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20 Corona-Intensivpatienten aus Sachsen werden verlegt

Den Krankenhäusern droht durch Corona die Überlastung. Nun wurde das Kleeblatt-Konzept zur Verlegung von Patienten aktiviert. Sachsen ist betroffen.

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Erstmals in der vierten Corona-Welle könnten in den kommenden Tagen Intensivpatienten aus Sachsen in andere Bundesländer verlegt werden. Der Freistaat hat die Verlegung von 20 Corona-Intensivpatienten beantragt.
Erstmals in der vierten Corona-Welle könnten in den kommenden Tagen Intensivpatienten aus Sachsen in andere Bundesländer verlegt werden. Der Freistaat hat die Verlegung von 20 Corona-Intensivpatienten beantragt. © dpa/Sven Hoppe

Berlin. Damit Covid-19-Patienten trotz sich abzeichnender Engpässe in einigen Regionen weiterhin intensivmedizinisch behandelt werden können, hat das strategische Steuerungsgremium von Bund und Ländern die sogenannte Kleeblatt-Konferenz aktiviert.

Bis zum Wochenende soll nun mehrere Dutzend Patienten aus den stark von Corona betroffenen Regionen im Osten und Süden in andere Teile Deutschlands verlegt werden.

Wie der Vorsitzende des Arbeitskreises der Innenministerkonferenz für Feuerwehrangelegenheiten, Rettungswesen, Katastrophenschutz und zivile Verteidigung, Hermann Schröder, auf Anfrage mitteilte, wurden über das sogenannte Kleeblatt-Verfahren am Mittwoch Anträge auf bundesweite Verlegung für insgesamt rund 80 Patienten aus Bayern und dem Kleeblatt-Ost geprüft.

Erstmals in der vierten Corona-Welle könnten in den kommenden Tagen Intensivpatienten aus Sachsen in andere Bundesländer verlegt werden. Der Freistaat hat die Verlegung von 20 Corona-Intensivpatienten beantragt, wie das Gesundheitsministerium am Mittwoch auf Nachfrage mitteilte. Die meisten von ihnen wurden bisher in Kliniken im Raum Chemnitz/Südwestsachsen behandelt. Derzeit werde geprüft, welche Patienten dies betrifft, teilte die Sprecherin des Gesundheitsministeriums, Juliane Morgenroth, auf SZ-Anfrage in Dresden mit.

Wohin die sächsischen Patienten verlegt werden, ist aktuell noch unklar. Man befinde sich bereits im bundesweiten System, da die Situation im Ost-Kleeblatt angespannt sei, teilte das Ministerium mit.

Insgesamt wurden 80 Patienten zur Verlegung angemeldet, sagte ein Sprecher des Bundesamtes für Katastrophenschutz der SZ. Die meisten von ihnen liegen bisher in bayerischen Krankenhäusern.

Vor allem Covid-19-Patienten sollen in andere Regionen gebracht werden. In Ausnahmefällen könnten auch Patienten mit anderen Erkrankungen verlegt werden, sagte Schröder. Generell werde darauf geachtet, dass die aufnehmenden Krankenhäuser in Regionen liegen, die aktuell weniger stark von der Corona-Pandemie betroffen sind.

Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Berlin gehören zum Kleeblatt-Ost. Der aktuell ebenfalls stark von Corona betroffene Freistaat Bayern bildet alleine das Kleeblatt-Süd.

Unter dem Eindruck der ersten Corona-Welle hatten Bund und Länder im Frühjahr 2020 ein Konzept für die bundesweite Verlegung von Patienten entwickelt. Im September vergangenen Jahres wurde das sogenannte Kleeblattkonzept dann durch die Innen- und Gesundheitsminister beschlossen. Es sieht vor, dass zunächst innerhalb der fünf Regionen - West, Nord, Ost, Süd, Südwest - verlegt wird.

Wenn in einer dieser Regionen absehbar keine freien Plätze mehr vorhanden sind, wird im Austausch mit dem Gemeinsamen Melde- und Lagezentrum von Bund und Ländern beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) die Verlegung auch in andere Gebiete organisiert. Eine Fachgruppe des Robert Koch-Instituts berät dabei.

Es ist das erste Mal seit Beginn der vierten Corona-Welle, dass bundesweite Verlegungen über das Kleeblatt-Verfahren organisiert werden. Für den Transport der Patienten werden auch Rettungshubschrauber genutzt. Im vorigen Winter hat Sachsen mangels ausreichender eigener Kapazitäten bereits Patienten ausgeflogen.

Sachsen hat mit 935 die mit Abstand höchste Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen und ist zugleich Schlusslicht bei den Impfungen. Am Mittwoch waren 1.943 Betten mit Covid-19-Patienten belegt. 533 Patienten liegen auf der Intensivstation.(SZ/lot mit dpa)