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Weniger Umzüge während der Pandemie

Mietausfälle verzeichnen Wohnungsgesellschaften dagegen kaum. Das könnte sich im Frühjahr ändern.

Von Rainer Könen
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Die Radeberger Innenstadt vom Schloss Klippenstein aus gesehen. Noch bemerken Vermieter in der Region keine Verwerfungen auf dem Wohnungsmarkt. ZU Beginn der Corona-Krise hatten sich Wohnungsunternehmen auf Mietausfälle eingestellt.
Die Radeberger Innenstadt vom Schloss Klippenstein aus gesehen. Noch bemerken Vermieter in der Region keine Verwerfungen auf dem Wohnungsmarkt. ZU Beginn der Corona-Krise hatten sich Wohnungsunternehmen auf Mietausfälle eingestellt. © Archivfoto: Thorsten Eckert

Radeberg. Die Ottendorfer Wohnungsgenossenschaft ist nach Auskunft von Lutz Herrmann eine, die „zu den kleineren in der Branche“ gehört.

402 Wohnungen habe man, so der Vorstandsvorsitzende. Ein überschaubares Wohnsegment, da spürt man meist unmittelbarer, wie sich Krisen, insbesondere die Corona-Pandemie, auswirken.

Und, macht sie sich bemerkbar? „Kann ich eigentlich nicht sagen“, meint Lutz Herrmann. Pandemiebedingte Mietausfälle gebe es so gut wie nicht. Es werde weiterhin „munter hin und her gezogen“.

Mit anderen Worten: „Gewohnt wird immer“, bringt es Herrmann auf den Punkt. Seit einem knappen Jahr lähmt die Corona-Krise viele Bereiche in Deutschland. Die Wirtschaft, den Einzelhandel, und wenn man sich in der Immobilienbranche umhört, ist auch die mehr oder minder betroffen.

Erkundigungen bei den Immobilienmaklern im Rödertal machen deutlich, dass es derzeit auf jeden Fall komplizierter geworden ist, Wohnungen zu vermieten, etwa weil Massenbesichtigungen in diesen Zeiten ein No-Go sind.

Trotzdem „laufen die Geschäfte weiter“, wie man im Radeberger Immobilienbüro Milde erfährt. Auch wenn das Umzugsverhalten seit Beginn der Pandemie im vergangenen Frühjahr, „gedämpfter abläuft“, wie man von manchem Ottendorfer Immobilienmakler erfährt. Hier und da ist von Vermietungsrückgängen von bis zu 20 Prozent die Rede.

Das Wichtigste zum Coronavirus in der Region:

Als es mit der Corona-Krise los ging, hatte die hiesige Wohnungswirtschaft gar massive Verwerfungen befürchtet. Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit, bei Wohnungsunternehmen hatte man sich auf horrende Mietausfälle eingestellt.

Doch diese Schreckensszenarien seien glücklicherweise ausgeblieben, so Susann Sembdner von der Radeberger Wohnungsbaugenossenschaft. 1800 Genossenschaftsmitglieder habe man gegenwärtig, so Vorstandsmitglied Sembdner weiter. Hinsichtlich des Mietmarktes „hat es bei uns keine großen Veränderungen gegeben“.

Auch die vielfach prognostizierte Insolvenzwelle ist bisher ausgeblieben. Darauf weist man im Übrigen auch bei der Ostsächsischen Sparkasse Dresden hin. Dort blickt man verhalten optimistisch auf das noch junge Geschäftsjahr.

Im vergangenen Jahr hatte das Bankinstitut über 3.000 Sparkassenkunden bei der Finanzierung einer Immobilie unterstützt. Die Zusagen für private Baufinanzierungen lagen 2020 bei rund 520 Millionen, ein Plus von 25 Prozent zu 2019.

Tendenz auch in diesem Jahr steigend. Für 2021 rechnet man bei der Ostsächsischen Sparkasse Dresden mit einer Steigerung um 30 Prozent. Und dies in Zeiten der Pandemie.

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Was ebenfalls beachtlich ist, ist, dass es trotz der Corona-Krise etliche Dresdner ins Umland zieht. Ein Trend, der bereits zu Vor-Corona-Zeiten zu beobachten war und der sich auf die Preise auswirkt.

Diese befinden sich bei den Wohnimmobilien im stetigen Aufwärtstrend. Seit 2019 erhöhten sich die Preise für Häuser in der Region im Durchschnitt um 5,4 Prozent, für Wohnungen gar um 6,8 Prozent. Angesichts dieser vielen positiven Zahlen also doch keine dunklen Wolken am hiesigen Wohnungsmarkt.

Oder doch? Beim vdw Sachsen, dem Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft, schaut man nicht ganz so optimistisch nach vorne. „Wir stellen fest, dass regional die Mietausfälle weiter gestiegen sind“, so Verbandspressesprecher Alexander Müller.

Hinzu kommt, dass „wir uns alle vor der großen Keule fürchten“, wie das Müller beschreibt. Anders ausgedrückt: Beim vdw Sachsen rechnet man in diesem Jahr mit einer Insolvenzwelle.

Die Auswirkungen würden dann nicht nur zu weiteren Mietausfällen führen, sondern perspektivisch sicher auch dazu führen, das, so Müller weiter, „man da wohnen bleibt, wo man jetzt wohnt, die Umzugsfreudigkeit nachlassen wird“.

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