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Günstiger zum Dienst

Mehr als 5.400 Menschen absolvieren derzeit ein Freiwilligenjahr in Sachsen. Die Mehrzahl ist dafür auf Bus und Bahn angewiesen. Das Bildungsticket soll auch die Entscheidung für die sozialen, kulturellen oder ökologischen Einsätze leichter machen.

Von Annett Kschieschan
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Wer gern mit Natur und Umwelt arbeiten möchte, ist beim Freiwilligen Ökologischen Jahr richtig.
Wer gern mit Natur und Umwelt arbeiten möchte, ist beim Freiwilligen Ökologischen Jahr richtig. © AdobeStock

Von einem Dorf im Oberland nahe der tschechischen Grenze bis ins Elbland – so sah lange Marlenes täglicher Weg aus. Die heute 24-Jährige absolvierte ein Freiwilliges Ökologisches Jahr und musste dafür jeden Tag einmal quer durch Ostsachsen reisen. Zweieinhalb Stunden und meistens drei Regionalbahnen brauchte es bis die junge Frau am Ziel beziehungsweise am Abend wieder daheim war. „Das hat ganz schön geschlaucht – und gekostet“, erzählt Marlene. Würde sie ihren Freiwilligendienst erst antreten, wäre zumindest eine Sorge sehr viel kleiner. Denn das sächsische BildungsTicket gilt seit diesem Jahr auch für Freiwilligendienstler. Sie können nun sogar wählen – zwischen dem bundesweit gültigen BildungsTicket für maximal 15 Euro pro Monat und dem AzubiTicket für 48 Euro pro Monat und Verkehrsverbund.

„Ich freue mich, dass es uns gelungen ist, dass ab 2023 auch Freiwilligendienstleistende das bestehende BildungsTicket zu den aktuellen Konditionen nutzen können. Sie erhalten mit dem BildungsTicket neben dem AzubiTicket somit eine weitere attraktive Möglichkeit den ÖPNV, je nach ihren Bedürfnissen, zu nutzen. Damit geben wir als Land ein klares Bekenntnis für diese engagierten Menschen ab und die Aufgaben, die sie übernehmen“, so Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig.

Tatsächlich sind die Freiwilligendienste für viele junge Leute interessant. So wie Marlene, die heute Umweltwissenschaften studiert, finden auch andere junge Frauen und Männer hier die Möglichkeit, den eigenen Studien- oder Berufswunsch zu überprüfen. In Sachsen leisten derzeit mehr als 5.400 Freiwillige ein Jahr für die Gemeinschaft. Die meisten im Rahmen eines Sozialen Jahres oder des Bundesfreiwilligendienstes. Dazu kommen knapp 400 FÖJler und reichlich 150 Menschen, die den sogenannten Freiwilligendienst aller Generationen absolvieren.

Wieder mehr freie Plätze

Eine Befragung im Jahrgang 2021/22 ergab, dass rund 64 Prozent aller Freiwilligendienstler den Öffentlichen Personennahverkehr nutzten, um zu ihrem Einsatzort zu gelangen. Mehr als zwei Drittel gaben an, das Bildungsticket in Anspruch nehmen zu wollen. Mit der Ausweitung des Nutzerkreises wolle man „das Engagement der Freiwilligen anerkennen und zugleich einen Beitrag zu umweltfreundlicher Mobilität leisten“, so Sachsens Sozialministerin Petra Köpping. Der Freiwilligendienst sei „eine unverzichtbare Form des bürgerschaftlichen Engagements für unsere Gesellschaft und für das Allgemeinwohl.“

Die Nachfrage nach Plätzen bei Freiwilligendiensten war in den ersten beiden Corona-Jahren gestiegen. Allein 2021 begannen 560 junge Männer und Frauen ihre Einsätze bei den Paritätischen Freiwilligendiensten. Inzwischen sind vor allem im ländlichen Raum aber auch Stellen unbesetzt – der demografische Wandel macht sich auch hier bemerkbar. Dabei sind die Freiwilligendienste gerade für Menschen in der beruflichen Orientierungsphase wichtig. Die Tatsache, dass junge Leute heute zwischen immer mehr Berufswegen wählen können, macht die Entscheidung eher schwerer als leichter. Der Freiwilligendienst gibt Einblick und Struktur. Gearbeitet wird in der Regel in Vollzeit. Es gibt 24 Urlaubstage und 25 Tage, die für die Weiterbildung reserviert sind. Der größte Unterschied zwischen den Freiwilligen-Jahren und dem Bundesfreiwilligendienst ist die Altersbegrenzung. Wer ein FÖJ oder ein FSJ absolvieren möchte, darf nicht älter als 27 sein. Der Bundesfreiwilligendienst ist dagegen offen für Bewerberinnen und Bewerber jeden Alters. In Sachsen können sie sich auch beim Freiwilligendienst aller Generationen (FdaG) bewerben.

Interessierte verpflichten sich üblicherweise jeweils für ein Jahr, sie können bei Bedarf aber auch um sechs Monate verkürzen oder verlängern. Ein Gehalt gibt es für die Arbeit nicht, allerdings können Freiwilligendienstler mit einem Taschengeld rechnen. Für Bufdis darf das maximal 402 Euro betragen. Zusätzliche Vergünstigungen gibt es über einen Freiwilligenausweis. Je nach Einsatzort kommen weitere Geld- oder Sachleistungen für Unterkunft, Arbeitskleidung und Verpflegung hinzu. Wichtig ist außerdem: Die Beiträge für Renten-, Unfall-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung werden übernommen.