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Taxifahrer lehnen es ab, eine Maske zu tragen

Eine Dresdnerin wollte mit ihrem Gast ins Zentrum fahren, doch der Taxifahrer diskutierte, ehe er eine Maske aufsetzte. Das passierte ihr nicht zum ersten Mal.

Von Kay Haufe
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Nicht jeder Taxifahrer nimmt es mit den Coronaregeln sehr genau
Nicht jeder Taxifahrer nimmt es mit den Coronaregeln sehr genau © René Meinig

Dresden. Die Dresdnerin Sabine Reud * nutzt gern und oft Taxis. Vor allem, wenn Freunde kommen, bucht die 72-Jährige die Fahrzeuge über die Zentrale, um schnell in der Stadt voranzukommen. Ihr Freundeskreis erstreckt sich über die ganze Welt, zuletzt war ein Bekannter aus Dublin da. Mit ihm wollte sie am 13. September wieder auf Tour gehen, hatte einen Wagen bei der Taxigenossenschaft bestellt. Doch als die beiden einsteigen wollten, sahen sie, dass der Fahrer keine Maske trägt. Als die Gäste ihn aufforderten, diese anzulegen, kam er dem nur widerwillig nach und erklärte, dass er seine eigene Meinung dazu hätte.

Am nächsten Tag kamen Sabine Reud und ihr Gast gegen 21 Uhr am Hauptbahnhof an, sie wollten mit einem Taxi nach Hause fahren. Dort wurden sie von einem Fahrer belehrt, dass für Taxifahrer keine Maskenpflicht gelte. Außerdem wäre er geimpft. "Wir fanden diese Äußerungen dreist und sehr ärgerlich", sagt Sabine Reud. Zudem könne es nicht sein, dass der Kunde dem Dienstleistenden erklären muss, was seine Pflichten sind. Ihr Gast, der gern Dresden besucht, habe diese Erlebnisse als befremdlich empfunden und die Stadt mit einem schlechten Eindruck verlassen. "Begegnungen mit Taxifahrer gehört zu den ersten und prägendsten Erfahrungen eines Touristen in einer Stadt. Ich denke, wir alle wissen, wie wichtig zufriedene Gäste für Dresden in diesen Zeiten sind", sagt Reud. Sie wandte sich wegen der beiden Vorfälle an die Taxigenossenschaft. Dort werden die Vorfälle jetzt in der internen Disziplinarkommission untersucht.

Genossenschaft: "Maskenpflicht ist klar kommuniziert"

Auch der geschäftsführende Vorstand der Genossenschaft, Jan Kepper, reagiert emotional auf diese Schilderung. "Es kann nicht sein, dass einige wenige Fahrer den Ruf unserer Genossenschaft zerstören, den viele Disziplinierte aufgebaut haben", sagt er besorgt. Doch leider sei das für ihn kein neues Thema. Seit die Maskenpflicht aufgrund der Corona-Pandemie für Taxifahrer gilt, höre er immer wieder von solchen Diskussionen.

"Wir als Genossenschaft haben immer klar kommuniziert, dass die Maske zu tragen ist und jedes der bei uns organisierten 152 Unternehmen hat dies an seine Mitarbeiter weiterzugeben. Aber wir wissen, dass sich nicht jeder Fahrer daran hält." So habe es beispielsweise selbst bei den Impftaxis Fahrer gegeben, die während der Fahrt mit ihren Gästen zum Impfzentrum den Sinn der Impfung infrage gestellt haben. "Das ist von Fahrgästen an uns herangetragen worden und diese Fahrer wurden danach nicht mehr für solche Fahrten eingesetzt", sagt Kepper.

Auch bei Fahrten von Patienten in Krankenhaus oder zum Arzt hätten Fahrer verweigert, eine Maske zu tragen. "Dann ist für uns klar, dass diese Fahrten dafür generell gesperrt werden und keine Aufträge mehr bekommen."

Was aber passiert, nachdem ein Vorfall bei der Genossenschaft gemeldet wird? "Diese Vorgänge werden von uns an die interne Disziplinarkommission gegeben, die den Fahrer vorlädt. Das ist ein gewähltes Gremium aus Taxi-Unternehmern, die das Fehlverhalten bewertet", erklärt Kepper. Danach werde entschieden, ob eine Ermahnung reicht, ein Strafgeld erhoben wird oder der Fahrer sogar temporär gesperrt wird. "Bei den allermeisten reiche tatsächlich eine Ermahnung aus. "Trotzdem müssen wir einigen Fahrern immer wieder klarmachen, dass wir Dienstleister sind und uns an Regeln halten müssen. Die noch dazu zumutbar sind", sagt Kepper. Die meisten Fahrten würden rund 20 Minuten dauern, danach kann die Maske wieder abgenommen werden. "Von den acht Arbeitsstunden pro Tag werden maximal drei gefahren."

Er weist aber auch darauf hin, dass Taxifahrer durchaus auch Probleme mit Fahrgästen hätten, die keine Maske im Fahrzeug tragen. Das ginge bis hin zu Bedrohungen der Fahrer. "Das soll aber das Erlebnis der Frau keineswegs relativieren."

Kepper ermuntert alle Taxi-Fahrgäste auf, sich zu melden, wenn sie Beschwerden haben. "Gäste unserer Stadt haben den ersten Kontakt mit Dresden oft über unsere Fahrer. Wir sind also durchaus ein Aushängeschild unserer Stadt. Das muss allen immer klar sein. Wer das nicht akzeptiert, sollte sich eine andere Beschäftigung suchen."

Marketingchefin: "Das ist imageschädigend"

Entsetzt von den Schilderungen Sabine Reuds zeigt sich Dresdens Marktetingchefin Corinne Miseer. "Das Verhalten dieser Taxifahrer ist imageschädigend für Dresden", sagt sie. "Angesichts der vielen Hygieneauflagen für den Kulturbetrieb, für Händler und Gastronomen ist es doch nur eine kleine Mühe, die Maske aufzusetzen."

Dresden unternehme große Anstrengungen, um wieder Touristen in die Stadt zu holen. "Welchen Eindruck werden die haben, wenn sie als Erstes an so einen Taxifahrer geraten?" Deshalb sei dies keine Lappalie. "Ich werde mich persönlich bei der Stadtverwaltung dafür einsetzen, dass es Kontrollen bei den Taxifahrern geben muss", sagt Miseer.

Beim städtischen Ordnungsamt sind jedoch noch keine Beschwerden zu Maskenverstößen von Taxifahrern eingegangen, sagt eine Sprecherin. "Kontrollen zur Umsetzung und Einhaltung der geltenden Corona-Schutz-Vorschriften gehören zu den täglichen Aufgaben der Mitarbeitenden des Gemeindlichen Vollzugsdienstes. Die Kontrollen finden in erster Linie anlassbezogen statt."

*Wir haben den Namen auf Wunsch der Taxi-Kundin geändert.