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Bischofswerda: Hier ist Platz für 14 Eigenheime

Nach Ostern beginnt die Erschließung des Areals im Süden der Stadt. Wann Häuslebauer voraussichtlich starten können und wo die Schwierigkeiten liegen.

Von Miriam Schönbach
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Noch ist nichts gebaut, aber die Vermarktung der Grundstücke an der Süßmilchstraße/Ecke Bergstraße in Bischofswerda hat schon begonnen. Besonders für Familien sei der Standort attraktiv, sagt Franzi Leichmann von Beck & Holz Immobilien aus Radebeul.
Noch ist nichts gebaut, aber die Vermarktung der Grundstücke an der Süßmilchstraße/Ecke Bergstraße in Bischofswerda hat schon begonnen. Besonders für Familien sei der Standort attraktiv, sagt Franzi Leichmann von Beck & Holz Immobilien aus Radebeul. © SZ/Uwe Soeder

Bischofswerda. Noch blüht der gelbe Huflattich auf der Wiese an der Bergstraße Ecke Süßmilchstraße in Bischofswerda. In der Ferne schaut das ehemalige und längst leergezogene Fortschritt-Lehrlingswohnheim durch die Birken. Auch in der angrenzenden Gartenanlage ist noch wenig Betrieb. Doch schon bald soll mit der Erschließung eines neuen Baugebiets für Einfamilienhäuser Bewegung auf die Brache kommen. „Wir planen mit dem Baustart nach Ostern“, sagt Andreas Wendler. Der Geschäftsführer der Wohnungswirtschaft und Bau GmbH (WuB) und seine Mitarbeiter betreten Neuland mit der Entwicklung eines neuen Wohnbaustandorts.

Pläne für den neuen Wohnbaustandort im Süden Bischofswerdas: WuB-Geschäftsführer Andreas Wendler freut sich, dass nach Ostern die Erschließung beginnen kann.
Pläne für den neuen Wohnbaustandort im Süden Bischofswerdas: WuB-Geschäftsführer Andreas Wendler freut sich, dass nach Ostern die Erschließung beginnen kann. © Steffen Unger

Normalerweise kümmert sich das kommunale Unternehmen um die Vermietung von gut 1.200 Wohnungen in – überwiegend – Mehrfamilienhäusern im Stadtgebiet. Die Zahl hat Andreas Wendler aus dem Eff-Eff parat. „Die meisten Objekte wurden in der Zeit zwischen 1975 und 1978 gebaut, oft mit 30 bis 40 oder mehr Einheiten in einem Neubau. Ihre Verwaltung ist unsere Hauptaufgabe“, sagt der 60-Jährige – und klappt im Büro in der Kamenzer Straße die Baupläne für das jüngste Vorhaben auseinander.

Früher standen auf der Fläche zwei Wohnblöcke

Das Projekt begleitet den studierten Maschinenbauingenieur schon seit mehreren Jahren. Denn auf der Huflattich-Wiese standen einst zwei WuB-Blocks. Der Abriss des einen Mehrgeschossers liegt gut zehn Jahre zurück, der zweite Neubau verschwand Anfang 2020.

Damals beobachtet Andreas Wendler schon, dass in den Orten rund um Bischofswerda zahlreiche Eigenheimstandorte entstehen, die „reißend weggehen. Es gab außerdem immer mehr Leute, die bei uns mit der Frage nach Eigenheimen anklopften“, sagt er. So entsteht die Idee, die Brache im Süden der Stadt zu entwickeln. Das erste Gespräch mit einer Bank ist ernüchternd. Dessen Mitarbeiter schieben das Projekt in die Ablage mit der Begründung: „Das ist nicht Eure Aufgabe.“

Mit der Volksbank findet sich dann ein Partner. „Anfangs haben wir überlegt, ob wir auch die Häuser bauen. Jetzt werden wir die erschlossenen Grundstücke verkaufen“, sagt der WuB-Geschäftsführer. Um die Veräußerung kümmert sich die Firma Beck & Holz Immobilien in Radebeul.

Der Bebauungsplan sieht 14 Grundstücke mit Größen zwischen 700 und 1.200 Quadratmetern mit jeweils einem freistehenden Eigenheim vor, bestehend aus maximal zwei Wohnungen und zwei Vollgeschossen. „Zwei Grundstücke sind schon reserviert, dazu gibt es eine Liste von Suchenden“, sagt Immobilienkauffrau Franzi Leichmann. Verkaufsstart war erst am 1. März.

Geplant sind Häuser in Würfelform mit Flachdach

Aus Sicht der Immobilienfachfrau aus Radebeul richtet sich das Angebot am grünen Stadtrand in erster Linie an junge Familien. Das ist auch für Andreas Wendler die Zielgruppe. „Einfamilienhaus-Standorte generieren Zuzug, die perspektivisch unserem alten Bestand nützen können, weil Kinder sich zum Beispiel ihre erste Mietwohnung suchen“, sagt er. Doch bis zum ersten Spatenstich für die sogenannten Cube-Häuser – das sind moderne Neubauten in Würfelform mit Flachdach – brauchen die Neu-Schiebocker noch etwas Geduld.

Mit Ausdauer indes kennt sich der WuB-Geschäftsführer bei den Planungen für das Wohngebiet inzwischen bestens aus. Das Projekt beschäftigt ihn seit 2019. „Das Schwierigste war die Baugenehmigung, aber auch Nachbarn, Planer und Stadträte haben viele Fragen. Ich hätte mir gewünscht, dass wir die Erschließung schon im vergangenen Jahr hätten anfangen können“, sagt Wendler – und kann inzwischen sogar den Einwand der ersten, ablehnenden Bank gut nachvollziehen.

Verzögert habe sich das Vorhaben auch wegen unscheinbarer, tierischer Minis. Im Rahmen der Planung war zu prüfen, ob geschützte Bodenbrüter in ihrem Lebensraum beeinträchtigt werden. Gefunden wurden Zauneidechsen.

Streng geschützte Zauneidechsen gefunden

Die Art ist nicht nur streng geschützt, sie wird auch in der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union aufgelistet. Deshalb ist es verboten, ihre Lebensräume zu beschädigen oder zu zerstören. Entsprechend eines Gutachtens wurden die Tiere in ein neugeschaffenes Reich an der benachbarten Gartenanlage umgesiedelt – und wohnen jetzt hinter einem Reptilienschutzzaun. Einige der neuen Baugrundstücke grenzen so ans neue Zauneidechsenparadies.

Wegen der besonderen Zaungäste wird die Erschließung ökologisch begleitet. Bei einem optimalen Verlauf rechnet Andreas Wendler frühestens Ende November/Anfang Dezember mit dem ersten Spatenstich für die neuen Häuser. „Aber wenn wir realistisch sind, müssen wir über das nächste Frühjahr reden. Denn auch Vermessung und die Eintragung in die Grundbücher brauchen nochmals viel Zeit“, sagt der WuB-Chef. Nach seinen Schätzungen kosten die Investitionen am neuen Wohnbaustandort vom Abriss der alten Häuser über die Planungen bis hin zur Erschließung unterm Strich mehr als eine Million Euro.