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„Wichtig ist doch nur, dass wir ein Tor mehr schießen“

Tom Hagemann hat bis 2019 für Bischofswerda gespielt. Nun kehrt er zum Oberliga-Derby als Bautzener Kapitän zurück. Im Interview verrät er seinen Tipp.

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Ball drin, Trikot aus: Tom Hagemann jubelt nach seinem Tor zum 2:0-Endstand im Landespokal gegen Titelverteidiger Lok Leipzig.
Ball drin, Trikot aus: Tom Hagemann jubelt nach seinem Tor zum 2:0-Endstand im Landespokal gegen Titelverteidiger Lok Leipzig. © Florian Richter

Bautzen. Derbyzeit in der Fußball-Oberliga. Am Samstag empfängt Regionalliga-Absteiger Bischofswerdaer FV (11.) den Oberliga-Aufsteiger FSV Budissa Bautzen (4.). Gespielt wird ab 14 Uhr in der Volksbank-Arena. Die letzten beiden Punktspielduelle gingen 2018/19 in der Regionalliga Nordost über die Bühne. In Bischofswerda hieß es 1:1, in Bautzen gewann Budissa mit 2:0.

Einer, der beide Vereine kennt, ist der 27 Jahre alte Budissa-Kapitän Tom Hagemann. Von 2016 bis 2019 spielte der Ex-Dynamo für die Bischofswerdaer, mit denen er 2018 in die Regionalliga aufstieg. Ein Jahr später wechselte der Offensivmann, der bisher neun Treffer in zehn Pflichtspielen markierte, nach Bautzen.

Tom Hagemann, was sagen Sie zur Pokal-Auslosung?

Auf uns wartet beim Landesligisten in Markranstädt eine nicht ganz einfache Aufgabe. Der SSV hat Regionalliga-Aufsteiger FC Eilenburg in der dritten Runde rausgeschmissen. Ich kenne einige Spieler dort. Wir haben uns nach der Auslosung ein paar WhatsApp-Nachrichten zukommen lassen. Sollte Markranstädt alle man an Bord haben, also die besten zwölf, 13 Spieler aufs Feld schicken können, wird es sicher schwer für uns und wir müssen alles reinwerfen. Aber wir wollen unbedingt ins Viertelfinale, nachdem wir Pokalverteidiger Lok Leipzig eliminiert haben.

Budissa spielt in der Spitzengruppe der Süd-Staffel, rangiert sechs Punkte hinter Spitzenreiter Rot-Weiß Erfurt, der zwei Partien mehr bestritten hat. Ist der Regionalliga-Aufstieg 2022 möglich?

Ich würde lügen, wenn ich behaupte, dass man als Spieler nicht ab und zu an diese Möglichkeit denkt. Aber wir müssen realistisch bleiben. Wir wollen uns in dieser Saison mannschaftlich weiterentwickeln, die jungen Spieler fördern und wieder attraktiveren Fußball spielen, um die Zuschauer ins Stadion zu locken. Es wird sicher noch den einen oder anderen Rückschlag geben, daher käme die vierte Liga in den nächsten beiden Jahren wohl zu früh.

Ihre Mannschaft hat mit 27 Treffern die meisten Tore im 19er Feld geschossen. 17 Gegentore sind Mittelmaß. Stimmt die Balance im Team noch nicht?

Am Anfang der Saison war die Abstimmung noch nicht so stimmig. Jetzt versuchen wir, unter Trainer Stefan Richter offensiver und attraktiver zu spielen. Wir attackieren den Gegner früher. Dadurch erhöht sich das Risiko, hinten mal ein Tor mehr zu schlucken. Aber das ist normal, wenn man offensiver spielen will. Beim Pokalsieg gegen Lok Leipzig wurden für unser Pressing und die Balleroberung im Mittelfeld belohnt. Wichtig ist doch nur, dass wir ein Tor mehr schießen als der Gegner.

Was dachten Sie, als Sie hörten, dass Thomas Hentschel nach nur wenigen Oberliga-Spieltagen das Amt des Cheftrainers abgibt?

Auch für uns Spieler kam es überraschend. Herr Hentschel hatte es uns nach einem Punktspiel in der Kabine gesagt. Der Wechsel wurde uns erläutert, daher konnten wir das nachvollziehen. Im ersten Moment macht man sich als Spieler erst einmal Gedanken, wer da nun als Nachfolger kommen könnte. Nach zwei, drei Tagen war das aber schon geklärt und mit Stefan Richter ein Trainer aus dem Verein gefunden. Das war ein nahtloser Übergang für alle, denn er hatte zuvor die A-Junioren trainiert und einige Spieler im Oberligakader früher schon unter seinen Fittichen.

Sie wechselten 2016 von Dynamo Dresden zum Bischofswerdaer FV. Haben Sie diesen Schritt später bereut?

Nein, mit Schiebock in der Oberliga anzugreifen war die richtige Entscheidung. Zwei Jahre später sind wir in die Regionalliga aufgestiegen. Erik Schmidt war damals der Trainer. Bei ihm hatte ich 2012, als ich noch in Schwerin spielte, ein Probetraining bei Dynamo absolviert und bestanden. Im A-Junioren-Bereich bin ich dann nach Dresden ans Sportgymnasium gewechselt.

Warum gingen Sie, sportlich gesehen, 2019 gleich zwei Ligen nach unten?

Ich habe mit Bischofswerda ein Jahr in der vierten Liga gespielt, aber der Aufwand wurde zu groß. Ich muss Sport und Studium unter einen Hut bekommen, denn ich wohne in Dresden und studiere dort an der HTW. Es gibt nicht viele Vereine in der Region, die infrage kamen. Bei Budissa passte das Gesamtpaket perfekt. Thomas Hentschel hatte zum dritten Mal das Traineramt bei Budissa übernommen und sollte die Mannschaft aus der Landesliga mittelfristig wieder in die Oberliga führen. In diesem Jahr haben wir das geschafft.

Wie könnte Ihr sportlicher Weg bis 2025 aussehen?

Gute Frage. Ich bin 2022 mit dem Studium fertig. Mein Hauptaugenmerk liegt danach auf dem beruflichen Werdegang. Die Möglichkeit, im Fußball noch einmal höherklassig zu spielen, sehe ich allerdings auch noch. Es gibt Regionalligavereine, die die Möglichkeit bieten, einem Nebenjob nachzugehen. Kommt ein Angebot eines höherklassigen und interessanten Vereins, würde ich schon überlegen, erst später den beruflichen Einstieg zu forcieren.

Die Schiebocker haben ihren Kader nach dem Viertliga-Abstieg umgekrempelt. Mit welchen Spielern haben Sie noch zusammengespielt?

Ich habe damals noch mit BFV-Kapitän Pavel Cermak gespielt – auch mit Tom Grellmann, der im Sommer aus Kamenz zu den Schiebockern zurückgekehrt ist. Ansonsten kenne ich noch einige Jungs, die beim BFV kicken. Mit Robert Koch, der jetzt Co-Trainer in Bischofswerda ist, habe ich bei Dynamo zusammengespielt.

Ihr Tipp fürs Derby?

Wir gehen in jedes Spiel, um es zu gewinnen. Ich tippe auf ein 4:2 für Budissa.

Das Gespräch führte Jürgen Schwarz.