SZ + Bautzen
Merken

Wirtin aus Bautzen rechnet vor: So teuer wird der Restaurantbesuch ab 2024

Ab dem 1. Januar 2024 wird die Mehrwertsteuer in der Gastronomie wieder angehoben. Was das für Kunden bedeutet, erklärt eine Wirtin aus Bautzen am Beispiel einer Portion Sauerbraten.

Von Tim Ruben Weimer
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Monika und Thomas Lukasch vom sorbischen Restaurant Wjelbik in Bautzen geben zum 1. Januar 2024 nur die dann wieder höhere Mehrwertsteuer an die Gäste weiter. Auf weitere Preiserhöhungen wollen sie versuchen, zu verzichten - vorerst.
Monika und Thomas Lukasch vom sorbischen Restaurant Wjelbik in Bautzen geben zum 1. Januar 2024 nur die dann wieder höhere Mehrwertsteuer an die Gäste weiter. Auf weitere Preiserhöhungen wollen sie versuchen, zu verzichten - vorerst. © Steffen Unger

Bautzen. Etwa fünf Euro teurer wird der Besuch im sorbischen Restaurant Wjelbik in Bautzen im Jahr 2024, davon geht Geschäftsführerin Monika Lukasch aus. Der sächsische Sauerbraten mit angeschwenktem Rosenkohl, hausgemachtem Semmelkloß und böhmischen Knödeln aus Natursauerteig kostet momentan noch 18,10 Euro. Ab 1. Januar 2024 werden es voraussichtlich 20,20 Euro sein, kalkuliert Lukasch. Dazu noch rund einen Euro mehr für eine Suppe, einen Euro mehr für einen Salat, einen Euro mehr für ein Dessert. Grob überschlagen ist das bisher nur, doch es zeigt: Die Erhöhung der Mehrwertsteuer wird der Kunde zu spüren bekommen.

Steuererleichterung von hohen Preisen aufgefressen

19 Prozent Mehrwertsteuer fallen für im Restaurant verzehrte Speisen in der Regel an. Das hatte der Staat Mitte 2020 gelockert und nur noch sieben Prozent erhoben, damit Gastronomiebetriebe nach der Corona-Zwangsschließung wieder auf die Beine kommen. Dieses Zugeständnis an die Gastronomen läuft nun zum Jahresende 2023 aus. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) hatte gefordert, den reduzierten Steuersatz in der Gastronomie langfristig beizubehalten.

"Wir liegen in der Gastronomie immer noch 12 Prozent unter den Umsätzen von 2019", sagt Sachsens Dehoga-Chef Axel Klein. Die Steuererleichterung sei bei den Gaststätten durch die steigenden Rohstoffpreise schnell wieder aufgefressen gewesen. "Eigentlich hätten wir die Preise schon längst deutlich stärker anpassen müssen." Damit sie ihre Kunden nicht verlieren, hätten das aber viele Gastronomiebetriebe nicht getan.

Sauerbraten wird auf einen Schlag zwei Euro teurer

Auch Monika Lukasch vom Wjelbik nicht. Seit 2019 sei der Sauerbraten nur um 1,50 Euro teurer geworden, in halbjährlichen 20-Cent-Schritten. Das sei auch der abgesenkten Steuer zu verdanken gewesen. Dass der Preis nun auf einen Schlag um rund zwei Euro steigen wird, liege ausschließlich an der Mehrwertsteuererhöhung. "Die Mehrwertsteuer wird komplett auf den Gast umgelegt, wir bekommen davon nichts ab. Der Gastronom ist nur der Hebel, der das Geld für den Staat eintreibt", sagt Lukasch. Der Nettopreis, beim Sauerbraten liegt er bei rund 17 Euro, bleibe gleich.

Das ist allerdings nicht selbstverständlich. Würde Lukasch die Kostensteigerungen komplett auf die Kunden umlegen, würden die Preise um weitere 3 bis 5 Prozent steigen, sagt sie. Beim Sauerbraten hieße das statt 20,20 Euro dann schon 21 Euro. So setzt sich der Preis zusammen:

  • 50 Prozent Personalkosten
  • 25 Prozent Energie-, Raum- & Investitionskosten
  • 25 Prozent Warenkosten

Personalkosten: Im Nachteil gegenüber Lieferdiensten

Beim Personal würden andere Restaurants oft sparen, sagt Lukasch. Sechs Köche sind beim Wjelbik beschäftigt, dazu Service- und Reinigungskräfte. Seit 2021 seien die Personalkosten um 20 bis 25 Prozent gestiegen. Pro Gast kämen dadurch allein 10 bis 15 Euro zusammen. "Deswegen ist es gut, wenn Sie als Gast noch eine Suppe dazu essen oder etwas trinken", erklärt Lukasch. Und auch je voller das Restaurant sei, umso geringer seien die Personalkosten pro Gast. Denn dadurch würden sie sich auf mehr Menschen und mehr bezahlte Gerichte verteilen.

Im Vorteil gegenüber klassischen Gastronomiebetrieben seien etwa Lieferando, McDonalds oder Rewe mit seiner Snackbar, sagt Axel Klein von der Dehoga, weil sie einerseits keine Servicemitarbeiter bezahlen und gleichzeitig nur sieben Prozent Mehrwertsteuer abführen müssen. Dadurch könnten sie niedrigere Preise anbieten.

Bereits während der Corona-Pandemie haben im Landkreis Bautzen laut Dehoga 123 Gastro-Betriebe aufgegeben, das ist mehr als jedes fünfte Restaurant. Laut einer Hochrechnung der Dehoga droht weiteren 42 das Aus durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer.

Weitere Preiserhöhung schreckt zu viele Gäste ab

Zurück zum Sauerbraten im Wjelbik. 25 Prozent des Preises machen die Energie- und Raumkosten aus. Die Stromkosten sind laut Lukasch seit Ende 2022 von 1.500 Euro auf voraussichtlich 3.000 Euro im Januar 2024 gestiegen. Pro Gast kommen so zwischen zwei und drei Euro zusammen. Für die Müllabfuhr hätten sich die Kosten um 15 Prozent erhöht, die Leerung einer haushaltsüblichen Speiseresttonne koste inzwischen 40 Euro. Und durch die hohe Inflation würden die Mietkosten beinahe jährlich steigen.

25 Prozent des Preises für den Sauerbraten setzen sich aus den Kosten für die Rohstoffe zusammen. Im Vergleich zum Frühjahr 2022 seien die Preise für Öl und Zucker um 100 Prozent gestiegen, jene für Fleisch um 35 und die für Gemüse um 25 Prozent. Momentan seien die Preise für die Zutaten wieder recht stabil, sagt Monika Lukasch. Allerdings sei noch unklar, wie sich die zum 1. Dezember 2023 eingeführten CO2-Aufschläge bei der Lkw-Maut auf die Preise der Lieferanten auswirken.

Trotz alledem hat Monika Lukasch entschieden, den Sauerbraten nicht zusätzlich zu verteuern. "Mir bringt es ja nichts, wenn jetzt weniger Gäste kommen, weil wir die Preise erhöhen. Wir hoffen, dass viele Gäste unsere Mehraufwendungen mitfinanzieren." Sollte sich das nicht rechnen, müssten die Preise Mitte 2024 erneut angehoben werden.