Die Schaulustigen, die sich an diesem sonnigen Montagvormittag an der B170 in Obercarsdorf versammelt haben, werden nicht enttäuscht. Pünktlich um 9.30 Uhr setzt Kranführer Michael Maack per Fernbedienung den sogenannten Selbstfahrer auf dem Lagerplatz neben der Firma Sachsenküchen in Bewegung. Auf dem Transporter ist ein 72,5 Meter langer und 20 Tonnen schwerer Flügel einer Windkraftanlage montiert, der von hier aus nach Sadisdorf gebracht werden soll. Maacks Aufgabe ist es, das Teil ohne Berührung durch die teilweise enge Straßenschlucht zu bringen.
Schon auf dem Lagerplatz zeigt Maack, was seine Technik leisten kann. Das auf einem Zapfen montierte Flügelrad schnellt in die Höhe, um einen Zusammenstoß mit einer Straßenlaterne zu vermeiden. Wenige Minuten später steht der Transporter auf der B170, die von beiden Seiten von der Polizei abgesperrt werden soll. Eigentlich. Denn auf der Seite, die von Altenberg zum Lagerplatz führt, stehen plötzlich vier Autos.
Autofahrer landen in temporärer Sackgasse
Bauleiter Maik Hoffmann kann es nicht fassen. Er arbeitet für die Freiberger Firma Sabowind und ist nicht nur für die Montage, sondern auch für den Transport der Teile verantwortlich. Offenbar habe die Polizei nicht rechtzeitig mit dem Absperren begonnen, sagt er. Die Autofahrer, die inzwischen bemerkt haben, dass sie in einer temporären Sackgasse gelandet sind, drehen auf der B170 und fahren zurück in Richtung Altenberg. Der Schwertransport kann mit ein paar Minuten Verspätung starten. Kranfahrer Michael Maack scheint die verlorene Zeit wieder aufholen zu wollen. Der Selbstfahrer ist inzwischen so schnell unterwegs, dass man sich als Fußgänger beeilen muss, um auf der Höhe zu bleiben. Wenig später drosselt Maack das Tempo.
Um genau 9.44 Uhr erreichte Maack den ersten schwierigen Punkt der Strecke, den Abzweig von der B170 in Richtung B171 Sadisdorf und Frauenstein. Die Eisenbahnbrücke der Weißeritztalbahn, die eigentlich über der B171 liegt, wurde bereits am Freitag herausgehoben. Trotzdem ist es hier eng. Nachdem Bauleiter Maik Hoffmann die Schaulustigen etwas lautstark vom Bahndamm vertrieben hat, hebt Maack den Windradflügel wieder an und fädelt diesen und das Fahrzeug sicher durch die Engstelle. Auch das wird von vielen gefilmt und fotografiert - etwa 30 bis 40 Frauen und Männer sind gekommen, um das live zu erleben. Die Durchfahrt dauert nur wenige Minuten.
Dann lenkt Maack den Transporter weiter Richtung Sadisdorf. Hier muss er noch durch die Felskurve. Wie er das schaffen will, fragten sich im Vorfeld einige Sadisdorfer. Manche dachten, der Fels müsse weggesprengt werden. Doch dazu ist es nicht gekommen. Weil Maack den Flügel heben, senken und drehen kann, gelingt es ihm auch hier mühelos, die Hindernisse zu umfahren. Äste, die im weiteren Verlauf der Straße über der Fahrbahn hingen, waren schon vorher abgesägt worden.
Gegen 13 Uhr das Ziel ohne Probleme erreicht
Kurz vor 12 Uhr erreicht das Flügelrad Sadisdorf. Michael Maack fährt auch hier durch den Ort und dann weiter zum Aufstellungsplatz. Gegen 13 Uhr ist der Platz erreicht, eine Senke unweit der bereits bestehenden Windräder. Maik Hoffmann ist erleichtert. Alles hat geklappt - ohne Zwischenfälle. Jetzt beginnen die Vorbereitungen für die nächsten Transporte. Am Dienstag und Mittwoch werden die zwei anderen Flügel nach Sadisdorf gebracht. "Um 9.30 Uhr geht es in Obercarsdorf wieder los", sagt Maik Hoffmann. Mittwoch, Donnerstag und Freitag sollen dann die restlichen vier Turmteile folgen.
Die Nabe, das Maschinenhaus und die ersten beiden Turmteile befinden sich bereits auf dem Platz, seit Montag nun auch der erste Flügel. Die Montage der 200 Meter hohen Anlage soll am 4. April beginnen. Sie soll am 14. April ans Netz gehen. Sabowind plant die Inbetriebnahme für Ende April/Anfang Mai.