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Zwei Jahre nach Ankunft der ersten Ukraine-Flüchtlinge: So ist die Lage im Kreis Bautzen

Mehr als 5.000 ukrainische Flüchtlinge sind seit Februar 2022 in den Landkreis Bautzen gekommen. Wie viele sind geblieben und wie ist ihre Lage heute.

Von David Berndt
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Knapp 3.400 ukrainische Flüchtlinge leben aktuell im Landkreis Bautzen.
Knapp 3.400 ukrainische Flüchtlinge leben aktuell im Landkreis Bautzen. © Steffen Unger

Bautzen. Langsam rollte der Reisebus an diesem 4. März 2022 in Bautzen heran und blieb an Dr.-Peter-Jordan-Straße 9 stehen. Rund 50 ukrainische Flüchtlinge wurden damit aus Polen abgeholt.

Es waren vor allem Kinder, Jugendliche und Frauen verschiedenen Alters, die nach dem russischen Angriff auf ihr Land am 24. Februar ihre Heimat verlassen hatten, ohne zu wissen, wann und wie es für sie weitergeht. Für den Transport, eine erste Mahlzeit und weitere Hilfen hatte in diesem Fall die Josua-Gemeinde gesorgt.

Am 4. März 2022 waren 50 ukrainische Flüchtlinge auf Initiative der Josua-Gemeinde in Bautzen angekommen.
Am 4. März 2022 waren 50 ukrainische Flüchtlinge auf Initiative der Josua-Gemeinde in Bautzen angekommen. © Archivbild: SZ/Uwe Soeder

Der russische Krieg gegen die Ukraine hält nun seit mehr als zwei Jahren an. Viele ukrainische Flüchtlinge sind seitdem im Landkreis Bautzen angekommen, weitergereist oder geblieben. Aus diesem Anlass blickt Landrat Udo Witschas (CDU) zurück. „Die Hilfe, die wir gemeinsam mit vielen Initiativen und privatem Engagement seit Kriegsbeginn im Landkreis Bautzen geleistet haben, ist enorm. Die Menschen, die aus der Ukraine zu uns gekommen sind, haben hier nicht nur Unterstützung erfahren, sondern auch Freunde und oft auch eine neue Heimat gefunden.“ Das Landratsamt hat eine Zwischenbilanz veröffentlicht. Sächsische.de stellt diese im Überblick vor.

Wie viele ukrainische Flüchtlinge leben im Landkreis Bautzen?

Die ersten Flüchtlinge aus der Ukraine waren im März 2022 im Landkreis Bautzen angekommen. Untergebracht wurden sie durch den Landkreis Bautzen mithilfe des Technischen Hilfswerkes etwa in der Bautzener Schützenplatzhalle, die zeitweise als Notunterkunft
Die ersten Flüchtlinge aus der Ukraine waren im März 2022 im Landkreis Bautzen angekommen. Untergebracht wurden sie durch den Landkreis Bautzen mithilfe des Technischen Hilfswerkes etwa in der Bautzener Schützenplatzhalle, die zeitweise als Notunterkunft © Archivbild: Steffen Unger

Laut dem Landratsamt seien innerhalb der vergangenen beiden Jahre 5.054 Ukrainer im Landkreis Bautzen angekommen, der Großteil davon in den ersten Monaten nach Kriegsbeginn durch private und ehrenamtliche Initiativen. Seit März 2022 wurden dem Landkreis Bautzen durch die Landesdirektion rund 1.100 ukrainische Flüchtlinge zugewiesen.

Rund 1.600 der aufgenommenen Ukrainer seien weitergezogen oder in die Ukraine zurückgekehrt, vor allem im Juni und Oktober 2022. „Aktuell leben 3.390 Ukrainer im Landkreis Bautzen, 2.041 weibliche und 1.349 männliche Personen“, teilt das Landratsamt mit.

Von diesen knapp 3.400 Ukrainern sind etwas mehr als ein Drittel Kinder und 292 Personen über 65 Jahre. Die von der Landesdirektion Sachsen aufgrund errechnete Aufnahmequote für den Landkreis Bautzen beträgt knapp 4.400 Ukrainer.

Wie viele Ukrainer im Landkreis Bautzen erhalten Sozialleistungen?

Seit Juni 2022 betreut das Jobcenter bedürftige Ukrainer. Wie das Landratsamt Bautzen mitteilt, erhielten im Oktober 2023 2.347 Ukrainer in 1.083 Bedarfsgemeinschaften Bürgergeld.

In bestimmten Fällen gebe es statt Bürgergeld Leistungen vom Sozialamt. Dies betreffe 749 Personen und davon etwa in 615 Fällen Sozialhilfe, in 21 Fällen Wohngeld, Bafög oder Elterngeld oder in 91 Fällen Leistungen nach dem Schwerbehindertenrecht.

Wie viele Ukrainer gehen in Kitas und Schulen im Landkreis Bautzen?

293 ukrainische Kinder waren Ende 2023 in Kitas im Landkreis Bautzen angemeldet. Von den 1.224 ukrainischen Flüchtlingen unter 18 Jahren besuchen derzeit 719 eine Schule, davon 336 eine Grundschule, 220 eine Oberschule, 77 Gymnasien, 15 eine Förderschule und 71 Berufsschulen.

Von den Gymnasien im Landkreis Bautzen hat das Immanuel-Kant-Gymnasium in Wilthen bislang die meisten ukrainischen Schüler aufgenommen.
Von den Gymnasien im Landkreis Bautzen hat das Immanuel-Kant-Gymnasium in Wilthen bislang die meisten ukrainischen Schüler aufgenommen. © Archivbild: Steffen Unger

Unter den Gymnasien habe das Immanuel-Kant-Gymnasium Wilthen mit 31 Schülern die meisten Ukrainer aufgenommen. Schulleiter Markus Straube sagte im Oktober 2023 gegenüber Sächsische.de. „Die größte Herausforderung ist es, das Sprachniveau der ukrainischen Schüler so weit zu fördern, dass sie in allen Fächern regulär am Unterricht teilnehmen können.“

Wie viele Ukrainer haben im Landkreis Bautzen eine Arbeit gefunden?

Das Jobcenter des Landkreises Bautzen hatte bis Juli 2023 294 Ukrainer in Arbeit gebracht, davon 135 in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungen, 142 in geringfügige Arbeitsverhältnisse und 17 in Selbstständigkeit. Zwar seien mehr 1.700 erwerbsfähige Ukrainer dort gemeldet, aber verschiedene Gründe verhindern die Aufnahme einer Tätigkeit.

Dazu zählen etwa mangelnde Sprachkenntnisse und zu wenig Sprach- und Integrationskurse, Kindererziehung und Pflege von Angehörigen oder langwierige und schwierige Anerkennung von ukrainischen Berufsabschlüssen.

Mit der Einführung des „Job-Turbo“ durch das Bundesarbeitsministerium sollen Ukrainische und andere Flüchtlinge aber gezielter und schneller in Arbeit gebracht werden, unter anderem mit geringeren Anforderungen bei den Sprachkenntnissen und einer intensiveren Betreuung durch das Jobcenter.

Landrat Udo Witschas hofft, dass die ukrainischen Flüchtlinge irgendwann zurückkehren können. „In der Zwischenzeit wollen wir diese Menschen bestmöglich in unsere Gesellschaft integrieren. Dazu zähle ich auch die Integration in Arbeit, bei der wir im europäischen Vergleich noch Luft nach oben haben.“