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Gründen als Hürdenlauf?

Immer mehr Start-ups werden von Frauen gegründet, doch ihr Anteil bleibt trotzdem vergleichsweise niedrig. Initiativen wollen gegensteuern, zum Beispiel mit dem Sächsischen Gründerinnenpreis, der erfolgreiche Frauen in den Fokus rückt.

Von Annett Kschieschan
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Eine gute Idee und unternehmerischer Mut sind das wichtig, ohne starke Partner, Kapital und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird das Gründen trotzdem zum Hürdenlauf.
Eine gute Idee und unternehmerischer Mut sind das wichtig, ohne starke Partner, Kapital und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird das Gründen trotzdem zum Hürdenlauf. © AdobeStock

In wirtschaftlich schwierigen Zeiten selbst ein Unternehmen zu gründen erfordert Mut. Es braucht außerdem neben einer guten Idee auch Kapital und ein starkes Team. Das alles gilt für Frauen und Männer gleichermaßen. Potenzielle Gründerinnen haben aber auch im Jahr 2024 häufig noch stärker das Problem, Familie und Unternehmen unter einen Hut zu bringen als ihre männlichen Konkurrenten. Bisweilen fehlen ihnen auch tragfähige Netzwerke, in denen Männer Studien zufolge nach wie vor stärker eingebunden sind.

Frauen, die sich mit ihrer Idee dennoch durchsetzen, gibt es trotzdem immer mehr. Sachsen würdigt sie mit einer eigenen Auszeichnung. Die nächste Auflage des Sächsischen Gründerinnenpreises ist gerade gestartet. Vergeben wird der Preis vom Sächsischen Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung. Er soll „das unternehmerische Handeln von Frauen im Freistaat“ würdigen. Gesucht wird in drei Kategorien. Jeweils 5.000 Euro gibt es für eine Gründerin, deren Unternehmen seit weniger als drei Jahren am Markt ist, sowie eine Gründerin, deren Firma länger besteht. Mit der gleichen Summe ist der von der AOK Plus Sachsen/Thüringen gestiftete Nachhaltigkeitspreis dotiert. Er soll an eine Frau vergeben werden, „die mit ihrem innovativen Geschäftsmodell die soziale und ökologische Transformation vorantreibt“, heißt es in der offiziellen Ausschreibung des Wettbewerbs.

Neben dem Preisgeld gibt es für die Gewinnerinnen der 16. Auflage des Sächsischen Gründerinnenpreises ein filmisches Kurzporträt über ihr Unternehmen sowie begleitende Öffentlichkeitsarbeit. Bewertet werden die eingereichten Bewerbungen von einer neunköpfigen Jury.

Neue Netzwerke braucht das Land

Angesprochen sind Frauen, die in Sachsen ein Einzel-, Klein- oder mittelständisches Unternehmen im Bereich Umwelt, Kultur, Soziales, Industrie, Handel, Handwerk oder aus dem Dienstleistungssektor führen und ihre Firma zwischen dem 1. Januar 2016 und 31. Dezember 2022 gegründet oder in dieser Zeit einen entsprechenden Betrieb übernommen haben. „Frauen, die sich zum Schritt in die Selbstständigkeit entschließen, bringen ein gehöriges Maß an Erfindungsreichtum, Weitblick und Entschlossenheit mit. Im Rahmen des Sächsischen Gründerinnenpreises wollen wir auch in diesem Jahr couragierte und erfolgreiche Frauen ehren, die über all diese Qualitäten verfügen und mit ihrer Arbeit Maßstäbe setzen“, sagt Sachsens Gleichstellungsministerin Katja Meier.

Die ambitionierten Sächsinnen würden damit durchaus zum Trend passen, denn Frauen gründen heute deutlich selbstverständlicher als noch vor einigen Jahren. So vermeldet der Bundesverband deutscher Start-ups, dass der Gründerinnenanteil unter deutschen Start-ups zwischen 2020 und 2022 von 16 auf 20 Prozent gestiegen ist. Das spiegele sich auch in der Teamzusammensetzung wider. So hätten rund 37 Prozent der Start-ups mittlerweile mindestens eine Frau in ihrem Gründungsteam. Vom Teammitglied zur Chefin ist der Weg allerdings immer noch weiter als für die männliche Konkurrenz. Statt Hürden aufrechtzuerhalten, brauche das Gründer-Ökosystem „echte Gleichberechtigung“, sagt etwa Sebastian Dettmers, CEO der Online-Jobplattform StepStone. Er sieht durchaus Grund zum Optimismus. „Uns steht ein Jahrzehnt der Chancengleichheit bevor. Denn im Zeitalter der ‚Arbeiterlosigkeit‘ können wir uns Ungleichbehandlung nicht mehr leisten. Wir müssen jetzt sämtliche Kräfte mobilisieren, um unseren Wohlstand zu erhalten“, so Dettmers.

Netzwerke, die vor allem Frauen in den Fokus rücken, und Initiativen wie der sächsische InnoStartBonus oder auch der Gründerinnenpreis sollen den Weg für Chefinnen der Zukunft leichter machen.

Unternehmerinnen und Gründerinnen können sich ab sofort und noch bis zum 1. Mai 2024 über das Beteiligungsportal des Freistaates Sachsen bewerben.