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Aufatmen an Döbelner Grundschulen

Die Lehrer bereiten einen Corona-Präsenzunterricht mit minimalen Kontakten vor. Trotzdem bleiben einige Kinder zu Hause.

Von Cathrin Reichelt
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Klara, Jasmin, Lilly, Robbie und Ben (von links) gehören zu den rund 60 Kindern, die an der Grundschule Waldheim, unter anderen von Schulleiterin Annett Lorenz-Ziegenbalg, unterrichtet wurden. Am Montag kommen ihre Mitschüler auch wieder.
Klara, Jasmin, Lilly, Robbie und Ben (von links) gehören zu den rund 60 Kindern, die an der Grundschule Waldheim, unter anderen von Schulleiterin Annett Lorenz-Ziegenbalg, unterrichtet wurden. Am Montag kommen ihre Mitschüler auch wieder. © Lars Halbauer

Region Döbeln. Die meisten Eltern atmen auf. Zumindest die der Grundschüler. Ab Montag dürfen die Mädchen und Jungen wieder den Unterricht in den Schulen besuchen. Trotzdem sollen die Sechs- bis Zehnjährigen möglichst wenig Kontakt zu Kindern außerhalb ihrer Klasse haben. Ist das in den Schulen umsetzbar?

„Der Unterricht beginnt so, wie er im Dezember aufgehört hat“, sagt Elvira Flaschin, Schulleiterin der Grundschule „Am Holländer“ in Döbeln. Konkret heißt das, die Klassenlehrer unterrichten Deutsch, Mathematik und Sachkunde. „In der vierten Klasse kommt der Fachlehrer für Englisch dazu“, so Elvira Flaschin.

Die Klassen bleiben im festen Verbund in einem Zimmer und haben maximal zwei Bezugspersonen. Die Klassenlehrer seien sehr kreativ und ließen in den Unterricht auch Aufgaben aus den Fächern Kunst, Werken und Musik einfließen. „Das hat schon im ersten Lockdown gut geklappt“, sagt die Schulleiterin.

"Es wird Zeit, dass es wieder losgeht"

Um die Kontakte zu minimieren, sammeln sich die Schüler vor der ersten Stunde klassenweise auf dem Hof und werden dort vom Klassenlehrer abgeholt. In den Garderoben werde darauf geachtet, dass die Kinder getrennt sind und die Toiletten dürfen nur einzeln aufgesucht werden. Davor darf auch nur ein weiteres Kind warten. Bei den Bewegungspausen auf dem Hof werde ebenfalls auf den nötigen Abstand geachtet.

Zu 100 Prozent könne der Kontakt aber sicher nicht vermieden werden, meint Elvira Flaschin. Auch im anschließenden Hort sei das nicht realisierbar. Aber dort werden die Kinder zumindest in den einzelnen Klassenstufen zusammengefasst.

„Aber es wird Zeit, dass es wieder losgeht“, sagt die Schulleiterin, in deren Schule von den knapp 200 Kindern zwischen 20 und 25 die Notbetreuung in Anspruch genommen haben. Vor der Doppelbelastung der Eltern ziehe sie den Hut.

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Ihnen werde einiges zugemutet. Die Eltern hätten mit den Übungsaufgaben Zuhause viel zu tun. „Aber wir müssen im Stoff weiterkommen.“ Anfragen von Eltern, die ihr Kind weiter Zuhause betreuen möchten, hat sie noch keine.

Elvira Flaschin hofft, dass sich der Schulalltag bald wieder normalisiert. Da hänge nicht nur der Sport dran, mit dem sich die Schüler fit halten, sondern auch der Schwimmunterricht der Zweitklässler, der schon länger ausfällt. „Das ist sehr traurig“, findet Elvira Flaschin.

Versetzte Pausen, um Kontakte zu vermeiden

Dem stimmt Annett Lorenz-Ziegenbag, Schulleiterin der Grundschule Waldheim, zu: „Die Kinder haben einen großen Bewegungsbedarf und Sport in der Turnhalle ist nicht möglich.“ Deshalb werde die Bewegung in den Unterricht einbezogen und die Schüler könnten die Pausen, je nach Wetter, an der frischen Luft verbringen.

Die Pausen erfolgen für die einzelnen Klassen versetzt. „Beim Unterrichtsbeginn ist das nicht möglich, weil wir viele Buskinder haben“, erklärt Annett Lorenz-Ziegenbalg. In der großen Schule hat jede Klasse nicht nur ein eigenes Zimmer, sondern auch eine eigene Garderobe. „Dafür nutzen wir zusätzlich Klassen- und Hortzimmer“, so die Schulleiterin. Auch im Hort bleiben die Mädchen und Jungen am Nachmittag nach Klassen getrennt.

„Ganz neu ist die Situation ja nicht. Die hatten wir im Frühjahr 2020 schon einmal“, meint sie und fügt hinzu: „Wir sind froh, dass es am Montag wieder losgeht. Den Kindern fehlen die Klassenkameraden und die Lehrer.“ Wie im vergangenen Jahr erfolge Klassenleiterunterricht, der je nach Qualifikation der Lehrer mit anderen Fächern kombiniert wird.

Schauen, an welchem Punkt die Kinder stehen

„In der ersten Woche müssen wir schauen, inwieweit die Kinder den Stoff, den sie Zuhause mit den Eltern erarbeitet haben, verstanden haben und wo Nachholbedarf besteht“, sagt Annett Lorenz-Ziegenbalg.

Die Grundschule Waldheim besuchen 277 Schüler. Knapp 60 waren zuletzt in der Notbetreuung. Über die Homepage der Schule können sich die Eltern mit der Leiterin in Verbindung setzen, wenn ihre Kinder vorerst zu Hause weiterlernen sollen. Noch liege aber keine entsprechende Meldung vor.

An der Sigismund-Reschke-Grundschule Leisnig haben sich dagegen schon Eltern gemeldet, die die Möglichkeit des weiteren Homeschoolings nutzen möchten. „Für deren Kinder werden die Aufgaben über LernSax hochgeladen. Darüber kommen auch die Ergebnisse zurück“, erklärt die kommissarische stellvertretende Schulleiterin Kerstin Kindermann.

Große Erleichterung für die Eltern

In der Schule erhalten die Klassen vier Stunden Unterricht. In der Fünften wird Förderunterricht angeboten. Die Pausenzeiten sind versetzt, und es sollen sich maximal zwei Klassen gleichzeitig auf dem Hof aufhalten. Der wird mit rot-weißem Absperrband in zwei Bereiche geteilt. Dort stehen Schlitten und Po-Rutscher für die winterliche Bewegung zur Verfügung.

Wie in allen anderen Grundschulen halten die Klassenleiter Unterricht in Mathe, Deutsch und Sachkunde. „In diese Fächer fließen aber zum Beispiel auch Werken und Kunst ein, indem die Schüler zu bestimmten Themen basteln oder zeichnen“, erklärt Kerstin Kindermann.

„Dass die Grundschulen wieder öffnen, ist für Eltern und Kinder eine Erleichterung“, meint Diana Hörnig, Leiterin der Grundschule Großweitzschen. Diese gehört mit 95 Schülern zu den kleineren Bildungseinrichtungen. Deshalb tragen die Schüler vor und im Schulhaus vorsichtshalber einen Mund-Nase-Schutz, den sie aber im Klassenzimmer sofort abnehmen können.

Diese Vorsichtsmaßnahme habe auch in den Wochen von Schuljahresbeginn bis Weihnachten gut funktioniert. „In der Schule hat sich noch niemand mit Corona angesteckt“, so Diana Hörnig.

Zusätzliche Kreativ- und Förderstunden

Die Schule besitzt zwei Aufgänge. Die ersten und zweiten Klassen werden den Vorderen und die dritten sowie vierten Klassen den Hinteren benutzen. Auf dem Schulhof hat jede Klasse ihren Bereich. Auch im Hort bleiben die Kinder in ihren Gruppen zusammen, mit denen sie feste Essenszeiten haben.

Die Schüler erhalten im festen Klassenverband vom Klassenleiter Unterricht. „Neben der vierten haben wir es auch geschafft, für die dritte Klasse Englisch einzuplanen“, erklärt die Schulleiterin. Zudem stehen eine Kreativstunde und zwei Förderstunden auf dem wöchentlichen Plan.

In dem sollen Schüler unterstützt werden, die mit dem Homeschooling nicht ganz so gut zurechtgekommen sind. „Aber die Kinder sollen erst einmal in Ruhe ankommen. Dann schauen wir, wie weit jedes ist“, so Diana Hörnig.

Busse in Mittelsachsen reichen aus

Viele Schüler, die ab Montag wieder den Unterricht besuchen, fahren mit dem Bus zur Schule. Deshalb fordert die Politik, dass die Busunternehmen mehr Fahrzeuge einsetzen, damit sich die Kinder in diesen nicht drängen. Michael Tanne, Geschäftsführer von Regiobus, kann die Intention der Politik nachvollziehen, sieht aber für die Region Döbeln noch keinen Handlungsbedarf.

„Wir haben solch ein geringes Fahrgastaufkommen, dass in der Regel nicht einmal alle Sitzplätze besetzt sind“, sagt er. „Wir rechnen nicht damit, dass die Busse überfüllt sind.“

In Abstimmung mit dem Landkreis Mittelsachsen als Aufgabenträger werde Regiobus aber die Zahl der Fahrgäste beobachten „und wo es Schwerpunkte gibt, eine Lösung finden.“ Die Schüler tragen in den Bussen Masken. Das klappe besonders bei den Grundschülern sehr gut. „Und wenn nicht, weist der Fahrer daraufhin und das wird befolgt“, so Tanne.

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