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Großpostwitz: Geplantes Baugebiet wird nicht erschlossen

Hohe Materialkosten und teure Kredite schmälern die Lust am Hausbau. Die Gemeinde Großpostwitz bekommt das deutlich zu spüren - und reagiert darauf.

Von Bettina Spiekert
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Bis zu 30 Häuser hätten im geplanten Baugebiet "Am Sonnenberg" in Großpostwitz entstehen können. Da die Interessenten abgesprungen sind, stoppt die Gemeinde das Projekt. Bürgermeister Markus Michauk hofft, dass die Pläne irgendwann doch realisiert werden.
Bis zu 30 Häuser hätten im geplanten Baugebiet "Am Sonnenberg" in Großpostwitz entstehen können. Da die Interessenten abgesprungen sind, stoppt die Gemeinde das Projekt. Bürgermeister Markus Michauk hofft, dass die Pläne irgendwann doch realisiert werden. © SZ/Uwe Soeder

Großpostwitz. Ein eigenes Haus im Grünen ist der Traum vieler Familien auch im Landkreis Bautzen. Doch einige Bauherren geben aktuell auf. Die Zinsen klettern nach Jahren nahe der Nulllinie rasant nach oben. Das Material ist, wenn nicht knapp, dann teuer. Und Handwerker zu bekommen, gleicht einem Glücksspiel. Das spürt man nun auch in Großpostwitz. Das geplante Baugebiet „Am Sonnenberg“ wird deshalb erst einmal nicht realisiert.

Das Areal zwischen der ehemaligen Bahntrasse von Wilthen nach Bautzen und der Oberlausitzer Straße hatte die Kommune bereits vor gut vier Jahren erworben. „Es gab damals reichlich Bau-Interessenten, aber wir hatten kein geeignetes Bauland mehr“, so Bürgermeister Markus Michauk (OLG). Denn das gut 4,2 Hektar große Gelände war im Regionalplan als Vorrangfläche für die Landwirtschaft ausgewiesen.

Obwohl der Gemeinderat im März vergangenen Jahres den Bebauungsplan schon auf den Weg gebracht hatte, musste die Fläche erst entwidmet werden. Corona bremste dieses Vorhaben zeitlich sehr aus, da die Tagungen des Ausschusses mehrfach verschoben wurden. Erst Mitte dieses Jahres bekam Großpostwitz grünes Licht, dass auf dem Areal Eigenheime entstehen können. Die bis dahin gut 30 Interessenten für Bauland hatte die Gemeindeverwaltung über jeden Schritt auf dem Laufenden gehalten.

Quadratmeterpreise schrecken Bauherren ab

Bereits zum Jahreswechsel hatte die Kommune in einer ersten Kalkulation durchgerechnet, wie teuer sie den Quadratmeter Bauland verkaufen muss, um wirtschaftlich zu arbeiten. Je nach Zuschnitt der einzelnen Parzellen waren bis zu 30 Grundstücke planbar, so Markus Michauk. „Schon damals war klar, dass wir mindestens 100 Euro pro Quadratmeter nehmen müssen. Das war für uns ein Riesensprung, da wir die vorherigen Bauplätze mit nicht mehr als 45 Euro bepreist hatten“, sagt der Bürgermeister. Inkludiert seien damals zwar schon die gestiegenen Preise der boomenden Bauwirtschaft gewesen, aber noch nicht die wenige Monate später auftretende Verknappung von Materialien durch den Krieg in der Ukraine.

Schlussendlich rechnete man mit etwa 120 Euro pro Quadratmeter. „Um die Finanzierung für die Erschließung sicherzustellen, hätten wir 80 Prozent der Fläche sicher verkaufen müssen“, erklärt der Bürgermeister. Doch angesichts dieser Beträge schrumpfte die Zahl jener, die noch immer an einem Bauplatz in Großpostwitz interessiert waren, extrem zusammen. Am Ende blieben von den gut 30 potenziellen Interessenten ziemlich genau zehn Prozent übrig, drei Familien signalisierten auch weiterhin Interesse, in den kommenden zwei bis drei Jahren zu bauen.

Gemeinde will sich Optionen für Areal offenhalten

Doch auch diese muss Bürgermeister Markus Michauk nun enttäuschen. Eine Erschließung als Bauland wird es zum jetzigen Zeitpunkt nicht geben. „Was mit dem Grundstück in Zukunft passiert, können wir jetzt nicht sagen. Wir wollen uns möglichst viele Optionen offenhalten. Eine Wohnbebauung wäre uns noch immer lieb, weil es das letzte zusammenhängende Gebiet zum Wohnen in Großpostwitz wäre“, erklärt der Bürgermeister.

In den vergangenen Jahren hatte Großpostwitz bereits einige neue Baugebiete realisiert. Auf dem Areal am Raschaer Berg, das am Ortsausgang Richtung Bautzen liegt und durch die Gemeinde in zwei Bauabschnitten erschlossen wurde, wurden ab 2012 knapp 30 Eigenheime erbaut. Interessenten gab es damals zuhauf. Im Baugebiet an der Talstraße oberhalb des Netto-Marktes wurden ab 2017 elf Parzellen ebenfalls binnen kurzer Zeit an Häuslebauer aus dem Ort und an Zuzügler verkauft.