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Abgucken erlaubt: Im Schloss Gröditz lernen junge Musiker von Klassikstars

Das Kammermusikfest Oberlausitz hat 15 junge Frauen und Männer aus den Kreisen Bautzen und Görlitz zu einer Akademie eingeladen. Dabei geht um mehr als die Musik.

Von Uwe Menschner
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Die Viola-Musikerinnen Hanna Raimann (l.) aus Görlitz und Sara Baumgärtel aus Bautzen gehören zu den Teilnehmern der Akademie des Kammermusikfestes Oberlausitz im Schloss Gröditz.
Die Viola-Musikerinnen Hanna Raimann (l.) aus Görlitz und Sara Baumgärtel aus Bautzen gehören zu den Teilnehmern der Akademie des Kammermusikfestes Oberlausitz im Schloss Gröditz. © Uwe Menschner

Gröditz. Stille liegt an diesem milden Spätwintertag über dem Gröditzer Schloss und dem es umgebenden Landschaftspark. Doch nur, wenn man das beeindruckende Ensemble aus der Ferne betrachtet. Je mehr man sich dem Gebäude nähert, desto stärker dringen Melodien ans Ohr. Nach dem Durchschreiten der Tür schließlich beherrscht die Musik, die von allen Seiten in die Eingangshalle dringt, die Szenerie. Von links erklingen jazzig-swingende Töne, in den Spielpausen können sich dann auch die etwas leiseren Geigenklänge von rechts durchsetzen.

„Ja, das Haus ist voller Musik und voller Leben“, freut sich Hagen W. Lippe-Weißenfeld und strahlt dabei über das ganze Gesicht. Der Intendant des Kammermusikfestes Oberlausitz scheint die Klänge der in der ersten Winterferienwoche 2024 stattfindenden Akademie förmlich in sich aufzusaugen. 15 junge Musikerinnen und Musiker bekommen hier von weltweit renommierten Instrumentalisten ihren „Feinschliff“. Ja, das ist es, wofür wir in den letzten Jahren gearbeitet haben, sagen Lippe-Weißenfelds Augen.

Salons im Schloss eignen sich für Proben kleiner Gruppen

Mit dem Gröditzer Schloss haben wir nun endlich den perfekten Stammsitz für unser Festival gefunden, und das in mehrfacher Hinsicht“, erklärt er. Einerseits aufgrund der geographischen Lage des Weißenberger Stadtteils Gröditz im Zentrum des Kulturraums Oberlausitz-Niederschlesien, der die Landkreise Bautzen und Görlitz umfasst. Andererseits aufgrund der Atmosphäre des sanierten Herrenhauses mit seinen zahlreichen Salons, die sich hervorragend für Proben in Gruppen von zwei bis sechs Musikern eignen. „Und der Konzertsaal weist eine hervorragende Akustik auf“, schwärmt Hagen W. Lippe-Weißenfeld.

Auch Beat von Zenker freut sich. Der Eigentümer des Gröditzer Schlosses sieht sich in seinem Bestreben, den öffentlichen Charakter des Hauses für die Zukunft zu bewahren, bestärkt. „Die Zusammenarbeit mit dem Kammermusikfest stellt dafür einen ganz wichtigen Baustein dar“, betont er.

Doch wer sind die jungen Leute, die sich im Gröditzer Schloss eingefunden haben? Im Salon links vom Eingang bilden fünf junge und zwei etwas ältere im Halbkreis sitzende Männer ein Bläserseptett. Abed Jiji aus Görlitz spielt Querflöte: „Mich motivieren die Möglichkeit zum gemeinsamen Musizieren und das Zusammenspiel mit den anderen Akademisten, hier teilzunehmen“, erklärt der im syrischen Aleppo geborene 16-Jährige. „Wir können hier in unterschiedlichen Besetzungen schöne und anspruchsvolle Stücke üben“, fügt Trompeter Camillo Ballandt aus Bautzen hinzu, der 18 Jahre alt ist und nach eigenem Bekunden bereits seit 13 Jahren musiziert. Neben ihm sitzt sein zwei Jahre jüngerer Bruder Tassilo und nickt bestätigend.

„Das Umfeld hier ist sehr angenehm. Es macht Spaß, mit diesen bereits gut ausgebildeten, netten jungen Leuten zu musizieren“, erklärt Dozent und Posaunist Frank van Nooy.

Schüler und Lehrer übernachten in Schloss und Pilgerhaus

Einen Salon weiter bilden drei Akademistinnen zusammen mit ihrer Dozentin ein vom Klavier begleitetes Violinen-Trio. „Ich freue mich, mit Gleichaltrigen zusammen musizieren zu können, und wir haben hier tolle Lehrer“, sagt Matilda Nedo aus Görlitz. „Außerdem gefällt es mir gut, dass wir abends noch alle zusammensitzen und miteinander reden.“

Alle Teilnehmer – Lehrer wie Schüler – verbringen die gesamte Woche im Gröditzer Schloss und übernachten hier auch; einige im benachbarten Pilgerhaus. Dozentin Hellen Weiss – eine gefeierte und mehrfach preisgekrönte Konzert-Violinistin – gibt das Kompliment zurück: „Es ist sehr wichtig, so begabte junge Musiker zu fördern und sie frühzeitig an die Kammermusik heranzuführen.“

Das Miteinander auch außerhalb der Proben bildet auch für Intendant Hagen W. Lippe-Weißenfeld einen wichtigen Aspekt der Akademie: „Wir sitzen abends noch lange zusammen, reden über Gott und die Welt. Es ist für mich sehr beeindruckend, wie reflektiert und positiv diese jungen Menschen durchs Leben gehen.“

Musikschul-Leiter treffen sich zu Workshop in Gröditz

Andererseits ist es ihm wichtig, sich mit den Musikschulen im Kulturraum zu vernetzen, weshalb er die Leiterinnen und Leiter während der Akademie-Woche zu einem gemeinsamen Workshop eingeladen hatte. Auch Ines Ulfig, die fachliche Leiterin der Kreismusikschule Bautzen, nahm diese Einladung gern an: „Ich denke, unsere Schüler profitieren sehr von der Akademie, von einer Umgebung, wo das Musizieren zum Erlebnis wird, was in unseren Einrichtungen nicht immer der Fall ist. Hier werden sicher Potenziale geweckt, sich in der eigenen Musizierweise weiterzuentwickeln.“

Und auch der künstlerische Gesamtleiter der Akademie, Nils Mönkemeyer, steht voll hinter Idee und Konzept: „Ich habe selbst als junger Musiker oft an solchen Kursen teilgenommen und das geliebt“, berichtet der Professor an der Hochschule für Musik und Theater München. Und bekennt: „Meine berufliche Arbeit unterschiedet sich in nichts von dem, was ich hier tue.“ Sicher das größte Kompliment, das man den jungen Teilnehmern machen kann.