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Großer Andrang beim Kinder-Impfen in der Dresdner Messe

Schon drei Stunden vor Öffnung standen die ersten Familien vor dem Tor. Ballspiele halfen beim Warten. Doch der Impfstoff reichte längst nicht für alle.

Von Henry Berndt
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Ohne zu zucken, lässt sich der zehnjährige Jannis von Ärztin Christine Merkel impfen. Das macht auch Mama Doreen stolz.
Ohne zu zucken, lässt sich der zehnjährige Jannis von Ärztin Christine Merkel impfen. Das macht auch Mama Doreen stolz. © Marion Doering (Archiv)

Dresden. Der Papa wurde vorgeschickt. Nico Mecklenburg wartet schon seit kurz nach halb acht am Samstagmorgen vor dem Impf-Zentrum in der Dresdner Messe. Damit ist er einer der ersten in der Schlange, die eine Stunde später mehr als hundert Meter lang ist. Die Mama und der achtjährige Sohn Adrian stoßen kurz vor Öffnung des Tors um 10 Uhr dazu.

Adrian möchte gern geimpft werden, sagt er. Schließlich sei er der einzige in der Familie, der noch fehle. "Ich bin auch nicht besonders ängstlich, was die Nebenwirkungen angeht", sagt Papa Nico Mecklenburg. Im Februar möchte die Familie auf die Kanaren fliegen - das sei aber nicht der wichtigste Grund für die Entscheidung. "Wenn wir jetzt nichts tun, geht das ewig so weiter."

Nico Mecklenburg brachte seinen Sohn Adrian zum Kinder-Impftag in der Dresdner Messe.
Nico Mecklenburg brachte seinen Sohn Adrian zum Kinder-Impftag in der Dresdner Messe. © Henry Berndt

Diese Meinung teilt er mit den meisten Wartenden in der Schlange. Viele Kinder haben sich Kuscheltiere als Mutmacher mitgebracht. Manche werfen kleine Bälle hin und her, andere turnen an den Fahrradständern auf der anderen Seite der Straße.

Deutlich weiter hinten in der Schlange reiht sich die siebenjährige Flora mit ihrem Papa ein. Floras Uropa ist genau vor einem Jahr an Corona gestorben, als es noch keine Impfungen gab. Heute wäre sein Geburtstag gewesen. "Ich bin mir sicher, er hätte sich gefreut, wenn wir uns schützen, so gut es geht", sagt Papa Ulrich Nix.

Als das Kinder-Impfen startet, werden kleine Wartemarken verteilt. Die frühestmögliche Zeit: 10.50 Uhr. Vorrang haben zunächst die wenigen Erwachsenen, die im Unterschied zu den Kindern einen Termin buchen konnten.

Schon vor Beginn des Impf-Tages warteten in der Dresdner Messe am Samstag Hunderte in der Schlange.
Schon vor Beginn des Impf-Tages warteten in der Dresdner Messe am Samstag Hunderte in der Schlange. © Henry Berndt

Geimpft werden können in der Messe seit diesem Wochenende auch Kinder zwischen fünf und elf Jahren. Für das Kinder-Impfen am Samstag wurde ein gesonderter Impfbereich mit zwei Ärzten eingerichtet. Bis zu 200 Impfungen sollten im Laufe des Tages verabreicht werden. Mehr Impfstoff gibt es noch nicht. In der Schlange warten allerdings schon am Vormittag deutlich mehr Kinder. Die Konsequenz gefällt nicht jedem: Viele werden ohne Wartemarke nach Hause geschickt.

Auch Tanja Kirsten trifft es, dabei hat sie es sich nicht leicht gemacht, mit ihren Kindern herzukommen. "Für mich war das eine der schwersten Entscheidungen überhaupt als Mutter", sagt sie. "Gehe ich nicht Impfen, habe ich ein schlechtes Gewissen, und gehe ich Impfen, dann auch, weil ich die Reaktionen nicht abschätzen kann."

Wer zuerst kommt, ist nicht unbedingt zuerst dran: Auch die Wartenden ganz vorn erhielten Impf-Tickets.
Wer zuerst kommt, ist nicht unbedingt zuerst dran: Auch die Wartenden ganz vorn erhielten Impf-Tickets. © Henry Berndt

Drinnen läuft unterdessen alles wie am Schnürchen. Ehrenamtliche begleiten die Familien vom Check-in bis vor die Impfkabine. Wartezeiten gibt es hier fast keine mehr, auch Dank eines neuen Leitsystems mit farbigen Linien. Die Kinder folgen an diesem Tag der roten Linie.

Der zehnjährige Jannis ist mit seiner Mutter Doreen 14 Uhr wiedergekommen, nachdem sie vormittags rechtzeitig in der Schlange gestanden hatten. "Ich hab zwar keine Lust auf Impfen, aber erst recht keine Lust, mit Corona im Bett zu liegen", sagt Jannis. "Außer, dass ich dann nicht in die Schule muss."

Bevor er noch mal ins Grübeln kommt, begrüßt ihn die Ärztin Christine Merkel, die sonst als Rheumatologin in der Neustadt arbeitet, freundlich in der Kabine und lässt ihn schon mal eines der Pflaster auswählen, die DRK-Mitarbeiter liebevoll per Hand bemalt haben. Jannis nimmt das mit dem blauen Wal. Als die Ärztin die Spritze ansetzt, zuckt er nicht einmal. Zur Belohnung bekommt er nach der viertelstündigen Ruhephase noch ein Pixi-Buch über Erste Hilfe und eine Tüte Gummibärchen.

Da Kinder manchmal mehr Gesprächsbedarf haben - und Eltern erst recht - sind für jede Impfung zehn Minuten eingeplant. "In der Praxis dauert es aber in der Regel nur drei bis vier Minuten", sagt Ärztin Christine Merkel. Obwohl die letzte Entscheidung über die Impfung bei den Ärzten liegt, wird an diesem Tag jedes Kind geimpft, das in die Kabine kommt.

Vom 27. bis 30. Dezember soll es täglich Impfangebote für Kinder in der Messe geben - dann auch mit Terminvereinbarung, die ab der kommenden Woche möglich sein soll. Ab 8. Januar ist außerdem jeden Samstag ein Kinderimpftag geplant.

Erstversorgung beim Kinderimpfen: Bücher und Gummibärchen.
Erstversorgung beim Kinderimpfen: Bücher und Gummibärchen. © Marion Doering

Die Sächsische Impfkommission (SIKO) empfiehlt die Corona-Schutzimpfung derzeit für Kinder ab fünf Jahren mit bestimmten Vorerkrankungen sowie solchen, die Kontakt zu Risikopersonen haben. Darüber hinaus können aber auch alle anderen Kinder geimpft werden, wenn Eltern und Kinderarzt zustimmen.

Um unnötige Kontakte zu vermeiden, sollte beim Kinder-Impfen nur eine Begleitperson dabei sein. Möglichst schon mitgebracht werden sollten Anamnesebogen und Einwilligungserklärung.