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Landkreis Bautzen: So viel mehr kostet jetzt das Essen in Schulen und Kitas

Die Rückkehr zu 19 Prozent Mehrwertsteuer in der Gastronomie sorgt auch in Schulen und Kitas für höhere Essenspreise. Doch das ist nicht das einzige Problem.

Von David Berndt
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In vielen Schulen und Kitas sind die Essenspreise zum Jahresbeginn 2024 gestiegen. Das liegt auch an der Rückkehr zu 19 Prozent Mehrwertsteuer - aber nicht nur.
In vielen Schulen und Kitas sind die Essenspreise zum Jahresbeginn 2024 gestiegen. Das liegt auch an der Rückkehr zu 19 Prozent Mehrwertsteuer - aber nicht nur. © Symbolbild: dpa

Bautzen. An vielen Kitas und Schulen im Landkreis Bautzen kostet das Essen seit Anfang 2024 mehr. Denn die Rückkehr zu 19 Prozent Mehrwertsteuer in der Gastronomie wirkt sich nicht nur in Gaststätten aus.

Während der Corona-Pandemie war die Mehrwertsteuer für „Restaurant- und Verpflegungsdienstleistungen“ von 19 auf sieben Prozent gesenkt worden, um die Branche zu entlasten. Für Schul- und Kita-Essen bedeutet dies: Aufs reine Kochen und die Anlieferung fallen wie bisher sieben Prozent an. Aber für Dienstleistungen wie die Ausgabe des Essens oder das Waschen des Geschirrs vor Ort ist nun wieder ein Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent fällig.

Was das Schulessen im Kreis Bautzen jetzt kostet

So verlangen die Essensanbieter vielerorts nun mehr, bestätigt Mario Metzner. Er ist Vorsitzender des Kreiselternrates (KER) Bautzen und Elternsprecher der Oberschule in Königsbrück. „Unser Anbieter hat den Preis wegen der Mehrwertsteuer erhöht, ist aber noch unter der Grenze von fünf Euro geblieben.“ Von bislang 3,85 Euro sei der Preis auf 4,17 Euro gestiegen.

Für viele Eltern seien fünf Euro der Maximalbetrag für ein Schulessen. Familien mit geringem Einkommen seien besonders betroffen. „Sie bestellen das Essen am ehesten ab, und für manche Kinder fällt damit vielleicht die einzige vernünftige Mahlzeit am Tag weg“, sagt der Kreiselternsprecher.

In Grundschulen liege der Essenspreis derzeit zwischen 3,70 und 4,90 Euro. Die Eltern von Oberschülern im Landkreis Bautzen zahlen zwischen 4,17 und 5,20 Euro pro Essen. „Wir hätten uns gewünscht, dass der reduzierte Steuersatz auf die Essensversorgung in Schulen und Kitas beibehalten worden wäre. Bedenken von Interessensverbänden, Elternvertretern und Schulträgern wurden nicht gehört“, sagt Mario Metzner.

Wie die Essensanbieter Preiserhöhungen begründen

Einer der Essensversorger ist die Viventus GmbH aus Dresden. Die Mitarbeiter kochen täglich 500 Portionen für zwei Schulen und eine Kita im Landkreis Bautzen und geben das Essen in allen drei Einrichtungen selbst aus.

Damit ist Viventus von der Rückkehr zu 19 Prozent Mehrwertsteuer betroffen, wie Gesellschafter Frank Bloß bestätigt. „Die Erhöhung müssen wir fast vollständig an die Eltern weitergeben, da auch weitere Kostensteigerungen auf uns zugekommen sind.“ Dazu zählen der höhere Mindestlohn, der CO2-Preis, Strom- und Benzinkosten und die Lkw-Maut. Dadurch habe das Unternehmen die Preise um zehn bis 15 Prozent erhöhen müssen. „Ein Essen kostet jetzt zwischen 4,70 und 5,10 Euro.“

Aus Sicht von Viventus sei die Rückkehr zu 19 Prozent in Gastronomie und Hotellerie in Ordnung. Dort hätten Kunden die Wahl, ob sie sich dies leisten oder nicht. „Allerdings hätte man die sogenannte Kinder- und Schulspeisung aus der Erhöhung ausnehmen können. Gerade aus Gründen der gesunden Ernährung spricht viel für ein preiswertes Kinderessen, was sich jeder leisten kann“, sagt Frank Bloß.

Die La Ola Zentralküche ist einer der größten Essensversorger in der Region und beliefert circa 25 Kitas und Schulen im Landkreis Bautzen. Vor allem wegen der gestiegenen Lebensmittel- und Rohstoffpreise habe das Unternehmen laut Prokurist Kai Schmalfuß den Preis pro Essen zum 1. Januar 2024 um 20 Cent erhöht. Dieser liege jetzt für Kitas bei 3,15 Euro und für Schulen bei 3,20 Euro. Dazu komme noch die Servicepauschale, die je nach Anzahl der Schüler bei 50 Cent bis 1,20 Euro liege.

Was Anbieter von der öffentlichen Hand fordern

Das Unternehmen „Vielfalt Menü“ mit Hauptsitz in Berlin kocht täglich für 1.000 Kinder im Landkreis Bautzen. Man sei deutschlandweit von der höheren Mehrwertsteuer auf Schulessen mit eigenem Ausgabeservice vor Ort betroffen, so Sprecherin Julia D. Glückselig. Aktuell koste ein Essen zwischen vier und fünf Euro. Der Preis hänge von verschiedenen Faktoren ab, etwa der Menüformen und Portionsgrößen oder möglichen Raumkosten.

Die öffentliche Hand könnte aber gegensteuern, so die Sprecherin, etwa indem der Mehrwertsteuersatz eben mit sieben Prozent beibehalten würde, oder „durch eine stärkere staatliche Förderung des Elternbeitrages bis hin zur vollständigen Subvention des Mittagessens wie beispielsweise in Berlin.“ In der Hauptstadt sei das Mittagessen für die Schüler der Klassen 1 bis 6 kostenlos, die Stadt übernehme die Kosten von derzeit 4,36 Euro pro Mahlzeit.

So etwas würde auch Dorit Bieler begrüßen. Sie ist Inhaberin von „Kinderleichtessen“ in Wilthen. Ihr Team kocht täglich Essen für rund 850 Kinder in den Landkreisen Bautzen und Görlitz. In zwei Einrichtungen gibt der Betrieb das Essen auch selbst aus.

Eltern von Kita-Kindern bezahlen aktuell zwischen 3,70 und 3,90 Euro, von Schulkindern 4,20 Euro. Sie habe zum Jahresbeginn die Preise noch nicht erhöht, so Bieler, werde aber im Jahresverlauf je nach Steigerung ihrer eigenen Kosten sicher noch Anpassungen vornehmen.

Auch Dorit Bieler hätte die sieben Prozent gern behalten. „Man könnte das Schulessen für die Eltern auch kostenlos anbieten oder den Preis deckeln.“ Aber dieses Thema komme in Deutschland leider zu kurz. Erste Eltern hätten das Essen schon abbestellt, weil sie an vielen anderen Stellen mit gestiegenen Preisen konfrontiert seien.