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Kammermusikfest Oberlausitz: "Es war eine grandiose Festivalwoche"

1.700 Besucher erlebten die dritte Auflage des Kammermusikfestes Oberlausitz. Intendant Hagen Lippe-Weißenfeld zieht Bilanz - und verrät, was Konfitüre mit klassischer Musik zu tun hat.

Von Miriam Schönbach
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Festival-Intendant Hagen Lippe-Weißenfeld dankt für das Gelingen des Kammermusikfestivals Oberlausitz. "Es war eine grandiose Festivalwoche", sagt er.
Festival-Intendant Hagen Lippe-Weißenfeld dankt für das Gelingen des Kammermusikfestivals Oberlausitz. "Es war eine grandiose Festivalwoche", sagt er. © Holger Hinz/Kammermusikfest Ober

Baruth. Während Weltstar Jan Vogler schon wieder Cello beim Gipfel der Vereinten Nationen in New York spielt und sich Nils Mönkemeyer mit der Viola auf sein großes Konzert in der Elbphilharmonie in Hamburg vorbereitet, klingt in Baruth ihr Auftritt noch nach. Mit dem Konzert der beiden Musiker und von zwei Nachwuchskünstlern der Moritzburg Festival Akademie ging das Kammermusikfest Oberlausitz (KMO) 2023 zu Ende. Zum Abschluss sprach Sächsische.de mit dem Festival-Intendanten Hagen Lippe-Weißenfeld über Zusatzkapazitäten, Konfitüren aus alten Obstsorten und wechselnde Konzertorte.

Mehr als 100 internationale Musiker, zehn Konzerte in sechs Schlössern und drei Kirchen: Das diesjährige Kammermusikfest Oberlausitz klingt nach. Wie haben Sie diese Woche als Intendant des jüngsten sächsischen Klassikfestivals erlebt?

Es war eine grandiose Festivalwoche. Unsere Musiker begeisterten ihr Publikum mit anspruchsvollen Programmen und ihrer unbändigen Spielfreude, sodass der Funke bei jedem Konzert nach wenigen Minuten übersprang. Unsere besonderen Konzertorte – Schlösser und Kirchen – ermöglichen es dem Publikum, die Künstler aus nächster Nähe zu erleben. Diese Konzertatmosphäre ist einmalig. Dazu kommt unser wunderbares Team von 100 Ehrenamtlichen, die den Konzerten eine herzliche, familiäre Atmosphäre verleihen. Zusammenfassend kann man sagen, dass dieses Festival allen Beteiligten guttut und beste touristische Werbung für unsere schöne Oberlausitz ist.

Das Eröffnungskonzert mit dem Kreuzchor wurde aufgrund der großen Nachfrage aus der Baruther Kirche nach außen übertragen. Wie sieht die Zuschauer-Bilanz für die gesamte, inzwischen dritte Kammermusikfest-Saison aus?

Wir wurden geradezu überwältigt vom Publikumsinteresse. Nachdem wir bereits vor Festivalbeginn mit 1.500 Gästen zu 100 Prozent ausgelastet waren, konnten wir noch Zusatzkapazitäten schaffen, sodass sich die Besucherzahl am Ende auf 1.700 steigerte.

In diesem Jahr waren mit Schloss Neschwitz sowie den Kirchen in Ebersbach und Hochkirch neue Konzertorte dabei. Wird sich dieser Wechsel fortsetzen?

Ich glaube, wir brauchen beides: Zum einen etablierte Konzertorte, die den Rahmen bilden und den Besuchern vertraut sind. Die Wiedersehensfreude verbindet sich sehr mit den Orten und bezieht sich neben den Gebäuden auch ganz stark auf die Menschen, die mit ihrer liebenswerten Gastfreundschaft diese Orte emotional lebendig machen.

Auf der anderen Seite sind neue Konzertorte immer spannend, insbesondere für unsere Gäste, die ja in diesem Jahr aus acht Bundesländern in die Oberlausitz strömten. Es wird für die Zukunft also wohl eine Mischung aus Bekanntem und Neuem sein, wobei wir in der Mehrzahl auf etablierte Standorte zurückgreifen werden.

Am Rand der Konzerte gab es erstmals Konfitüren aus Früchten historischer Obstbaumarten. Wie verbindet sich Kammermusik mit den süßen Früchten?

Wir sind als Landfestival tief mit der Oberlausitzer Erde verbunden. Deshalb freue ich mich auch sehr, dass sich mit der Oberlausitz-Stiftung, der Stiftung Wald für Sachsen, der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien, der PS-Lotterie, dem Feinkostgeschäft „Zuckerwerk & Rebensaft“ und unserem Festival sechs Partner zusammengetan haben, denen der Erhalt historischer Obstbaumarten gleichermaßen am Herzen liegen. Wir haben während der Festivalwoche Obstbäume an unseren Schloss-Standorten gepflanzt und Konfitüre an unser Publikum verkauft, deren Erlös der Oberlausitz-Stiftung zufließt.

Der Kreuzchor aus Dresden eröffnete das Kammermusikfest Oberlausitz am 8. September.
Der Kreuzchor aus Dresden eröffnete das Kammermusikfest Oberlausitz am 8. September. © Kammermusikfest Oberlausitz/ Martin Pižga
Bratschist Nils Mönkemeyer gehört inzwischen zu den Klassikstars, die das Publikum des Kammermusikfestes Oberlausitz schon kennt.
Bratschist Nils Mönkemeyer gehört inzwischen zu den Klassikstars, die das Publikum des Kammermusikfestes Oberlausitz schon kennt. © Holger Hinz/Kammermusikfest Ober
Ohne Ehrenamt ist das Kammermusikfest Oberlausitz undenkbar. Etwa 100 Freiwillige lassen die Konzerte für die Besucher zum Erlebnis werden.
Ohne Ehrenamt ist das Kammermusikfest Oberlausitz undenkbar. Etwa 100 Freiwillige lassen die Konzerte für die Besucher zum Erlebnis werden. © Holger Hinz / Kammermusikfest Ob
Unterricht mit einem Weltstar: Jan Vogler hat sich am 15. September vor seinem Konzert mit Schülern des Lessing-Gymnasiums Hoyerswerda getroffen und mit ihnen über Musik, Kunst, Umwelt, Demokratie und Zusammenhalt gesprochen.
Unterricht mit einem Weltstar: Jan Vogler hat sich am 15. September vor seinem Konzert mit Schülern des Lessing-Gymnasiums Hoyerswerda getroffen und mit ihnen über Musik, Kunst, Umwelt, Demokratie und Zusammenhalt gesprochen. © Kammermusikfest Oberlausitz
Marlene Wendl (Klarinette) und Nikolaus Branny (Klavier) sind Absolventen der Moritzburg Festival Akademie. Sie spielten beim Abschlusskonzert zusammen mit Jan Vogler (Cello).
Marlene Wendl (Klarinette) und Nikolaus Branny (Klavier) sind Absolventen der Moritzburg Festival Akademie. Sie spielten beim Abschlusskonzert zusammen mit Jan Vogler (Cello). © Holger Hinz / Kammermusikfest Ob
Am Schluss sang das Publikum "Der Mond ist aufgegangen".
Am Schluss sang das Publikum "Der Mond ist aufgegangen". © Holger Hinz / Kammermusikfest Ob

Einen ganz anderen Ableger gab es 2023 mit „KMO goes School“. Der weltbekannte Cellist Jan Vogler war zu Gast im Lessing-Gymnasium in Hoyerswerda. Welche Idee steckt dahinter?

Wir möchten Kinder und Jugendliche so früh wie möglich für Musik begeistern. Deshalb gehen wir mit unseren Musikern in die Musikklassen der allgemeinbildenden Schulen. Am Abend des selben Tages besuchen die Schüler die Konzerte ihrer Künstler-Gäste. Am Ende hoffen wir, dass wir aus diesem Schülerkreis irgendwann auch Bewerber für unsere KMO-Akademie gewinnen können und natürlich zukünftige Festivalbesucher.

Können sich Schulen bewerben?

Ja, sehr gern. Wir freuen uns über Bewerbungen aller Schulformen und möchten dieses partizipative Programm gern auch außerhalb der Festivalzeiträume dauerhaft etablieren.

Und welche Pläne gibt es bereits für das Kammermusikfest 2025?

Das nächste Festival wird sieben Konzerte umfassen, mit deren Vorbereitung wir schon jetzt beschäftigt sind. So viel kann ich heute schon verraten: Die künstlerische Qualität wird auf ganz hohem Niveau weiter ausgebaut, und wir dürfen uns auf hochkarätige Musiker und einmalige Konzerterlebnisse an wunderschönen Konzertorten freuen.