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So organisiert der Landkreis Bautzen die Ukraine-Hilfe

700 Ukraine-Flüchtlinge leben zurzeit im Landkreis Bautzen, bis zu 5.000 könnten es werden. Wie geht der Landkreis diese Aufgabe an?

Von David Berndt
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Busunternehmen bringen Ukraine-Flüchtlinge in den Landkreis Bautzen. 700 Menschen wurden bereits untergebracht - überwiegend privat.
Busunternehmen bringen Ukraine-Flüchtlinge in den Landkreis Bautzen. 700 Menschen wurden bereits untergebracht - überwiegend privat. © Matthias Wehnert

Bautzen. Die Aufgabe ist gewaltig. Das zeigen allein schon die Zahlen: 12.000 Flüchtlinge aus der Ukraine kommen zurzeit täglich in Deutschland an. Manche reisen in andere Länder weiter. Doch für viele muss jetzt vieles organisiert werden: Verpflegung, Wohnungen, Ärzte, Schul- und Kitaplätze zählen dabei zu den wichtigsten Aufgaben.

Um diese zu bewältigen, hat der Landkreis Bautzen am Montag einen Krisenstab eingerichtet. Außerdem plant Landrat Michael Harig (CDU) eine außerordentliche Bürgermeisterkonferenz. Wie viele ukrainische Flüchtlinge erwartet das Landratsamt? Wo sollen diese untergebracht, und wie soll ihre Betreuung organisiert werden? Sächsische.de beantwortet die wichtigsten Fragen.

Wie viele ukrainische Flüchtlinge erwartet der Kreis?

Der Landkreis Bautzen orientiert sich an einer Prognose des Freistaats Sachsen. Dieser geht von 4.000 bis 5.000 Flüchtlingen pro Landkreis aus. Dabei handelt es sich allerdings um eine pauschale Schätzung. Wann und für wie lange die Flüchtlinge tatsächlich kommen, lässt sich nicht vorhersagen. Denn dies sei abhängig vom Verlauf des Krieges und den Verhandlungen zwischen den Kriegsparteien, erläutert Landkreissprecherin Sabine Rötschke.

Aufgabe des Krisenstabes ist daher zunächst die Errichtung von weiteren Notunterkünften und die Anmietung von Wohnraum für die dauerhafte Unterbringung. Beides wird dringend gebraucht, wenn der Freistaat in den nächsten Wochen damit beginnt, Flüchtlinge auf die Landkreise zu verteilen, die zurzeit noch in den zentralen Erstaufnahmeeinrichtungen untergebracht sind.

Einzige Notunterkunft im Landkreis ist im Moment die Schützenplatzhalle in Bautzen.
Einzige Notunterkunft im Landkreis ist im Moment die Schützenplatzhalle in Bautzen. © Steffen Unger

Wo sollen die Flüchtlinge untergebracht werden?

Aktuell halten sich nach Schätzungen des Landratsamtes etwa 700 Menschen aus der Ukraine im Landkreis Bautzen auf. Die meisten von ihnen kamen privat unter. Etwa 50 Personen sind derzeit in der Schützenplatzhalle in Bautzen untergebracht. Diese wurde vor einer Woche vom Technischen Hilfswerk als Notunterkunft hergerichtet. 124 Feldbetten stehen bereit. Mit Bauzäunen und Sichtschutzfolie wurden Vierer-Kabinen abgeteilt. Mehr als eine Notlösung ist die Halle daher nicht.

Bereits in den vergangenen Wochen hatte der Landkreis deshalb aufgerufen, freie Wohnungen zu melden. Mehr als 500 Angebote liegen bereits vor. Die wichtigste Aufgabe des Ausländersamtes ist es nun, diese Angebote zu sichten und Verträge über die Nutzung anzuschließen. Auch die Städte und Gemeinden wurden um Unterstützung gebeten. Unter anderem sollen die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister dem Ausländeramt dabei helfen, die eingegangen Wohnungsangebote zu sichten. In den kommenden Tagen wird Landrat Harig zudem zu einer außerordentlichen Bürgermeisterkonferenz einladen, um das weitere Vorgehen abzustimmen.

Werden ehemalige Asylheime reaktiviert?

Nach 2015 gab es im Landkreis Bautzen etliche Asylheime, die mittlerweile geschlossen sind, zum Teil aber noch immer leer stehen. Bekanntestes Beispiel ist sicher das ehemalige Spreehotel in Bautzen. Konkrete Objekte nennt das Landratsamt zwar nicht. Grundsätzlich prüfe man jedoch, ob und welche ehemaligen Unterkünfte für Asylbewerber für die Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge infrage kommen. „Alle angebotenen und bekannten Objekte werden in die Betrachtungen eingeschlossen“, heißt es.

Wer betreut die Flüchtlinge aus der Ukraine?

Hilfsmittel und Spenden verteilen, Übersetzen, Flüchtlinge beim Arztbesuch oder bei Behördengängen begleiten - viele dieser Aufgaben übernehmen zurzeit ehrenamtliche Helfer. Um deren Arbeit zu koordinieren, bietet der Landkreis auf seiner Internetseite einen Melde-Service an. Dort können freiwillige Helfer ihre Unterstützung anbieten. Auch der Freistaat Sachsen nimmt Angebote von Freiwilligen über ein Portal entgegen und vermittelt diese an die entsprechenden Organisationen.

Die Betreuung in den Notunterkünften erfolgt durch den Landkreis Bautzen und durch Organisationen, die im Auftrag des Landkreises handeln. In der Schützenplatzhalle ist das zum Beispiel die Arbeiterwohlfahrt.

Wie sieht es mit Plätzen in Schulen und Kitas aus?

Diese Frage lässt sich zurzeit nur schwer beantworten - eben weil so vieles in Bewegung ist. Grundsätzlich geht man im Bautzener Landratsamt davon aus, dass in Kitas und Schulen Plätze für ukrainische Kinder benötigt werden. Wie viele Kinder das sein werden, ist aber noch nicht klar. „Wir sind dazu im Austausch mit dem Landesamt für Schule und Bildung“, beschreibt Sprecherin Sabine Rötschke den derzeitigen Stand.