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Wieder ein Stück schneller: Friedrich fährt zu EM-Silber in Altenberg

Die Verletzung scheint Bobdominator Francesco Friedrich im Griff zu haben, umso stärker ist die Konkurrenz. Beim Weltcup mit EM-Status in Altenberg deutet sich an, wie knapp es bei der WM zugehen wird.

Von Tino Meyer
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Unterwegs zum zweiten Platz: Francesco Friedrich, Thorsten Margis, Candy Bauer und Felix Straub beim Heim-Weltcup mit EM-Status in Altenberg.
Unterwegs zum zweiten Platz: Francesco Friedrich, Thorsten Margis, Candy Bauer und Felix Straub beim Heim-Weltcup mit EM-Status in Altenberg. © dpa/Robert Michael

Altenberg. Der WM-Countdown läuft längst und nach den zwei Weltcup-Wochen von Altenberg ist klar: Es wird so spannend wie lange nicht. Weitere Erkenntnis: Es sieht gut aus mit der zuletzt immer wieder zitierten Punktlandung für Bobdominator Francesco Friedrich. Sechs Tage vorm WM-Beginn in St. Moritz ist der an einem Muskelfaserriss laborierende Rekordweltmeister und vierfache Olympiasieger am Sonntag auf seiner Heimbahn im Viererbob zu EM-Silber gerast , und er wirkt wieder ein Stück fitter.

Wie schon in der Vorwoche siegen jedoch die Briten um Pilot Brad Hall beim parallel ausgetragenen Weltcup-Rennen in Altenberg. Sie holen sich mit zweimal Laufbestzeit sowie 0,09 Sekunden Vorsprung den EM-Titel in der Königsklasse und - das ist ein nicht minder wichtiger Aufschluss - sind nun der Top-Favorit auf den WM-Triumph. "Wir genießen es, so weit oben in der Weltrangliste zu stehen. An unserer Herangehensweise ändert das alles nichts. Wir kommen zu jedem Rennen und wissen, dass wir eine Medaille gewinnen wollen – und jetzt auch können", sagt Hall.

Friedrich ist ebenfalls nicht unzufrieden, im Gegenteil. Eine Woche zuvor hatte er noch 0,52 Sekunden Rückstand auf Hall. "Viel besser hätte es an diesem Wochenende in Altenberg nicht laufen können. Wir konnten gut starten, gut rennen", sagt der Pirnaer - und betont gleichzeitig: "Wir sind noch lange nicht am Ende der Fahnenstange."

Tatsächlich präsentiert sich der Pilot vom BSC Sachsen Oberbärenburg, diesmal angeschoben von Thorsten Margis, Candy Bauer und Felix Straub, im Vergleich zur Vorwoche erneut deutlich verbessert. Mit der zweit- und drittbesten Startzeit ist der Anschluss an die Weltspitze hergestellt. Nun geht es darum, die Konkurrenten wie in den Vorwochen auf Abstand zu bekommen. Diese Dominanz auf den ersten Metern hat zumindest in der Vergangenheit wesentlich dazu beigetragen, dass Team Friedrich seit 2017 jedes WM- und Olympiarennen im Zweier- und Viererbob für sich entschied.

Sein Gruß fürs Heimpublikum ist auch ein Wink an die Konkurrenz. Francesco Friedrich scheint seine Verletzung weitgehend überstanden zu haben.
Sein Gruß fürs Heimpublikum ist auch ein Wink an die Konkurrenz. Francesco Friedrich scheint seine Verletzung weitgehend überstanden zu haben. © dpa/Robert Michael

"Bis jetzt ist alles okay, es ist seitdem nichts mehr passiert", antwortet Friedrich auf die inzwischen obligatorische Frage, wie es um seine Verletzung steht. Kurz vor dem Jahreswechsel hatte er sich beim Lauftraining einen Muskelfaserriss im Adduktorenbereich zugezogen. "Wir haben noch sechs Tage Zeit bis zur WM, und die müssen intensiv und richtig nutzen. Das ist entscheidend", erklärt der 32-Jährige, der mit dem WM-Sieg vor zehn Jahren in St. Moritz seinen ersten großen Titel gewann.

Dritter im Vierer diesmal: der Schweizer Michael Vogt und sein Team, die aufs erste Altenberg-Wochenende noch verzichteten und stattdessen lieber auf der Heimbahn in St. Moritz trainieren. Auch sie gehören - nicht zuletzt nach dem starken Eindruck vom Sonntag, als sie trotz mäßiger Startzeiten vorn dabei sind - bei der WM zu den großen Medaillenkandidaten. Das Favoriten-Quartett perfekt macht Johannes Lochner, Zweier-Sieger am Samstag und Vierter tags darauf mit dem Vierer.

"Die Siege auf der Bahn des Konkurrenten sind die allerbesten. Ich voll zufrieden, auch mit dem Vierer. Weil ich merke, dass ich immer Herr der Lage bin und das Gerät macht, was ich will", meint Lochner und ahnt zugleich: "Der Franz wird in St. Moritz zurückschlagen. Das habe ich schon oft am eigenen Leib erleben müssen."

Plötzlich WM-Favorit: der Brite Brad Hall und sein Team.
Plötzlich WM-Favorit: der Brite Brad Hall und sein Team. © dpa/Robert Michael

Vorerst aber ist weiter Lochner zumindest im Zweier derjenige, der allen davonfährt. Mit dem vierten Weltcupsieg in Folge hat der Pilot vom Königssee am Samstag den EM-Titel gewonnen – vor Vogt und Friedrich. "Im zweiten Lauf habe ich kleine Fehler gemacht. Es waren immer ein paar Millimeterchen, doch die machen bei dem Wetter sehr viel Zeitverlust aus. Nächste Woche ist entscheidend", sagt Friedrich.

Mindestens ebenso aussagekräftig sind auf dem Weg dahin die Startzeiten, und dabei insbesondere jene von Friedrich und seinen Anschiebern. Nur Hall und die Letten um Pilot Emils Cipulis sind im Vierer schneller. Selbst im Zweier rückt der Pirnaer – angeschoben von Alexander Schüller, der auch bei der WM im kleinen Schlitten sitzt – am Start wieder ganz nah ran an die Weltspitze. Lediglich 0,05 Sekunden fehlen noch.

"Nächste Woche ist WM, und da werden die Karten neu gemischt. St. Moritz hat tausend eigene Gesetze. Rückschlüsse auf Altenberg, auf Winterberg, auf irgendwas - das ist nicht möglich. St. Moritz ist komplett anders. Und deshalb geht es dort neu los", betont Friedrich.

Noch am Sonntagabend hat sich der Bob-Tross auf den Weg nach St. Moritz gemacht. Während einige Teams die rund 750 Kilometer von Altenberg in die Schweiz durchfahren, machen die Deutschen halt in München; Friedrich nicht zuletzt um die sensiblen Adduktoren zu entlasten. Bereits am Dienstagmorgen, 8.30 Uhr, findet dann das erste WM-Training auf der Natureisbahn statt, die Entscheidung im Zweier fällt am Samstag und Sonntag in insgesamt vier Läufen.