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Warum dieser Handballer die Corona-Pause genießt

Torsten Schneider, Kapitän der Pirnaer Oberliga-Handballer, spricht über die Titelchancen sowie den möglichen Aufstieg.

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Hat an den Wochenenden derzeit so viel Zeit wie noch nie für Tochter Helene und Lebensgefährtin Maria: Torsten Schneider.
Hat an den Wochenenden derzeit so viel Zeit wie noch nie für Tochter Helene und Lebensgefährtin Maria: Torsten Schneider. © privat

Pirna. Am 25. November 2021 beschloss der Mitteldeutsche Handball-Verband (MHV), den Spielbetrieb in der Oberliga der Männer zu unterbrechen. Die Meisterschaft soll fortgesetzt werden, sobald ein geregeltes Training in allen zugehörigen Bundesländern wieder möglich ist. Ziel ist es, so der MHV in einer Pressemitteilung, „sportliche Entscheidungen zu Auf- und Abstieg und zu den Platzierungen treffen zu können“.

Bestritten haben die 15 Oberliga-Teams bisher maximal zehn Meisterschaftspartien. Die SG Pirna Heidenau rangiert nach fünf Siegen, einem Remis und drei Niederlagen auf Rang fünf – vier Zähler hinter Spitzenreiter Köthen. Kapitän Torsten Schneider zieht eine Zwischenbilanz und sagt, was er für 2022 erwartet.

Herr Schneider, wie und wo haben Sie Weihnachten und Silvester verbracht?

Die Feiertage waren eher unspektakulär. Wenn ich nicht zu Hause bei meiner Familie war, habe ich in unserer neu eröffneten Physiotherapie gearbeitet. Wir haben zu Beginn des Jahres eine Zweigstelle mit neuen Räumen eröffnet, die ich leiten darf. Und da gab und gibt es noch einiges zu tun.

Zum dritten Mal in Folge wurde eine Saison unterbrochen. Haben Sie sich bei dem Gedanken ertappt, dass man die Wochenenden ohne Handball gut und entspannt verbringen kann?

In den letzten 15 Jahren hatte ich tatsächlich noch nie so viel Zeit an den Wochenenden und ich genieße diese mit meiner Lebensgefährtin Maria und unserer kleinen Tochter Helene. Sie ist im Dezember zwei Jahre alt geworden und sorgt dafür, dass der Handball trotzdem immer präsent ist. Fahren wir an der Halle auf dem Pirnaer Sonnenstein vorbei, sagt sie: „Papa, Ball zugucken“. Mir fehlt der Handball auch.

Wie halten Sie sich fit?

Außer Joggen und zu Hause Kraftübungen machen ist aktuell nicht viel möglich. Ich bin ein Teamplayer, brauche die Jungs, um mit Freude diesen Sport zu treiben.

SG-Geschäftsführer Uwe Heller sagt: Die Unterbrechung kam für die meisten Spieler zum richtigen Zeitpunkt, weil einige überspielt wirkten. Haben Sie das auch so empfunden?

Absolut. Viele Verletzungen sowie Quarantäne hatten unseren Kader sehr reduziert. Die Jungs, die übrigblieben, haben vier Wochen am absoluten Limit gespielt. Das wäre nicht länger gut gegangen.

Drei Spieler zogen sich nach dem Lockdown einen Kreuzbandriss zu. Führen Sie das auf die monatelange Trainingspause zurück?

Ja, diese langen Pausen sind katastrophal. Wir trainieren sonst fast täglich. Verletzungen dieser Art sind vorprogrammiert, da wir nicht richtig abtrainieren und vor dem Re-Start nicht ausreichend Zeit zur Verfügung steht, um ein Aufbautraining optimal durchzuführen.

Spielt Ihre Lebensgefährtin noch aktiv Handball beim SSV Heidenau?

Maria pausiert zurzeit und ich bin ihr dafür sehr dankbar. Da ich sonst fast täglich beim Training bin, hält sie mir dadurch den Rücken frei. Schön ist, dass wir uns sportlich zusammen betätigen können, was derzeit eben so machbar ist. Das macht Spaß und wir genießen das.

Sie sind seit Jahren der erfolgreichste Torschütze der Eisenbahner. In dieser Saison haben Sie bisher 58 Tore in neun Partien erzielt. Strahinja Vucetic steht bei 57 Treffern, hat dafür aber nur sieben Spiele benötigt. Läuft er Ihnen als Torschütze vom Dienst den Rang ab?

Wir werden sehen, aber es ist an der Zeit, dass da mal frischer Wind reinkommt. Ich habe in den letzten Jahren in der Abwehr und im Angriff fast immer durchgespielt. Aber auch ich werde älter und brauche während des Spiels mal eine Pause – sagt zumindest unser Trainer Dusan Milicevic. Strahinja hat großes Potenzial. Ich hoffe, er bleibt so bodenständig und hilft uns, als Team noch besser zu werden.

Ihr Team ist beeindruckend in die Serie gestartet, lag auf Titelkurs. Dann folgten drei Niederlagen. Was war passiert?

Letztendlich hat uns Corona aus der Bahn geworfen. Es war sehr viel Unruhe um die Mannschaft herum. Hätten wir nicht diese vielen Ausfälle durch die Quarantäne gehabt, würden wir weiter oben in der Tabelle stehen. Da bin ich mir absolut sicher.

Vor dieser Saison gab es die Chance, in zwei Relegationsspielen den Aufstieg in die 3. Liga zu schaffen. Pirna hatte gemeldet, dann aber zurückgezogen. Haben Sie diese Entscheidung verstanden?

Ja, sowohl aus sportlicher als auch aus wirtschaftlicher Sicht. Aber ich denke, dass Verein und Mannschaft, natürlich unter der Voraussetzung, dass wir mit dem kompletten Kader spielen können, jetzt für die dritte Liga bereit wären. Zuvor steht aber die sportliche Qualifikation an und die wurde beziehungsweise wird viel zu sehr von der Corona-Pandemie beeinflusst.

Wer holt in diesem Jahr den Titel?

Da liege ich mit unserem Chefcoach auf einer Wellenlänge: Können wir wieder mit kompletter Kapelle spielen, dann führt der Weg zum Meistertitel nur über uns.

Das Gespräch führte Jürgen Schwarz.