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Dresdner Wohnhaus: Weitere Fälle mit Delta-Variante

Bei 13 Bewohnern war die Mutante schon festgestellt worden. Ein Massentest hat nun Gewissheit gebracht, wie viele Menschen sich noch angesteckt haben.

Von Dominique Bielmeier & Julia Vollmer & Sandro Pohl-Rahrisch
 13 Min.
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In diesem Wohnhaus in der Dresdner Südvorstadt sind weitere Corona-Fälle mit der Deltavariante festgestellt worden.
In diesem Wohnhaus in der Dresdner Südvorstadt sind weitere Corona-Fälle mit der Deltavariante festgestellt worden. © Sven Ellger

Dresdner Familien mit der Corona-Delta-Variante infiziert - was bisher bekannt ist:

  • Das Dresdner Gesundheitsamt hat am Dienstag, 15. Juni, mitgeteilt, dass drei Kinder einer Familie mit der neuen Delta-Variante des Coronavirus infiziert sind. Sie haben sich bei einem Verwandten angesteckt.
  • Die Kinder besuchen unterschiedliche Einrichtungen - zwei Schulen und eine Kita.
  • Insgesamt stehen 65 enge Kontaktpersonen aus den drei Einrichtungen sowie die Infizierten selbst unter Quarantäne.
  • An den beiden Schulen und der Kita sind weitere Tests veranlasst worden.
  • Die Testergebnisse stehen seit Donnerstag, 17. Juni, fest: Demnach gibt es eine weitere Infektion an der Kita, die eines der infizierten Kinder besuchte. An den beiden Schulen fiel kein Testergebnis positiv aus.
  • Am Samstag teilt das Gesundheitsamt mit, dass ab Montag rund 150 Personen in einem Wohnhaus auf der Altenzeller Straße auf Corona getestet werden. Drei Familien und deren Kinder sind zuvor positiv getestet worden. Alle lebten in demselben Haus.
  • Sechs Gemeinschaftseinrichtungen sind inzwischen von der Delta-Variante betroffen, eine Kita und fünf Schulen, darunter drei Grundschulen.
  • Am Montag werden 137 Bewohner mittels PCR-Tests untersucht. Bisher gelten 13 Infektionen mit der Delta-Variante als wahrscheinlich.
  • Das Gesundheitsamt teilte am Dienstag die Ergebnisse des Massentests mit: Demnach sind weitere drei Bewohner positiv getestet worden, zwei von ihnen sollen sich mit der Delta-Variante angesteckt haben.

17.13 Uhr: Das Gesundheitsamt geht derzeit nicht davon aus, dass sich in dem Wohnhaus noch mehr Menschen angesteckt haben, als bisher bekannt sind. Die Tests am Montag und die weiteren Ermittlungen hätten ergeben, dass es im Wohnhaus an der Altenzeller Straße zu keinen weiteren Ansteckungen gekommen sei. Eine Infektionsgefahr geht damit nur noch von den Infizierten aus. Da sich diese in Quarantäne befinden und ihre Wohnungen nicht verlassen dürfen, dürfte es auch zu keinen weiteren Ansteckungen in dem Haus kommen.

Eine kleine Unsicherheit lässt sich aus der Mitteilung der Stadt trotzdem heraushören. Demnach haben sich nicht alle Bewohner der Altenzeller Straße 1 testen lassen. Wenige hätten gefehlt, so das Gesundheitsamt.

Update, Dienstag, 22. Juni, 16.05 Uhr: Die Ergebnisse des Massentests vom Montag stehen fest: Von den insgesamt 146 getesteten Bewohnern der Altenzeller Straße sind weitere drei Menschen infiziert. Variantenspezifische PCR-Tests legten nahe, dass es sich in zwei Fällen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit um die Delta-Variante handelt, so das Gesundheitsamt am Dienstagnachmittag. Beide hätten Kontakt zu den drei Familien im Haus gehabt, in denen sich zuvor bereits 13 Personen mit der Delta-Variante infizierten. In dem dritten Fall handelt es sich um die in Dresden vorherrschende Alpha-Variante, früher besser bekannt als britische Coronavirus-Variante.

Insgesamt haben sich in dem Wohnhaus in der Südvorstadt damit 15 Menschen mit der hochansteckenden Delta-Variante infiziert. Die Infektionsketten, erklärt das Gesundheitsamt, ließen sich einerseits auf Kontakte in Innenräumen zurückführen, unter anderem in den Wohnungen der Familien, aber auch in der Schule. Andererseits seien enge Kontakte in der Freizeit gepflegt worden.

Gesundheitsbürgermeisterin Kristin Kaufmann (Linke) mahnt: "Das sommerliche Wetter und die niedrigen Infektionszahlen lassen viel zu, dürfen aber keinesfalls leichtsinnig machen. Der Coronavirus ist noch nicht überwunden. Das Tragen eines Mund-Nasenschutzes vor allem in Innenräumen ist nach wie vor – auch wenn es bei der Wärme sehr belastend sein kann – unerlässlich."

Für die Bewohner der Altenzeller Straße 1 hatte das Gesundheitsamt die Tests angeordnet. "Das Gesundheitsamt dankt den Bewohnerinnen und Bewohnern der betroffenen Häuser ausdrücklich, dass sie sehr verständnisvoll an der Testaktion teilgenommen haben", so die Stadt. "Alle waren sehr höflich. Viele haben sich für die Fürsorge bedankt." Trotzdem: Wenige seien nicht zum Test erschienen.

Für die Bewohner der benachbarten Gebäude sind die Tests auf freiwilliger Basis angeboten worden. Neun Menschen nahmen dieses Angebot in Anspruch. Bei einem dieser neun Getesteten handelt es sich um die Person, bei der die Alpha-Variante entdeckt wurde.

Montag, 21. Juni:

15 Uhr: Die Stadt teilt mit, dass heute bei 137 Bewohnern der Altenzeller Straße 1 verpflichtende PCR-Tests durchgeführt werden. Diese speziellen PCR-Tests ermöglichen auch bereits eine Auskunft, ob eine Infektion mit der Delta-Variante vorliegt. Die ersten Ergebnisse sollen am Dienstag vorliegen. Bisher sind laut Stadt 13 positive Nachweise in zwei Wohnhäusern bekannt, in allen Fällen sei die Delta-Variante sehr wahrscheinlich. Die Index- und Kontaktpersonen befänden sich bereits in Quarantäne, eine Sequenzierung der Proben sei beauftragt. Bisher sind dem Gesundheitsamt insgesamt 23 Infektionen mit der Delta-Variante in Dresden bekannt.

"Das Gesundheitsamt hat die Bewohnerinnen und Bewohner von vier umliegenden Häuserblöcken über dieses Infektionsgeschehen informiert", teilt die Stadt mit. Sie hätten die Möglichkeit, sich mittels variantenspezifischer PCR-Tests in den Testzentren der Corona-Ambulanz am Uniklinikum, im Kulturpalast oder im Alten Schlachthof testen zu lassen.

Ein Impfschutz helfe gegen die eigene Erkrankung, jedoch sei auch bei doppelter Impfung die (symptomfreie) Infektion mit der Delta-Variante nicht ausgeschlossen, betont die Stadt. "Deshalb müssen auch Genesene und Geimpfte beim Nachweis dieser besorgniserregenden Variante in Quarantäne."

Update Montag, 21. Juni, 13 Uhr: In Dresden hat am Morgen der Massentest für Bewohner des Wohnhauses der Altenzeller Straße 1 begonnen. Die Tests sind im Jobcenter an der Budapester Straße durchgeführt worden, quasi auf der anderen Straßenseite. Dort befindet sich ein Testzentrum. Am Mittag fehlten lediglich noch 20 Bewohner. Sie waren zuvor vom Gesundheitsamt aus ihren Wohnungen gebeten und zum Zentrum begleitet worden. Einige gingen nach den Tests einkaufen, berichtete ein Fotoreporter vor Ort.

Auch Menschen, die im angrenzenden Wohnhaus Budapester Straße 57 leben, dürfen sich dort testen lassen. Am Montag sollen in dem Testzentrum lediglich PCR-Tests stattfinden, die im Zusammenhang mit dem Ausbruch an der Altenzeller Straße stehen. Für die breite Bevölkerung bleibt das Zentrum geschlossen, das erklärt auch ein Schild direkt vor dem Eingang.

© Tino Plunert

Vor dem Eingang des betroffenen Hochhauses, an einem Klapptisch, ist am Mittag ein Junge befragt worden, mit welchen seiner Freunde er im Schwimmbad gewesen ist. Eine Mitarbeiterin notierte die Namen. Anschließend sagte sie dem Jungen noch, dass seine Eltern noch einen PCR-Test durchführen lassen sollen. Gemeinsam begab sich die Familie daraufhin in das etwa fünf Minuten entfernte Testzentrum.

Mit Testergebnissen ist ab Dienstag zu rechnen.

Sonntag, 20. Juni:

1.33 Uhr: Aushänge der Stadt an einem benachbarten Gebäude des Hauses auf der Altenzeller Straße - einem elfstöckigen Wohnblock an der Budapester Straße - rufen dessen Bewohner dazu auf, sich freiwillig am Montag und Dienstag mittels eines PCR-Tests in einem der städtischen Testzentren auf Corona testen zu lassen, weil "im angrenzen Gebäudekomplex Altenzeller Straße ... mehrere Infektionen mit einer Variante des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 aufgetreten sind". Die Bewohner sollen dazu den Namen ihrer Straße sowie ihre Hausnummer nennen, "damit Ihre Anfrage besser zugeordnet werden kann."

© Tino Plunert

Samstag, 19. Juni:

16.45 Uhr: Das Dresdner Gesundheitsamt hat die Testung aller Bewohner in einem Wohnhaus auf der Altenzeller Straße angeordnet. Etwa 150 Personen werden ab Montag, 21. Juni, verpflichtend durch die Johanniter und die DKMS getestet. Der Grund: Drei Familien und deren Kinder sind zuvor positiv getestet worden. Die Delta-Variante ist bei vier von zehn Betroffenen bereits bestätigt worden.

Gesundheitsbürgermeisterin Dr. Kristin Klaudia Kaufmann erklärt dazu: "Nachdem wir davon Kenntnis hatten, haben wir sofort am Freitag, 18. Juni, alle notwendigen Maßnahmen in die Wege geleitet. Aufgrund dessen, dass alle drei Familien in einem Haus wohnen, hat das Amt für Gesundheit und Prävention heute eine Testpflicht für die Hausbewohner angeordnet." Die Testungen sind ab Montag, 21. Juni, angesetzt.

Weil auch mehrere Kinder positiv getestet wurden, sind nach aktueller Erkenntnis sechs Dresdner Gemeinschaftseinrichtungen betroffen. Es handelt sich um die Kita "Spatzenvilla", die 113. Grundschule, die 120. Grundschule, die 14. Grundschule, die 35. Oberschule und das Bertolt-Brecht-Gymnasium. Die Kontaktpersonen – Kinder und Mitarbeiter – seien bereits informiert und befänden sich in Quarantäne.

"Das sommerliche Wetter und die niedrigen Infektionszahlen lassen viel zu, dürfen aber keinesfalls leichtsinnig machen", warnt die Stadt. Das Coronavirus sei noch nicht überwunden. Das Tragen eines Mund-Nasenschutzes vor allem in Innenräumen sei nach wie vor – auch wenn es bei der Wärme sehr belastend sein könne – unerlässlich.