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Lithium-Bergbau im Osterzgebirge: Auf einmal geht es um Liebenau

Das Unternehmen Zinnwald Lithium verfolgt neue Pläne. Auf den Wiesen zwischen Liebenau und der A17 soll eine Aufbereitungsanlage entstehen.

Von Franz Herz
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Im vergangenen Jahr gab es den Plan, auf diesen Wiesen bei Liebenau neue Windkraftanlagen zu bauen. Jetzt ist etwas anderes aktuell.
Im vergangenen Jahr gab es den Plan, auf diesen Wiesen bei Liebenau neue Windkraftanlagen zu bauen. Jetzt ist etwas anderes aktuell. © Egbert Kamprath

Das Thema Lithium-Abbau und -Aufbereitung beschäftigt nicht nur Zinnwald, sondern auch eine Reihe anderer Orte rings um Altenberg. Neu ist jetzt Liebenau im Gespräch als Standort für eine Aufbereitungsanlage. Der Altenberger Stadtrat soll am kommenden Montag entscheiden, ob er einen Bebauungsplan für das Projekt auf den Weg bringt.

Zwischen Autobahnzubringer und Waltersdorfer Straße

Dieser Plan umfasst 400 Hektar östlich von Liebenau in Richtung Autobahn A17. Nördlich grenzt die Straße nach Waltersdorf das Gebiet ab. Im Süden reicht es bis über den Autobahnzubringer hinaus. Südlich des Autobahnzubringers ist eine mechanische Aufbereitung vorgesehen. Dort wird das Erz mit Brechern und Mühlen so weit zerkleinert, dass der lithiumhaltige Glimmer vom tauben Gestein getrennt werden kann.

Ein neuer Stollen von der Lagerstätte nach Liebenau

Die Stoffe würden dann auf die Fläche nördlich vom Autobahnzubringer gebracht. Dort wird zum einen das taube Gestein abgelagert. Im Plan ist von einer Reststoff-Lagerung die Rede, wahrscheinlich wäre das eine Bergbauhalde. Außerdem sind dort metallurgische Arbeiten geplant, bei denen das reine Lithium gewonnen wird. Weiter sind Büros, Lager- und Verladeflächen vorgesehen. Die Lage an der Autobahn würde dann einen Abtransport des fertigen Lithiumhydroxids auf der Straße ermöglichen.

So könnte die Erz-Aufbereitungsanlage aussehen.
So könnte die Erz-Aufbereitungsanlage aussehen. © Grafik: SZ-Grafik

Wie das Erz von Zinnwald nach Liebenau kommt, steht nicht genau in der Stadtratsvorlage. Aber dort ist ein Stollen eingezeichnet und ein Mundloch. Das sieht so aus, als ob ein Stollen von der Lagerstätte in Zinnwald bis zu der Aufbereitung in Liebenau gebohrt werden soll. Eine Frage bleibt dabei noch offen. Zinnwald Lithium hat noch andere Lizenzen. Die wichtigste davon ist in Falkenhain. Wie das Erz von dort transportiert wird, ist noch nicht bekannt.

"Das ist noch der größere Hammer"

Der Rest der Fläche zwischen der Aufbereitung und dem Dorf Liebenau soll aufgeforstet oder direkt am Ortsrand als Streuobstwiese gestaltet werden. Der Wald soll als Sicht- und Lärmschutz dienen, außerdem als Ausgleich für die geplante industrielle Nutzung der bisherigen Felder und Wiesen.

Liebenaus Ortsvorsteher Mathias Wolf (Wählervereinigung) sagt dazu: „Erst kamen die Windkraftpläne, nun die Lithiumaufbereitung. Das ist noch der größere Hammer. Wir müssen uns jetzt erst einmal informieren.“ Am Mittwoch will sich der Ortschaftsrat treffen, um Informationen zu dem Thema zu gewinnen.

Am Donnerstag ist eine Versammlung mit Einwohnern geplant, wo diese auch nach ihrer Meinung zu dem Thema gefragt werden sollen, wie Wolf sagt. Die Veranstaltung ist aber nicht öffentlich, sondern speziell als Informationsveranstaltung für Einwohner von Liebenau angesetzt, wie der Altenberger Bürgermeister Markus Wiesenberg (CDU) mitteilt.

„Wir stehen jetzt unter Zeitdruck. Das muss alles diese Woche noch passieren, damit wir dann am Montag im Stadtrat unsere Position vertreten können“, sagt Wolf.

Auf der Suche nach weiteren Varianten für die Aufbereitung

Im vergangenen Jahr hat die Zinnwald Lithium GmbH eine Aufbereitung im Raum Bärenstein ins Gespräch gebracht. Diese Planung stieß in Bärenstein auf großen Widerstand. Schnell gründete sich eine Bürgerinitiative. Es gibt aber auch die Variante, den Steinbruch Bärenstein in das Projekt einzubeziehen. Dessen Eigentümer, Hendrik Schwarz, hat auch schon die Möglichkeit einer Bahnverladung im Müglitztal geprüft. Offenbar ist er aber mit Zinnwald Lithium bisher nicht handelseinig geworden. Das Bergbauunternehmen sucht weiter nach anderen Möglichkeiten, seine Aufbereitung anzusiedeln.

Vergangenes Jahr war Windkraft im Gespräch

Die Fläche östlich vom Dorf in Richtung Autobahn beschäftigt die Liebenauer schon längere Zeit. Im vergangenen Jahr sind Pläne der Dresdner Firma VSB bekannt geworden, dort zehn Windkraftwerke zu errichten. Die Stadt Altenberg und der Ortschaftsrat Liebenau haben sich allerdings dagegen ausgesprochen.

Anfang der 1990er-Jahre hatte die damals noch selbstständige Gemeinde Liebenau auf der Fläche östlich vom Ort ein Mischgebiet geplant mit Gewerbe- und Wohnbauten. Sie hatten damals auf einen Entwicklungsschub durch die Autobahn gehofft, die noch gar nicht gebaut war. Diese Planung ist den Liebenauern damals vom Landratsamt untersagt worden, weil es zu groß war für den Ort.

Der Stadtrat Altenberg wird auf seiner Sitzung am Montag, 18. März, über den Bebauungsplan für die Lithiumaufbereitung entscheiden. Außerdem geht es dort um die Ausrichtung der Biathlon-Junioren-EM 2025 in der Stadt. Die Sitzung beginnt um 19 Uhr im Ratssaal, Platz des Bergmanns 2, 01773 Altenberg.