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Umsatz-Explosion bei fit in Hirschfelde dank Handelsstreit - und 1.000 Euro Prämie

Schon im ersten Halbjahr 2023 steuert das Unternehmen auf ein neues Rekordjahr zu - Grund ist ein Streit zwischen Handelsketten und Konsumgüter-Giganten.

Von Markus van Appeldorn
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Wolfgang Groß, Geschäftsführer der Fit GmbH in Hirschfelde freut sich über ein riesiges Umsatz-Plus.
Wolfgang Groß, Geschäftsführer der Fit GmbH in Hirschfelde freut sich über ein riesiges Umsatz-Plus. © Matthias Weber/photoweber.de

Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Diese Weisheit hat sich jetzt zugunsten der fit GmbH in Hirschfelde bewahrheitet. Inhaber und Geschäftsführer Wolfgang Groß ist nämlich der lachende Dritte, weil sich Handelsriesen und Konsumgüter-Giganten um die Einkaufspreise bekannter Markenartikel gestritten haben. Hersteller haben die Märkte mit einigen Artikeln nicht mehr beliefert - oder deren Produkte wurden von den Handelsketten ausgelistet. Das sorgte für leere Stellen in den Regalen. fit-Podukte haben sie gefüllt - und damit für eine Umsatzexplosion in Hirschfelde gesorgt. Vom Geldregen bekommen die Mitarbeiter auch ordentlich was ab.

Wolfgang Groß verkündete die frohe Botschaft jetzt anlässlich des Besuchs von Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) im Hirschfelder Werk. "Wir haben so viel produziert wie nie zuvor", sagte Groß vor der Belegschaft. Gegenüber dem Vorjahres-Zeitraum sei der Umsatz im ersten Halbjahr um 40 Prozent in die Höhe geschossen - im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 sogar um 70 Prozent. Weil die Bänder bei fit in den letzten Wochen daher beinahe nonstop liefen, kündigte Groß seinen Mitarbeitern eine Sonderzahlung von 1.000 Euro an.

In Relation gesehen sind die Giganten die Zwerge

Grund ist eben ein erbitterter Handelsstreit. Seit dem Frühjahr wollen internationale Konsümgüter-Giganten und Top-Marken-Artikler wie Procter & Gamble ("Ariel", "Fairy", "Lenor", "Meister Proper"), Henkel ("Persil", "Somat"), oder Unilever ("Axe", "Domestos") im Handel höhere Einkaufspreise für ihre Produkte durchsetzen. Um Druck auszuüben, stoppten sie teilweise die Belieferung von Handelsketten. Die, wie etwa Handelsriese Edeka, gaben den Druck zurück und listeten die Produkte aus. Dabei geht es für die Konzerne um Handelsvolumen von mehreren hundert Millionen Euro.

Gegen all diese milliardenschweren Weltkonzerne ist fit im Grunde ein kleines Licht - aber ein sehr zuverlässiges wie sich zeigte. "Wir sind kurzfristig und flexibel in die Bresche gesprungen", sagte Groß. Von all diesen Mitbewerbern ist der im rheinischen Düsseldorf ansässige und als deutsches Spitzen-Unternehmen im Aktien-Olymp DAX gelistete Henkel-Konzern noch der kleinste - mit einem Jahresumsatz von 22,4 Milliarden Euro aber gut 95 mal stärker als fit. Der britische Konzern Unilever verzeichnete zuletzt einen Jahresumsatz von etwa 50,7 Milliarden Euro (das 215-Fache von fit) und der US-Gigant Procter & Gamble mit umgerechnet 74,26 Milliarden Euro Umsatz gar das gut 316-Fache.

Diese Marktgröße kann man indes auch ins Verhältnis setzen. Bei zuletzt 235 Millionen Euro Jahresumsatz repräsentiert jeder der im Durchschnitt 250 fit-Mitarbeiter etwa 940.000 Euro Umsatz. Gemessen daran müsste Procter & Gamble mit 97.000 Mitarbeitern über 91 Milliarden Euro Umsatz verbuchen, Unilever mit 150.000 Mitarbeitern ungefähr 141 Milliarden Euro und Henkel mit 51.000 Mitarbeitern beinahe 48 Milliarden Euro. So gesehen werden dann die Giganten zu Zwergen.

Ob sich dieses Umsatzplus für die Hirschfelder auch in der zweiten Jahreshälfte verstetigen lässt, ist noch nicht absehbar. Groß hofft aber, dass sich seine Flexibilität nachhaltig bezahlt macht - wenn sich die Handelsketten nämlich an fit als zuverlässigen Handelspartner erinnern, auch wenn die Giganten die Lieferungen wieder aufnehmen. Und auch viele Kunden, die zum Markenwechsel gezwungen wurden, könnten von diesem Wechsel und den Produkten aus der Oberlausitz überzeugt sein.

Bereits 2022 war ein Rekordjahr für fit. Mit einem Bruttoumsatz von rund 235 Millionen Euro wurde der Vorjahresumsatz (206 Millionen Euro) um rund 14 Prozent gesteigert. 93 Millionen Packungen seiner Produkte verkaufte fit - damit kauft jeder dritte deutsche Haushalt mindestens einmal im Jahr ein Produkt aus Hirschfelde. Das dürften in diesem Jahr schon allein deshalb deutlich mehr werden, weil fit vor einigen Tagen die Deomarke "MUM" von Procter & Gamble übernommen hat. Ein Teil der Umsatzsteigerung im Vorjahr war auch dem Umstand geschuldet, dass fit aufgrund enorm gestiegener Produktionskosten in mehreren Runden die Handelspreise hatte anheben müssen - ganz offensichtlich dabei aber nicht so zugelangt hat wie die Giganten.