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Bullenritt und saftige Steaks an der B 170

In Bannewitz wird ein Großprojekt geplant. Vorgestellt wurde es erstmals auf einer Bürgerversammlung. Bedenken bleiben.

Von Gabriele Fleischer
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Der geplanter Standort für Motel und Gaststätte an der B170 in Bannewitz.
Der geplanter Standort für Motel und Gaststätte an der B170 in Bannewitz. © Egbert Kamprath

Bannewitz. Gastronomie mit Motel und Chalets nach amerikanischem Vorbild: Die Skepsis überwog noch, als bei der Bürgerversammlung kürzlich die geplante Bebauung an der B170, unterhalb des Real-Einkaufsmarktes Richtung Dresden vorgestellt wurde. Knapp 50 Bannewitzer waren der Einladung der Gemeindeverwaltung in den Speisesaal des Kompressorenbaus gefolgt.

Auf einer Fläche von 1,2 Hektar sollen im Ortsteil Boderitz, 20 Meter von der B170 entfernt, ein Motel mit 30 Betten, fünf Chalets mit Ferienwohnungen für zwei bis vier Personen und ein Gaststättenkomplex mit Terrasse, Biergarten, Grillecke und Spielplatz entstehen - in Holz, Naturstein und Stahl. Und das alles im Großformat, mit 250 Plätzen im Innen- und 400 Plätzen im Außenbereich. Auch die Möglichkeit zum Bullenreiten wird es ganz im kalifornischen Stil geben – natürlich auf einem motorbetriebenen künstlichen Tier.

Breite Straße für Reisebusse

So sehen es die vorgestellten Planungen vor. Inwieweit alles umgesetzt werden kann, wird auch die mit der Versammlung begonnene öffentliche Beteiligung zum Bebauungsplan zeigen. Investor ist das Unternehmen Timberjacks, das in mehreren deutschen Städten bereits solche Anlagen betreibt und die erste 2016 in Göttingen eröffnet hat. Überall gibt es ähnliche Speisen und Erlebnisangebote, also sogenannte Systemgastronomie, und das ganztägig vom Frühstück bis zum Abendbrot.

Die Befürchtung einiger Einwohner, dass es dann nur Burger und Fast Food gibt, versuchte Falk Nitzschner, einer der beauftragten Planer, auszuräumen. Natürlich werde es amerikanische Gerichte wie Burger und Steaks geben, aber auch eine Reihe anderer Speisen zu höheren Preisen als bei Fast-Food-Ketten. Entstehen werden zwischen Motel und Gaststättenkomplex zudem etwa 100 Parkplätze.

Entwurf für das Gelände am Wetterschacht: Seitenansicht aus Richtung B 170, links das Motel, rechts den Gaststättenkomplex.
Entwurf für das Gelände am Wetterschacht: Seitenansicht aus Richtung B 170, links das Motel, rechts den Gaststättenkomplex. © FN Concept

Für die Zufahrt zum Gelände soll die Straße An der Zschauke auf der Trasse der jetzigen Umgehungsstraße aus Richtung Dresden zu Real und Obi genutzt werden, angebunden auch an den Radweg entlang der B170. Gedacht sei zudem an einen extra Fußweg. Laut Thomas Gläßer von der Ipro Consult GmbH Dresden werde noch geprüft, ob die Straße verbreitert werden muss, damit sie auch für Reisebusse gefahrlos passierbar ist.

Allerdings werde es dafür Ausgleichspflanzungen geben, nahm der Planer Befürchtungen Wind aus den Segeln. „Außerdem ist geplant, zwischen Gastronomiebereich und Blick auf Dresden eine Wiese mit Blumen anzulegen“, so Gläßer.

Ein Problem, das vorherige potenzielle Investoren abgeschreckt hatte, wollen die Planer durch Einbindung in die Gestaltung des Außenbereiches lösen: Der verfüllte und mit Beton abgedeckte Wetterschacht mit Revisionsöffnung für das ehemalige Bergbaugelände der Wismut müsse zugängig bleiben. Dafür, so Nitzschner, werde es noch Gespräche geben.

Bürgermeister Christoph Fröse (parteilos) ist froh, dass nach der seit mehr als zehn Jahren andauernden Suche nach einem Investor für dieses Gelände endlich eine Lösung in Aussicht ist. Mit der Ansiedlung werde Geld in die Steuerkasse fließen, sagte er. Das sei eine Bedingung gewesen.

Allerdings wird auch der Autoverkehr an der ohnehin schon stark befahrenen Bundesstraße zunehmen. Damit befürchtet der Bannewitzer Thorsten Geise eine noch stärkere Belastung für die Anwohner. Betroffen ist vor allem das gegenüberliegende Wohngebiet Graf-von-Bünau-Ring. Gleichzeitig mahnte er die Betreiber, bereits im Vorfeld auf die Einhaltung der Polizeiverordnung zu achten.

Eröffnung im Herbst 2022

Planer Falk Nitzsche sicherte zu, dass Schallschutzmaßnahmen geprüft und auch im Interesse der Motel-Gäste umgesetzt würden. Dafür sei man mit dem Landratsamt im Gespräch. Entstehen sollen mit dem Komplex an der B170 zudem 100 Arbeitsplätze, die, so das Versprechen des Investors, in der Region gesucht werden.

Ende dieses Jahres könnte für den Gesamtkomplex Baubeginn sein und Eröffnung frühestens im Spätherbst 2022. Voraussetzung dafür aber sind nach der jetzt angelaufenen Beteiligung der Öffentlichkeit eine zügige Bearbeitung der Antragsverfahren und entsprechende Beschlüsse des Gemeinderates.