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17-jähriges Musiktalent zieht es von Bautzen in die Welt

Theodor Hentges lernt an der Kreismusikschule Bautzen. Nun plant der 17-jährige Posaunist den nächsten Schritt auf dem Weg zum Profi-Musiker.

Von Katja Schlenker
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Theodor Hentges übt das Spielen der Posaune im Sorbischen National-Ensemble. Der Blick auf die Altstadtkulisse von Bautzen ist dabei besonders reizvoll. Bald will der 17-Jährige ein Musikstudium beginnen.
Theodor Hentges übt das Spielen der Posaune im Sorbischen National-Ensemble. Der Blick auf die Altstadtkulisse von Bautzen ist dabei besonders reizvoll. Bald will der 17-Jährige ein Musikstudium beginnen. © Steffen Unger

Bautzen. Es ist der wohl schönste Platz zum Üben in Bautzen: Theodor Hentges sitzt mit seiner Posaune auf dem Fensterbrett im Sorbischen National-Ensemble (SNE). Blauer Himmel und Sonnenschein sorgen dafür, dass sich die Altstadtkulisse postkartentauglich präsentiert. Das Einzige, was diese Idylle ein wenig stört: Der Lärm, den der Verkehr verursacht, welcher unterhalb des Fensters über die Friedensbrücke rauscht.

Lange wird der 17-Jährige diesen Anblick beim Üben jedoch nicht mehr genießen können. Bald beginnt er ein Musikstudium. Die letzten Aufnahmeprüfungen stehen noch an. Darauf bereitet er sich momentan vor. Nicht nur Posaune wird er dann vorspielen, sondern auch am Klavier. Sein Repertoire umfasst zwei einfache Stücke – mehr nicht, erzählt er lachend. Posaune zu spielen, ist ihm eh lieber.

Schon mit drei Jahren von der Posaune verzaubert

Als er drei Jahre alt ist, verzaubert ihn das Blechblasinstrument bei einem Konzert. Dort steht Theodor Hentges in der Nähe des Dirigenten und beobachtet alles. Später fragt dieser ihn, welches Instrument der Junge einmal spielen will. Er antwortet: „Ich werde mal Posaunist.“ Der Klang des Instrumentes gefällt ihm. Aber bis er selbst spielen kann, ist es ein langer Weg.

Mit sieben Jahren – als er endlich groß genug ist – lernt er bei Maria Domes an der Kreismusikschule Bautzen, mit dem Euphonium umzugehen. Dabei handelt es sich vom Aussehen her um eine Art Mini-Tuba. „Mit elf Jahren waren meine Arme dann lang genug, sodass ich auf die Posaune umsteigen konnte“, erinnert sich Theodor Hentges. „Es hat sich herauskristallisiert, dass das Instrument gut zu mir passt und ich Potenzial habe.“ So reift der Gedanke, die Musik professionell zu betreiben.

Voll des Lobes ist auch sein Lehrer Bernhard Ziesch. Der 61-Jährige ist selbst Posaunist im Orchester des SNE und lehrt an der Kreismusikschule Bautzen. Als Ausnahmetalent bezeichnet er seinen Schüler. Auch dessen Geschwister sind musikalisch begabt.

Posaune mit langer Tradition in Bautzen

Außerdem weist Bernhard Ziesch auf die lange Tradition hin, die das Blechblasinstrument auch in Bautzen hat. Diese gehe maßgeblich auf den Stadtpfeifer und Komponisten Johann Christoph Pecelius (1639 bis 1694) zurück. Er komponierte zahlreiche Werke für die Posaune. Diese werden bis heute gespielt.

Allzu umfangreich im Vergleich zu anderen Instrumenten sei die Auswahl an Stücken speziell für Posaune jedoch nicht, erklärt Bernhard Ziesch. Dabei wird dieses tiefe Blechblasinstrument offenbar bereits in der Antike beschrieben und zum Beispiel 14-mal in der Bibel erwähnt, sagt Theodor Hentges. Das mache es auch so besonders.

Erster Platz bei „Jugend musiziert“

Besonders sind auch die Auszeichnungen, welche der 17-Jährige bereits erhalten hat. Mit 14 wird er zum Probespielen für das Landesjugendorchester Sachsen eingeladen und ist seitdem Mitglied dort. In zwei Probenphasen pro Jahr werden abwechselnd mit dem jeweiligen künstlerischen Leiter und wechselnden Gastdirigenten verschiedene Programme einstudiert. Es ist eine erste Anlaufstelle für den ambitionierten jungen Musiker auf dem Weg in eine professionelle Musikerlaufbahn.

2021 macht Theodor Hentges, der in der Gemeinde Hochkirch lebt, beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ mit. Er schafft es bis in den Bundeswettbewerb und erreicht dort den ersten Platz in seiner Altersgruppe – als jüngster mit gerade einmal 15 Jahren.

Traum von Zusammenarbeit mit Dirigent Sir Simon Rattle

Parallel dazu wird er ins Bundesjugendorchester aufgenommen. Die über 100 Orchestermitglieder im Alter von 14 bis 19 Jahren kommen aus ganz Deutschland, treffen sich dreimal im Jahr für etwa drei Wochen und sind für Konzerte auf der ganzen Welt unterwegs.

Im Winter zum Beispiel sind die Mitglieder im Orchester für ein Konzert in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana gewesen. Im Sommer 2023 sind unter anderem Auftritte in Rumänien geplant. „Man bekommt dort die Möglichkeit, unter sehr renommierten Dirigenten und in bekannten Konzertsälen zu spielen“, sagt Theodor Hentges.

Einmal mit dem Dirigenten Sir Simon Rattle zusammenzuarbeiten, wäre ein Traum für Theodor Hentges. Ab der Konzertsaison 2023/2024 wird der Brite als Chefdirigent des Chors und Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks wieder in Deutschland tätig sein.
Einmal mit dem Dirigenten Sir Simon Rattle zusammenzuarbeiten, wäre ein Traum für Theodor Hentges. Ab der Konzertsaison 2023/2024 wird der Brite als Chefdirigent des Chors und Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks wieder in Deutschland tätig sein. © Archivfoto: Doug Peters/PA/AP/dpa

Für den Nachwuchsmusiker beeindruckend: Unter Kirill Petrenko – seit der Saison 2019/2020 Chefdirigent und künstlerischer Leiter der Berliner Philharmoniker – die Posaune erklingen zu lassen. Die „4. Sinfonie“ des deutschen Komponisten, Musikkritikers und Dirigenten Robert Schumann (1810 bis 1856) spielen er und die anderen Orchestermitglieder damals.

Einmal mit dem britischen Dirigenten Sir Simon Rattle zusammenzuarbeiten – das wäre der Traum von Theodor Hentges. Zunächst einmal will er sich aber den Traum vom Musikstudium erfüllen.