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Zurück aus dem Quarantäne-Hotel in New York

Kostenlos im Hilton am Time Square wohnen, drei Mal täglich Essen serviert bekommen - das erlebte Sindy Kalauch aus Oppach. Der Anlass dafür war kein schöner.

Von Romy Altmann-Kuehr
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Sindy Kalauch aus Oppach lebt seit mehreren Jahren in New York. Sie ist gerade auf Heimatbesuch.
Sindy Kalauch aus Oppach lebt seit mehreren Jahren in New York. Sie ist gerade auf Heimatbesuch. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Vor wenigen Tagen erst ist Sindy Kalauch gelandet und in ihrem Heimatort Oppach angekommen. 2019 ist sie zum letzten Mal hier gewesen, denn die 30-Jährige lebt seit inzwischen fünf Jahren in New York. "Ausgerechnet!", dachten sich ihre Eltern noch vor einigen Monaten, denn die US-amerikanische Stadt war von der Corona-Pandemie besonders betroffen, es gab auch viele Tote. "Tag und Nacht hab' ich die Rettungswagen gehört", erzählt Sindy Kalauch.

Umso mehr freut sich die Familie, dass sie nun zumindest für ein paar Wochen wieder zusammen sind. Dass es jetzt mit der Reise nach Deutschland klappte, ist ein großes Glück. Denn erst vor wenigen Wochen erkrankte Sindy Kalauch selbst an Covid 19. In den Frühjahrsferien war sie verreist und in den Rocky Mountains unterwegs. Vermutlich hatte sie sich auf der Reise infiziert. Zurück in New York wollte sie einen Job als Babysitterin annehmen und ließ sich vorab testen - als Vorsichtsmaßnahme. Der Test fiel positiv aus! "Da ist man erstmal ein bisschen kopflos, wenn man die Diagnose erhält", sagt Sindy Kalauch. Ihre große Sorge war auch: "Hoffentlich stecke ich meine Mitbewohner nicht an." Denn wie viele New Yorker lebt sie in einer Wohngemeinschaft mit weiteren drei Mitbewohnern. "Das ist hier ganz üblich, denn der Platz ist knapp und die Mieten teuer." Aber wie soll man sich da isolieren? Zwei Wochen im eigenen Zimmer einschließen? Das war keine Lösung, denn man muss ja auch mal zum Beispiel Küche und Bad benutzen.

Zwei Mal täglich Gesundheitscheck

Für solche Fälle gibt es in New York sogenannte Covid-Hotels. Dort werden Menschen einquartiert, die infiziert sind und daher in Quarantäne müssen, sich aber zu Hause eben nicht so ohne Weiteres von anderen isolieren können oder auch dort nicht selbst zurechtkommen. "Das ist freiwillig, man macht das aus eigener Verantwortung", erzählt Sindy Kalauch. Sie hielt es für den besten Weg, um ihre Mitbewohner nicht zu gefährden.

"Das ist alles wahnsinnig gut organisiert und beinahe Luxus", erzählt sie. Für die Bürger ist der Aufenthalt kostenlos, die Stadt finanziert das. Sindy Kalauch kam in ein Hilton Hotel am Time Square, das zum Quarantäne-Hotel umfunktioniert worden war. "Ich hatte ein riesiges Zimmer, drei Mal am Tag wurde Essen gebracht." Von vegetarisch über veganes Essen bis hin zu koscherer Kost war dort alles zur Auswahl. "In New York leben ja Menschen aus ganz vielen verschiedenen Kulturkreisen. Darauf hat man auch beim Essen Rücksicht genommen." Zwei Mal täglich führten Krankenschwestern bei allen Patienten einen Gesundheitscheck durch. "Man hat sich dort wirklich hervorragend um die Menschen gekümmert." Allerdings durfte sie ihr Zimmer nicht verlassen. Frische Luft schnappen war nur am Fenster möglich.

Sindy Kalauch hatte einen leichten Verlauf, "wie eine Erkältung", beschreibt sie ihre Symptome. Sie blieb zehn Tage im Quarantäne-Hotel. Danach blieb noch die spannende Frage: wird es mit der Ausreise nach Deutschland klappen? Aber sie konnte einen Negativ-Test vorweisen und auch einen Bescheid, dass sie bereits von Covid genesen ist und so stand dem Flug nach Deutschland nichts im Wege. Sechs Wochen wird sie nun bleiben, die Zeit nutzen, um Familie und Freunde zu treffen.

Inzwischen gehe in New York das Leben schon fast wieder seinen gewohnten Gang, erzählt Sindy Kalauch. Bars sind geöffnet, es gibt auch keine Sperrstunde mehr. Auch die Maskenpflicht werde nach und nach gelockert. Man kann bereits wieder Konzerttickets kaufen, im Herbst soll es auch am berühmten Broadway wieder mit den Vorstellungen losgehen.

Größter Teil der New Yorker ist geimpft

Das liege daran, dass der allergrößte Teil der Menschen bereits geimpft ist. Und es werde auch sehr massiv für's Impfen geworben, erzählt die Wahl-New Yorkerin. So gebe es Angebote mit Extras für Impfwillige. Wer sich impfen lässt, erhält zum Beispiel Metro-Tickets, Baseball-Karten oder sogar Stipendien.

Die Amerikaner stünden solchen Dingen ohnehin lockerer gegenüber, während die Deutschen da eher skeptisch seien, hat Sindy Kalauch festgestellt. "Die Amerikaner werfen sich auch öfter Medikamente ein, niemand kann es sich leisten krank zu sein." Denn ein Sozialsystem wie in Deutschland gibt es nicht. Daher gehe man auch mit der Corona-Impfung unbedarft um und es gebe viele Möglichkeiten, wo man sich impfen lassen kann. Es gebe sogar Bereiche, wo eine Impfung Pflicht ist, erzählt sie. Zum Beispiel, wenn man an bestimmten Studien-Kursen teilnehmen will.

Sindy Kalauch hofft nun, dass sich das Leben weiter normalisiert. Denn zu Hochzeiten der Pandemie im vorigen Jahr sei das sonst so quirlige New York eine Geisterstadt gewesen. Im Herbst soll vermutlich auch das Studium wieder mit Präsenz-Unterricht beginnen. Derzeit läuft noch alles online. Sindy Kalauch studiert Psychologie. Auch nach dem Studium sieht sie ihre Zukunft in New York, auf jeden Fall aber im Ausland. Vielleicht geht's auch noch einmal woanders hin. Als nächste Station strebt sie ein Auslandssemester in Südamerika an. "Ich will unbedingt fließend spanisch lernen."

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