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Darum ist Bautzens Wjelbik-Wirtin nun auf Plakaten in ganz Sachsen zu sehen

Monika Lukasch ist ein Gesicht der neuen Tourismuskampagne in Sachsen. Warum sie mitmacht und was ihr als Gastgeberin besonders wichtig ist.

Von Miriam Schönbach
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Mit Brot und Salz begrüßt Wjelbik-Wirtin Monika Lukasch gern ihre Gäste. Mit dem Motiv wirbt nun auch die neue Tourismus-Kampagne in Sachsen.
Mit Brot und Salz begrüßt Wjelbik-Wirtin Monika Lukasch gern ihre Gäste. Mit dem Motiv wirbt nun auch die neue Tourismus-Kampagne in Sachsen. © Steffen Unger

Bautzen. Vom Großplakat an der Dresdener Straße in Bautzen aus lächelt Wjelbik-Wirtin Monika Lukasch Vorbeifahrenden zu. „Tourismus: Schmeckt. Bei uns in Sachsen“ steht in großen Lettern auf dem Papier. Die Bautzenerin ist eines der Gesichter der neuen Tourismus-Kampagne im Freistaat Sachsen. Damit will das Staatsministerium für Kultur und Tourismus das Bewusstsein für Tourismus als Wirtschaftsfaktor im eigenen Land stärken.

Ein paar Autominuten weiter im Bautzener Stadtzentrum öffnet Monika Lukasch in ihrer Kamenzer Arbeitstracht mit weißer Schürze an diesem Vormittag gutgelaunt die Türen zu ihrem Restaurant in der Kornstraße. Ihr Mann Thomas Lukasch steht bereits mit seinem Team in der Küche und bereitet die neuen Frühlingsgerichte vor, unter anderem Bärlauchsüppchen mit Kaninchenfrikadelle. Die Langohren saßen bis vor Kurzem noch bei der Verwandtschaft im Stall. Frischer und regionaler geht es wohl kaum.

Einen Anrufer, der noch einen Tisch für den Abend reservieren möchte, muss die Wirtin vertrösten. Ein Ehepaar aus Potsdam, das gerade Oberlausitz-Urlaub macht, war ein bisschen schneller bei den letzten begehrten Plätzen. Während sich die zwei Urlauber auf den Weg nach Görlitz machen, setzt sich Monika Lukasch ein paar Minuten hin. „Ich habe mich selbst noch gar nicht in ganz groß auf den Plakatwänden gesehen. Mein Mann ist aber begeistert“, sagt die 39-Jährige lachend.

Jährlich kommen 35.000 Gäste ins Wjelbik essen

An den Anruf aus dem Dresdener Ministerium erinnert sie sich noch gut. „Sie wurden als Vertreterin der Oberlausitz für die Imagekampagne ausgewählt“, sagte ein Referent am anderen Ende der Leitung. Insgesamt wurden sieben Protagonisten vor die Kamera geholt, die für den Tourismus in Sachsen in seiner Vielfalt stehen. Monika Lukasch bittet sich Bedenkzeit aus und sagt schließlich Ja.

Wiedererkannt? Wie hier auf der Dresdener Straße in Bautzen wirbt Monika Lukasch nun in Sachsen auf Großplakaten für die Gastronomie und die Region Oberlausitz.
Wiedererkannt? Wie hier auf der Dresdener Straße in Bautzen wirbt Monika Lukasch nun in Sachsen auf Großplakaten für die Gastronomie und die Region Oberlausitz. © Steffen Unger

„Ich bin hier in meinem Wohlfühlraum Wjelbik erlebbar, ich bin ein Gesicht, das viele kennen. Zudem mache ich auf diese Art und Weise die Stadt und die Zweisprachigkeit sichtbar – und ein bisschen habe ich auch gedacht, das würde sicher unsere Gäste freuen“, sagt die Sorbin. 2009 stiegen die gelernte Köchin und ihr Mann als Küchenchef in das elterliche Unternehmen ein. Veronika und Stefan Mahling hatten 1991 die einstige Klubgaststätte des heutigen Sorbischen National-Ensembles übernommen.

Der Name „Wjelbik“ verrät die sorbische Herkunft und heißt „Gewölbchen“. Das 600 Jahre alte Natursteingewölbe ist genauso typisch wie das bleiverglaste Fenster mit den Lausitzer Sagengestalten Wassermann, Schlangenkönig und Mittagsfrau nach Motiven des sorbischen Künstlers Měrćin Nowak-Njechornski.

Wieder geht die Tür zum noch geschlossenen Restaurant auf. „Setze Dich schon mal, ich komme gleich zu Dir“, sagt Monika Lukasch zum Besucher. Man kennt sich – und ja, das Wjelbik ist auch ein bisschen verlängertes Wohnzimmer, wo auch mal die Nachbarn von nebenan mit ihren Sorgen und Freuden vorbeischauen. 35.000 Gäste werden hier jährlich zum Essen begrüßt, manche kommen aus der Region, andere reisen aus aller Welt an. Die Devise in diesen vier Wänden ist am Eingang zu lesen: Witajće k nam – Willkommen bei uns.

Zweite Generation führt das Wjelbik in Bautzen seit 2018

Aus der Küche duftet es verführerisch. Von der heimatlichen Lausitz gingen Monika und Thomas Lukasch einst zur Ausbildung ins französische Elsass. Für die heute 39-Jährige folgten eine Pâtisserie-Ausbildung im Sternerestaurant Crocodile in Straßburg und ein Studium der Hotelbewirtschaftung in Heidelberg. Seit 2018 führt die zweite Generation das Wjelbik. Ihr Credo heißt: „Wir wollen unsere Arbeit gut und mit Leidenschaft machen. Unser Anspruch ist, wenn ein Gast ins Wjelbik kommt, bin ich fast immer da“ sagt die Wirtin. Ihre Berufsbekleidung ist die Tracht. Es sei ihre zweite Haut.

Um die Wjelbik-Maxime weiter leben zu können, ist die Zweifach-Mama gern das neue Gesicht der Kampagne zur Stärkung des Tourismus vor der eigenen Haustür. „Tourismus ist ein so großer Wirtschaftsfaktor und gehört zu einer guten Lebensqualität dazu. Das soll sichtbarer gemacht werden. Auch von Leipzig lohnt sich ein Tagestrip in die Oberlausitz“, sagt die Bautzenerin. Sie ist allein 41-mal großformatig auf Plakaten zu sehen, teilt das Tourismusministerium mit.

Tourismus-Botschafter bis Mai auf Plakaten zu sehen

Neben Monika Lukasch für den Bereich Gastronomie werben eine Naturparkführerin aus der Sächsischen Schweiz, ein Falkner aus dem Naturerlebniszentrum Plauen, ein Holzspielzeugmacher aus dem Erzgebirge, ein Schifffahrtskapitän aus dem Leipziger Seenland, ein ehrenamtlicher Lokführer aus dem Chemnitz-Tal und die Marketing-Chefin aus dem Freitaler Freizeitpark Oskarshausen für die unterschiedlichen Facetten im Tourismusland zwischen Zittauer Gebirge im Osten und den mehr als 20 Seen in der Region Leipzig im Westen. Bis Mai 2024 sind alle sieben Tourismus-Botschafter auf 240 Großflächenplakaten in Sachsen zu sehen.

Nach Angaben des zuständigen Ministeriums zählt die Tourismuswirtschaft im Freistaat mehr als 91.000 Gastgeber und Erlebnismacher. Für diese Branche neue Mitarbeiter zu finden, das weiß Monika Lukasch, ist eine Herausforderung. „Wir sind im Team gut aufgestellt, offene Stellen konnten wir nachbesetzen. Meine Devise ist: Zur richtigen Zeit kommt die richtige Person“, sagt die Wjelbik-Chefin.

Sie und ihr Team werden zwischen Gründonnerstag und Ostermontag im Dauereinsatz sein. Da hilft es, dass nicht nur viele Gäste, sondern auch die Mitarbeiter Familienanschluss im verlängerten Wohnzimmer haben. Dann verabschiedet sich die Wjelbik-Wirtin. Es ist Zeit für die Mittagsvorbereitungen.