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Kleines Dorf stemmt großes Festival

Über 400 Besucher zieht das Festival Los Pampos ab Freitag nach Zschorna bei Hochkirch. Und die Musiker kommen zum Teil bis aus München.

Von Miriam Schönbach
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Es gibt kein Halten mehr: Mit Schwung und viel Spaß stürzt sich das Los Pampos-Organisationsteam in Zschorna bei Hochkirch in die siebente Auflage des Metal-Festivals.
Es gibt kein Halten mehr: Mit Schwung und viel Spaß stürzt sich das Los Pampos-Organisationsteam in Zschorna bei Hochkirch in die siebente Auflage des Metal-Festivals. © SZ/Uwe Soeder

Hochkirch. Der Countdown läuft: 3, 2, 1 - und schon sitzt der Sprung von der Bühne. Das Team von Los Pampos ist mehr als startklar. Bereits zum siebenten Mal laden die Macher des Festivals für den 2. und 3. September in die „Pampa“ zwischen Bautzen und Löbau ein. Schon Tage vor den ersten Gitarrenriffs waren alle Karten ausverkauft. Rund 400 Gäste wollen in den kleinen Hochkircher Ortsteil Zschorna. Und nicht nur das: Erste Bands haben bereits ihre Fühler für einen Auftritt bei der Auflage im nächsten Jahr ausgestreckt. Los Pampos ist kein Geheimtipp mehr, Los Pampos ist inzwischen Pflichtprogramm für richtige Metal- und Land-Fans.

An diesem Nachmittag herrscht große Vorbereitungsgeschäftigkeit auf dem Vierseithof. Die Bühne steht schon im Gras. Hagen Weiß und Matthias Lange wuchten die Leuchtreklame mit der Aufschrift Los Pampos heran. Auch der Backstagebereich entsteht gerade. Festival-Koch Sebastian Knötschke baut währenddessen den legendären Kessel für die Mischwurst auf. Der knackige Snack aus dem heißen Wasser gehört zu den Klassikern seit dem Festival Nummer ein. Bei einer Geburtstagsrunde entstand die Vision von Los Pampos. Die Freunde, die damals zusammen saßen, gehören bis heute zum Kern-Orga-Team.

Neue Technik auf der Bühne und beim Catering

Michael Lange hatte damals eingeladen. Bei Bier und viel guter Laune kam die Runde auf die Idee, eine ihrer Lieblingsbands über ein Crowdfunding zu unterstützen. Gesagt, getan: Die sechs legen für das Konzert von DŸSE zusammen. Die Noise-Rock-Band spielte schon im Vorprogramm bei den Beatsteaks und den Ärzten. Eben jene Musiker sind es, die sich 2015 noch zum improvisierten Konzert in die Pampa "verirren".

Das ist Geschichte, denn längst hat sich alles professionalisiert. „Optimiert, es hat sich eingespielt, jeder hat seine Aufgabe – und es macht immer noch Spaß“, sagt Michael Lange. Neben der Gemeinde packen viele aus dem Dorf bei Hochkirch mit zu. Damit den Bands nicht der Ton ausgeht, wurde zum Beispiel bei Elektrik und Bühnenequipment nachgerüstet. Selbst die beiden Corona-Jahrgänge fielen nicht aus.

Für den Festival-Catering-Bereich von Sebastian Knötschke gibt es in diesem Jahr einen neue Smoker. Der Koch fischt aus seinem Auto eine Bäckertüte. Unter Knistern holt er ein Brötchen für den Los Pampos-Burger heraus. „LP“ steht in großen Buchstaben in der Kruste. „Ja, das kann unserer Hochkircher Bäcker. Wir legen viel Wert darauf, dass wir mit Partnern aus der Region zusammenarbeiten“, sagt der Festivalmacher.

Nach mehr als 15 Jahren auf Wanderschaft und unter anderem einen Abstecher in der Bundestagskantine in Berlin ist der Oberlausitzer vor knapp zwei Jahren in seine Heimat zurückgekehrt und arbeitet jetzt in einem Großhandel. Seine Leidenschaft gehört aber dem Herd, dem offenen Feuer, als passionierter Jäger eigentlich dem Wild – und Los Pampos.

Festival-Burger mit neuer Füllung - notgedrungen

Wegen der Afrikanischen Schweinepest kommt bei der diesjährigen Auflage gezupftes Hausschwein statt wie sonst üblich gezupftes Wildschwein in den Burger, manchen als Pulled Pork bekannt. Überhaupt versucht die Festivalcrew, sich immer wieder Neues einfallen zu lassen. In diesem Jahr ist erneut der Verein „Löbau lebt“ zu Gast und zeigt, wie sich Plastikmüll zu Kunst recyceln lässt. Erstmals gibt es für kleine wie große Bastler die Möglichkeit, einen eigenen Nistkasten zu bauen. „Den Eigenbau kann man selbst mitnehmen – oder wir übernehmen die Patenschaft und hängen ihn auf“, sagt Michal Lange. Schließlich ist das Festival eine Veranstaltung für die ganze Familie– auch deshalb tritt ein Zauberer in den Bühnen-Umbaupausen auf.

Lokalmatadore, Wiederholungstäter und Neulinge

Los geht es am 2. September um 18 Uhr. Schon am ersten Abend spielen vier Bands, am Sonnabend sind nochmals sechs Bands geplant. „Wir haben wieder Wert auf eine gute Mischung gelegt“, sagt Gerda Weiß. Im Angebot sind rockige Balladen genauso wie harten Gitarrenriffs. Es gibt Lokalmatadore wie das Duo Pimpernelli aus Bautzen, besser bekannt als The Pipe Bastards, Wiederholungstäter wie Westdead aus München mit Punkrock im Gepäck und ganze neue Namen auf der Bühne. Zum ersten Mal ist in diesem Jahr eine Band aus Tschechien dabei. Überhaupt wollen die Pampanauten für das Musikprogramm kommender Festivals mehr über die Grenzen schauen, vor allem in die Nachbarländer Tschechien und Polen.

Die Metal-Fans indes reisen auch in diesem Jahr wieder aus dem nördlichen Rostock wie dem südlichen München an. Möglich wird das Festival auch durch die Förderung im Kulturraum und die Kulturstiftung. „Ohne diese Unterstützung könnten wir die Veranstaltung nicht auf die Beine stellen“, sagt Michael Lange. Für ihn und seine Freunde ist das „kleine Wacken“ zum schönsten Festival der Welt geworden, wo das gut 100 Einwohner zählende Dorf an zwei Abenden bei krachenden Sounds und stillen Melodien ein bisschen dichter zusammengerückt. Dort, wo sich sonst Fuchs und Hase gute Nacht sagen, klingt es dann gemeinsam: „We will rock you“.