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Hausgeschichten, Bildband, Briefe: So feiert Cunewalde Geburtstag

Die Gemeinde begeht vom 9. bis 11. September ihr 800. Jubiläum. Mit besonderen Aktionen soll das Ereignis lange in Erinnerung bleiben.

Von Bettina Spiekert
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August Bierke, Projektkoordinator der 800-Jahr-Feier in Cunewalde, zeigt die Infotafel an der Gemeindeverwaltung, die die Geschichte der ehemaligen Weberei anschaulich erklärt. Auch vor anderen Gebäuden stehen solche Tafeln.
August Bierke, Projektkoordinator der 800-Jahr-Feier in Cunewalde, zeigt die Infotafel an der Gemeindeverwaltung, die die Geschichte der ehemaligen Weberei anschaulich erklärt. Auch vor anderen Gebäuden stehen solche Tafeln. © SZ/Uwe Soeder

Cunewalde. Wer aufmerksam in Cunewalde - übrigens Deutschlands längstes Straßendorf - unterwegs ist, hat sie bereits an vielen Stellen gesehen: kleine Infotafeln vor Privathäusern, Geschäften und natürlich vorm Gemeindeamt. Sie erzählen die Historie der Gebäude und geben so auch einen Einblick in die 800-jährige Geschichte von Cunewalde. Die Wiederkehr des Gründungsdatums des Ortes sowie acht anderer Orte in der Oberlausitz wird in Cunewalde vom 9. bis 11. September gefeiert.

Damit ist Cunewalde der letzte Ort im Reigen der feiernden Kommunen und war trotzdem auch der erste. Denn bereits am 29. April fand in der Cunewalde Dorfkirche, die als größte ihrer Art in Deutschland gilt, die Auftaktveranstaltung aller Jubilare statt. Vor Cunewalde feierten bislang Sohland, Wilthen, Neukirch, Hochkirch sowie die weiteren Orte im Kirchspiel Gröditz, Purschwitz, Klix und Guttau. Denn die Kirchen all dieser Orte unterstellte Bruno II., Bischof von Meißen, 1222 dem Dekan des Budissiner Domstiftes und ließ dies auch in einer Urkunde schriftlich festhalten.

Cunewalde leistet sich einen Projektkoordinator

Die Vorbereitungen fürs große Jubiläum begannen schon im Vorjahr. Als einzige der Kommunen leistete sich Cunewalde einen Projektkoordinator, der über den Verein "Cunewalde 800" angestellt ist und dessen Stelle für zwei Jahre über Leader-Mittel gefördert wird. „Viele Ideen und Impulse für unser Jubiläumsjahr kamen von Cunewaldern oder ehemaligen Einwohnern des Ortes“, sagt August Bierke. Etwa auch die mit den Infotafeln zu den Häusern.

Bei Familie Trompler traf diese Idee sofort auf offene Ohren. „Es ist doch spannend, sich mit der Geschichte des eigenen Hauses zu beschäftigen. Da haben wir auch bislang Unbekanntes ausgegraben“, sagt Hans-Jürgen Trompler. Die Tafel soll möglichst umfassend informieren und verweist mit Bild und Erklärung auf die gut 2,40 Meter große Pyramide, die im Advent im Garten des Hauses am Erlenweg steht. Die hat der Cunewalder vor Jahren selbst nach einem Modell gebaut, das Konfirmanden zu Weihnachten in die Dorfkirche tragen. Ein Cunewalder Original also.

Auch die Cunewalder Bäckerei Pech informiert vor ihrem Stammhaus an der Oberlausitzer Straße zur Geschichte nicht nur des Hauses selbst, sondern auch des Unternehmens. Jetzt kurz vorm Festwochenende kommen, so hat es Bierke festgestellt, immer mehr Tafeln hinzu. „Vielleicht bleiben die meisten auch etwas länger stehen. Denn man merkt, dass das Interesse von Einwohnern und auch Urlaubern an diesen geschichtlichen Abrissen groß ist“, sagt er.

Einwohner schreiben an folgende Generationen

Gewachsen ist auch die Zahl der Cunewalder Briefeschreiber. Fürs Projekt „Bürger schreiben Bürgern in 100 Jahren“ hofft der Projektkoordinator auf noch mehr Einwohner, die ihren Nachfahren oder vielleicht auch völlig Fremden von sich per Brief erzählen. Drei Dutzend verschlossene Umschläge hat er schon einsammeln können, dabei auch einen ganzen Packen von Cunewalder Grundschülern. „Die Briefe werden in einer Zeitkapsel verschlossen, die erst in 100 Jahren wieder geöffnet werden soll“, sagt Bierke. So bekommen nachfolgende Generationen einen Einblick in das Leben im Jahr 2022. Der Einsendeschluss wurde auf den 31. Dezember 2022 verlängert.

Die künftigen Einwohner von Cunewalde erfahren dabei vielleicht auch, wie die Streuobstwiese am ASB-Pflegeheim sowie die Naschwiese am Bahnhäusl Halbau entstanden sind. An beiden Orten wurden im April Bäume und Sträucher gepflanzt. Für die Finanzierung bat die Gemeinde um Spenden und startete über die Spendenplattform der Sparkasse „99Funken“ eine Sammelaktion. Die ersten Pflanzen tragen bereits Früchte, ein Kirschbau spendet als erste essbare Obst.

Lotterie und Andenken finanzieren Festwochenende mit

Um all diese Aktionen sowie das Festwochenende finanziell zu unterstützen, hatte sich die Kommune außerdem eine Lotterie ausgedacht. Dafür wurden 15.000 Lose gedruckt, 100 Preise im Wert zwischen acht und 2.022 Euro sind zu gewinnen, die Ziehung der Gewinner erfolgt am 10. September.

Und dann gibt es noch eine Reihe Andenken an das Jubiläum, die in limitierter Stückzahl zu bekommen sind. Dazu gehört neben Beuteln, Biergläsern und Piccolo-Sektflaschen auch das neu aufgelegte Buch zur Geschichte von Cunewalde. Der Bildband „Vu Hoalbendurf bis a de Hoalbe“ (Von Halbendorf bis zur Halbe) lädt zu einem historischen Spaziergang durchs Cunewalder Tal ein und wird laut August Bierke gut verkauft.

Den Projektkoordinator wird das Jubiläum weit übers Festwochenende hinaus begleiten. Denn seine Stelle ist auch fürs nächste Jahr noch an die 800-Jahr-Feier gebunden. Dann hat er vor allem mit den Nachbereitungen zu tun. „Wir haben so viele Impulse von den Einwohnern bekommen, was sie sich wünschen“, sagt er. So habe der Verein schon ins Auge gefasst, dass es künftig öffentliche Filmvorführungen mit historischen Filmen in der „Blauen Kugel“ geben soll. „Die Nachfrage nach solchen historischen Rückblicken ist enorm“, sagt Bierke.

Das Festwochenende in Cunewalde findet vom 9. bis 11. September auf dem Schützenplatz statt. Der Eintritt ist frei. Das Programm ist auf den Internetseiten der Gemeinde zu finden.