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Wie Zittaus Stadtwerke das alte Gaswerk-Gelände umgestalten wollen

Die Gebäude im Gewerbepark an der Äußeren Weberstraße in Zittau sind noch teilweise unsaniert und ungenutzt. Das will der Eigentümer ändern.

Von Thomas Christmann
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Die Stadtwerke lassen gerade einen Anbau auf dem Gelände des ehemaligen Gaswerks an der Äußeren Weberstraße 43/45 in Zittau abreißen.
Die Stadtwerke lassen gerade einen Anbau auf dem Gelände des ehemaligen Gaswerks an der Äußeren Weberstraße 43/45 in Zittau abreißen. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Ein Abrissbagger frisst sich derzeit durch eine Halle aus den 1930er-Jahren. Sie gehört zu einem Komplex an Gebäuden, der sich auf dem Gelände des ehemaligen Gaswerks an der Äußeren Weberstraße 43/45 (B96) in Zittau befindet. "Der Anbau war völlig marode", sagt Rocco Deckert, technischer Geschäftsführer der hiesigen Stadtwerke. Ihnen gehört der südliche Teil des Grundstücks, den nördlichen nutzt die Süd-Oberlausitzer Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungsgesellschaft (Sowag).

Ein Standort mit Geschichte: Dort nahm 1858 die städtische Gasanstalt ihren Betrieb auf. Sie beleuchtete anfangs 256 Laternen und belieferte 173 Abnehmer. Über die Jahrzehnte folgten immer wieder An- und Neubauten, unter anderem Gasbehälter. Auch die Zahl der Anschlüsse wuchs. Zunächst kamen Pethau, Kleinschönau, Eckartsberg und Olbersdorf ans Zittauer Netz, später Oybin und Hain. So versorgte das Werk 1933 bereits über 11.500 Kunden. Vier Jahre später jedoch endete die Produktion. Die Stadt bezog ihr Gas fortan vom Kraftwerk Hirschfelde, 1967 per Fernleitung aus dem Kombinat "Schwarze Pumpe". Schon zu DDR-Zeiten ging der Rückbau auf dem Areal an der Äußeren Weberstraße los. So verschwanden 1976 die letzten Gasbehälter.

Nach der Wende siedelte sich die Sowag auf dem Grundstück an. Sie sanierte 2014 die alten und unter Denkmalschutz stehenden Gasometer, die als Lager sowie Garagen genutzt werden. Auch die Stadtwerke begannen schon vor Jahren, ihren Bereich umzugestalten. "Das Gelände wird scheibchenweise aus dem Dornröschenschlaf geholt", sagt Rocco Deckert. So riss das Unternehmen das Fundament eines Gasbehälters ab, baute den Schornstein des ehemaligen Ofenhauses ab, errichtete einen neuen Abwasserkanal und legte eine asphaltierte Straße mit Parkplätzen an. Bei der Beleuchtung des Grundstücks setzen die Stadtwerke seit vorigem Jahr auf historisch anmutende Gaslaternen, die mit LED-Technik ausgestattet sind. "Um den Charme zu erhalten", erklärt der Geschäftsführer mit Blick auf die Historie des Areals.

Auch die beiden denkmalgeschützten Gebäudekomplexe auf dem Gelände hat das Unternehmen bereits teilweise saniert und als Energielieferant einige Dächer mit Fotovoltaik-Anlagen ausgestattet. Im sogenannten Haus 1 ist eine Gerüstbaufirma, ein Taxiunternehmen und ein Elektroinstallateur eingemietet, im Haus 2 der Gewerbe-Betrieb Hansa-Flex. Weitere Räume nutzen die Stadtwerke für ihre IT-Technik. Rund die Hälfte der Gebäude steht leer, die laut Rocco Deckert für Büro- und Gewerbeflächen geeignet sind. In einem Teil davon wollte ein Privater eine Hausbrauerei mit Gastronomie errichten, doch durch Corona zerschlug sich der Plan. "Wir bereiten die Flächen erst vor, wenn sich ein Mieter findet", erklärt er.

Das Gelände des ehemaligen Gaswerks, das sich Sowag und Stadtwerke teilen.
Das Gelände des ehemaligen Gaswerks, das sich Sowag und Stadtwerke teilen. © GeoSN

Trotzdem investierten die Stadtwerke allein dieses Jahr eine höhere sechsstellige Summe in das Areal. Davon entfallen rund 150.000 Euro auf den Abriss des Anbaus von Haus 1, der bis Mitte März beendet ist. Darüber hinaus hat das Unternehmen vor, am Haus 2 die restliche Fassade zu erneuern. Dabei soll die historische Gebäudesubstanz erhalten und herausgearbeitet werden, beispielsweise durch den Wiedereinbau eines Rundbogenfensters. Ebenso installieren die Stadtwerke Fotovoltaik-Anlagen auf den Dächern. Nächstes Jahr ist dann Haus 1 an der Reihe.

Perspektivisch will das Unternehmen ein eigenes Wärmenetz für den Standort aufbauen. Davon profitieren sollen auch die Sowag und der benachbarte Kindergarten. Vorstellen kann sich Rocco Deckert, dazu Wärme aus der Erde, dem Abwasser oder Wasser des Regenrückhaltebeckens zu nutzen. Welche Technologie infrage kommt, entscheidet sich nach einer Untersuchung frühestens nächstes Jahr. Ebenso, ob auf dem Gelände in Kooperation mit einem Energieversorger im dritten Quartal 2025 vier Schnellladesäulen für E-Fahrzeuge installiert werden. Ob die Lage an der B96 oder der Stromanschluss: Die Voraussetzungen dazu bringt das Areal schon mal mit. Es sei genug Platz, um dass auch Caravans geladen werden könnten, so der Geschäftsführer.

Die Stadtwerke haben zudem weitere Standorte für E-Tankstellen in Zittau identifiziert, die bei Bedarf erschlossen werden. "Wir wollen zunächst abwarten, wie sich die Abnahmeleistung entwickelt", sagt er mit Blick auf die bereits neun vorhandenen Ladesäulen. Dort steigt die Zahl der Ladevorgänge.