rückzug vom Projekt äußert sich die Wirtschaftsförderin jedoch nicht, ebenso wenig wie Rossmann selbst.

Den ersten Entwurf für ein Einkaufscenter legte die Drogeriekette 2017 vor. Drei Läden, Praxen- und Büroräume waren damals in den Häusern an der Reichenberger Straße vorgesehen. Von der Nummer 15 bis zur 19 sollte die Front des knapp 800 Quadratmeter großen Rossmann-Marktes reichen. In der 21 plante das Unternehmen ein Geschäft für Schuhe mit rund 280 Quadratmetern, in der daneben liegenden Abrisslücke an der Ecke zur Albertstraße eines für Textil mit fast 300 Quadratmetern. Dahinter befanden sich die 31 Parkplätze, die Kunden über eine überbaute Passage erreichen sollten. Auf der Fläche bis zur Neustadt ließ Rossmann noch Platz für einen Lebensmittelmarkt.

Über ein Jahr später legte die Drogeriekette einen neuen Entwurf vor, wonach sie nun in zwei Abschnitten bauen wollte. Der erste Teil sah den eigenen Markt vor, im zweiten sollten dann die weiteren Verkaufsflächen entstehen. Für die konnte das Unternehmen bis dato keine Mieter finden, versprach sich aber durch den Einzug der Rossmann-Filiale bessere Chancen. Die Stadt stimmte dem Vorhaben zu, seit Mai 2019 lag auch die nötige Baugenehmigung vor. Danach folgten Ausschreibungen und Ankündigungen - mehr passierte jedoch nicht. Im Mai vorigen Jahres brach stattdessen ein Brand in der Reichenberger Straße 19 aus: Während die 15 und 17 zum Abriss vorgesehen waren, sollte gerade die Fassade erhalten bleiben. Die Polizei ermittelte drei Jugendliche als Brandstifter, die das Gericht zu Haftstrafen verurteilte. Am Gebäude erfolgte eine Notsicherung, doch die Pläne von Rossmann gerieten damit umso mehr ins Wanken.

Das sah der Plan von Rossmann für die Fläche an der Albertstraße in Zittau vor.
Das sah der Plan von Rossmann für die Fläche an der Albertstraße in Zittau vor. © SZ-Bildstelle
So sollte die Rossmann-Fassade in der Reichenberger Straße in Zittau nach dem Bau aussehen.
So sollte die Rossmann-Fassade in der Reichenberger Straße in Zittau nach dem Bau aussehen. © Rossmann

Dass sich die Drogeriekette nun vom Bauvorhaben zurückgezogen hat, ärgert Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm). Dieses in zwei Abschnitte zu teilen, sei schon ein starkes Entgegenkommen der Stadt gewesen, sagt er. Verbunden mit dem Risiko, dass Rossmann trotz vertraglicher Absicherung nur seinen Teil baue. Zuletzt war laut Stadt wegen der Entwicklungen der Baupreise keine Wirtschaftlichkeit mehr für das Projekt gegeben. Die Erwartungen seien eben das eine, die Marktbedingungen das andere, so der Rathaus-Chef. "Zwingen können wir das Unternehmen nicht."

Seit rund 20 Jahren soll auf dem Areal zwischen der Reichenberger Straße und der Neustadt ein Einkaufscenter gebaut werden. Der erste Investor aus Sachsen plante ein Kaufhaus als Shop-in-Shop-Variante, sozusagen das Bautzner Kornmarktcenter im Kleinen. Doch als ein Ankermieter absprang, gab er auf. Danach wollte ein Investor aus Baden-Württemberg eine dreistöckige Passage mit mindestens 7.000 Quadratmetern errichten, in dem Läden, Cafés, Restaurants und Parkdecks ihren Platz finden sollten. Doch er tauchte ab.

Danach trat die AVW Immobilien AG aus Hamburg als Investor und Verwalter auf. Ihr vorgesehenes Center war zunächst rund 9.000 Quadratmeter groß, in der bis zu 20 Läden aus den Bereichen Elektronik, Textil, Schuhe sowie Waren des täglichen Bedarfs einziehen und 200 Arbeitsplätze entstehen sollten. Hinzu kam ein Parkdeck mit 250 Stellflächen. Ein Ankermieter war Rossmann. Später wollte die AVW die Verkaufsfläche auf 3.100 Quadratmeter verkleinern, weil sie nicht genügend Nutzer fanden. Von Beginn an formierte sich auch Widerstand gegen das Vorhaben.

Als das geplante Center vor dem Aus stand, übernahm die Drogeriekette das Projekt in einer deutlich kleineren Variante. Hauptgrund für das Engagement war der zusätzliche Platzbedarf, da dem Unternehmen die Filiale in der Frauenstraße zu klein ist und sie keine passende Räume in der Innenstadt findet. Das Unternehmen habe nach wie vor Interesse daran, sich in Zittau zu verändern, teilt Rossmann-Sprecherin Franziska Metz mit.

Die Stadt verfolgt nach dem Rückzug nun das Ziel, für die brachliegende Fläche an der Albertstraße vor allem einen Lebensmittler zu finden. Den Wunsch bekäme sie von Einwohnern und Investoren gespiegelt, berichtet Thomas Zenker. Aktuell liefen Gespräche mit potenziellen Geldgebern. "Die Hoffnung stirbt zuletzt", sagt der Oberbürgermeister.