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Karriere ist Mädchen-Sache

Ein Dresdner Projekt will Schülerinnen Mut machen, ihre Möglichkeiten voll auszuschöpfen.

Von Annett Kschieschan
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Laborarbeit kann ziemlich spannend sein. Bei der Girls‘ Day Akademie Dresden können die jungen Teilnehmerinnen sich auch dabei ausprobieren. Die TU ist einer von vielen Partnern des Projekts.
Laborarbeit kann ziemlich spannend sein. Bei der Girls‘ Day Akademie Dresden können die jungen Teilnehmerinnen sich auch dabei ausprobieren. Die TU ist einer von vielen Partnern des Projekts. © AdobeStock

Kauffrau für Büromanagement, Medizinische Fachangestellte, Kauffrau im Einzelhandel – das waren nach Auskunft des Statistischen Bundesamtes zuletzt die beliebtesten Ausbildungsberufe bei Mädchen. Dagegen ist nichts zu sagen, außer vielleicht, dass man in den genannten Jobs später eher weniger Geld verdient. Als Fachinformatiker, ein Beruf, der bei Jungen ganz hoch im Kurs steht, sieht das ganz anders aus. Die simple Schlussfolgerung, dass Mädchen eben weniger Interesse an Informatik oder generell technischen und naturwissenschaftlichen Berufen haben, greift allerdings zu kurz. So verweist unter anderem der OECD-Bildungsbericht darauf, dass sich Mädchen im Kindesalter genauso für naturwissenschaftliche Zusammenhänge begeistern wie Jungen. Das ändert sich oft in der Schule und nicht zuletzt dadurch, dass Mädchen in den genannten Fächern weniger zugetraut wird.

Auch, weil - vielfach auch ungewollt - Klischees über „Männer- und Frauenjobs“ reproduziert werden. In Dresden will ein besonderes Projekt Mädchen dabei helfen, ihre Potenziale zu erkennen und auszuschöpfen. Die Girls’ Day Akademie gibt es bundesweit schon länger, in Sachsen bisher nur in Dresden. Ende September startet hier das neue „Schuljahr“.

Einzige Akademie in Sachsen

Dabei ist die Akademie keine Ausbildungseinrichtung im klassischen Sinne, sondern ein Zusatzangebot, bei dem Mädchen bei gemeinsamen Veranstaltungen erfahren, welche Karrierechancen es auch abseits der beliebtesten Ausbildungsberufe gibt. Wichtig ist dabei der hohe Praxisbezug. Die Mädchen lernen zum Beispiel, dass „Coden“ gar nicht so schwer ist und eine Menge Spaß machen kann. Etwa dann, wenn der geschriebene Code dafür sorgt, dass ein Roboter tatsächlich genau das tut, was er soll. Ausflüge in die Robotik, die im „Robot Valley Dresden“ inzwischen durchaus naheliegend sind, stehen ebenso auf dem Plan wie Besuche im Lern-Labor der TU. Man wolle Mädchen dazu ermutigen, in bisher männerdominierten Branchen Fuß zu fassen. „Vor allem im MINT-Bereich werden künftig neue aussichtsreiche Jobs mit Zukunftsperspektive entstehen“, so Peggy Elmrich vom Frauenförderwerk Dresden e.V., das die Girls‘ Day Akademie betreut.

Der MINT-Bereich - also Berufe mit mathematischem beziehungsweise technisch-naturwissenschaftlichem Hintergrund – ist nach wie vor ziemlich fest in Männerhand. Obwohl Frauen gemäß einer Analyse von Eurostat, dem Statistischen Amt der Europäischen Union, rund 52 Prozent der europäischen Bevölkerung und fast 58 Prozent der Hochschulabsolventen oder gleichwertiger beruflicher Ausbildungsgänge ausmachen, beträgt ihr Anteil an den Absolventen der Mint-Fächer nur 36 Prozent. Immerhin: Die Tendenz ist in vielen Ländern inzwischen steigend. Auch, weil Initiativen wie die Girls‘ Day Akademie Dresden früh ansetzen, nämlich dann, wenn sich Interessen ausbilden und erste Grundlagen für die spätere Berufsentscheidung gelegt werden.In der Akademie lernen Mädchen der Klassenstufen 7 bis 9, wie breitgefächert die Möglichkeiten für den Weg zum späteren Traumberuf sind. Sie gehen in verschiedene Betriebe, lernen erfolgreiche Unternehmerinnen, Wissenschaftlerinnen und professionelle Programmiererinnen kennen, probieren sich beim Boxen, Bogenschießen oder beim Selbstwerttraining aus.

Ein ganzes Schuljahr lang treffen sich die jungen Teilnehmerinnen einmal pro Woche. Das Interesse an dem Angebot wächst, auch die Zahl der Unternehmen und Einrichtungen, die als Partner mit im Boot sind, steigt. So erkunden die jungen Teilnehmerinnen beim Uni-Projekt „FungiScout“ die spannende Welt der Pilze, lernen auf dem Campus der Gläsernen Manufaktur, wie vielseitig technische Berufe heute sind, oder erfahren beim Unternehmen Theegarten-Pactec, warum Verpackungs-Spezialisten so wichtig sind.

Nächster Start am 28. September

„Ich finde es spannend, zu beobachten, wie viel reflektierter die Mädchen nach so einem Projektjahr ihr Umfeld betrachten, wie sie die geschlechterspezifischen Aussagen und Bilder sehen und sich ihre eigenen Gedanken dazu machen“, so Juliane George, sie leitet nicht nur die Girls‘ Day Akademie Dresden, sondern ist auch MINT-Botschafterin. Das heißt, sie gehört zu der wachsenden Zahl an Menschen, die für eine Ausbildung oder ein Studium in technisch-naturwissenschaftlichen Bereichen werben. „Ich freue mich besonders, dass das Projekt auf viel positive Resonanz stößt. Es haben sich unter den Teilnehmenden sogar Freundschaften entwickelt und die Atmosphäre war offen, aufgeschlossen und lebendig“, so die Erfahrung der Leiterin. Gute Aussichten für den nächsten Jahrgang der Dresdner Girls‘ Day Akademie.

Mädchen, die beim neuen Durchgang der Girls‘ Day Akademie Dresden mitmachen wollen, können sich noch anmelden. Offizieller Start ist am 28. September.

Auch Unternehmen und Schulen, die Partner des Projektes werden möchten, sind willkommen.Die Girls‘ Day Akademie Dresden wird gefördert durch die Landesdirektion Sachsen, die Deutsche Postcode-Lotterie und die Agentur für Arbeit Dresden.

Coden geht auch ohne Informatik-Leistungskurs: Hier erhalten Helene, Finia und Nina einen Einblick ins Programmieren und probieren verschiedene Modelle aus.
Coden geht auch ohne Informatik-Leistungskurs: Hier erhalten Helene, Finia und Nina einen Einblick ins Programmieren und probieren verschiedene Modelle aus. © Frauenförderwerk