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Was der frühere Dippser Parksaal-Wirt jetzt macht

Horst Wagner hat seine Hobbys, Zeichnen und Musik, gepflegt, auch als er die Gaststätte betrieben hat. Nun stellt er seine Kunstwerke auf ungewöhnliche Art aus.

Von Franz Herz
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Das ehemalige Kinderzimmer in seiner Wohnung hat Horst Wagner, der ehemalige Parksaal-Wirt, zum Kunst- und Musikzimmer umgenutzt.
Das ehemalige Kinderzimmer in seiner Wohnung hat Horst Wagner, der ehemalige Parksaal-Wirt, zum Kunst- und Musikzimmer umgenutzt. © Egbert Kamprath

Normalerweise hängen Kunstwerke im Museum oder in Galerien. Der ehemalige Parksaalwirt Horst Wagner und der Radiohändler Uwe Göhlert haben sich in Dipps eine ungewöhnliche Art der Präsentation für Kunstwerke ausgedacht, eine Schaufensterausstellung.

Als Gastwirt die Kneipengänger bedient und gemalt

Wer nicht gerade in den letzten drei Jahren nach Dipps zugezogen ist, müsste Horst Wagner kennen. Mit seinem Spruch „Haste Hunger oder Dorscht, komm zum Horscht“, hat er als Wirt der Gaststätte Parksäle über Jahre geworben, sein Publikum gefunden und manchmal auch gemalt.

Uwe Göhlert steht hier am Schaufenster seines Geschäfts, in dem er Produktwerbung und Kultur miteinander verbindet. Zur Weihnachtszeit zeigte er Volkskunst aus Beständen des Lohgerbermuseums.
Uwe Göhlert steht hier am Schaufenster seines Geschäfts, in dem er Produktwerbung und Kultur miteinander verbindet. Zur Weihnachtszeit zeigte er Volkskunst aus Beständen des Lohgerbermuseums. © Egbert Kamprath

Wer diese Dippser Kneipengänger, viele von ihnen inzwischen auch verstorben, sehen will, kann dazu eine Kunstausstellung der besonderen Art besuchen auf dem Freiberger Platz in Dipps. Im Schaufenster von Uwe Göhlerts Radiogeschäft, sind nicht nur neue Geräte zu sehen, sondern auch Zeichnungen von Horst Wagner unter dem Motto „Meine ehemaligen Gäste“.

Malerei war eine Entlastung vom Alltag

Wagner, der seit drei Jahren im Ruhestand ist, liebte schon immer die Musik und das Zeichnen. So war sein Berufsweg folgerichtig. Er hat zwar in Glashütte Werkzeugmacher gelernt und wegen einer Wohnung als Hausmeister in der Kinderkrippe in Dipps gearbeitet, aber dann ging er zum Rat des Kreises in die Kulturarbeit. In dieser Funktion rief er in den 1980er-Jahren zusammen mit dem Künstler Johannes Zepnick den Mal- und Zeichenzirkel ins Leben, der die Keimzelle für den heutigen Osterzgebirgischen Kunstverein ist.

Und Wagner hat immer gemalt und gezeichnet, auch als er ab 1988 Kulturhausleiter war und von 1992 an die Gaststätte privat geführt hat. „Die zwei Stunden in der Woche im Kunst-Pavillon, abgekoppelt vom Alltagsbetrieb, das war ein Ausgleich, eine Entlastung von allem“, erzählt Wagner.

Sonderbare Vögel, die nicht lange stillsitzen wollten

Er hat aber auch den Beruf als Gastwirt und dieses Hobby miteinander verbunden, indem er seine Gäste gezeichnet hat. „Die meisten von ihnen sind ja inzwischen schon tot. Manche waren schon sonderbare Vögel, und es musste schnell gehen. Die hatten keine Lust, lange stillzusitzen“, erinnert er sich daran. Altbürgermeister Horst Bellmann war etwas geduldiger. Sein Porträt hat etwas länger gedauert und steht im Mittelpunkt der Schaufensterausstellung.

Wagner hat Ende 2018 die Gaststätte geschlossen und ist in den Ruhestand gegangen. Jetzt plagen ihn gesundheitliche Sorgen, eine Hüft-Operation hat er hinter sich, eine noch vor sich. Aber er hat auch viel Zeit für die Kunst. Drei Gitarren stehen in seiner Wohnung, ein Koffer mit fertigen Zeichnungen und ein zweiter mit den Mal-Utensilien. Auch seinem Mentor, Johannes Zepnick, ist er treu geblieben. Soweit es die Corona-Regeln zulassen geht er regelmäßig nach Reichstädt, um sich von ihm Anregungen zu holen und anleiten zu lassen.

Fürs Treppenhaus angefragt, im Schaufenster gezeigt

Nun wohnt Horst Wagner bei Uwe Göhlert am Freiberger Platz in Dippoldiswalde zur Miete. Den hat er mal gefragt, ob er Zeichnungen ins Treppenhaus hängen darf. Da dachte Göhlert einen Moment nach und schlug dem Künstler vor, doch richtig an die Öffentlichkeit zu gehen und seine Werke im Schaufenster zu zeigen. Der Gedanke gefiel beiden.

Wagner hatte ja schon Ausstellungen seiner Werke erlebt. Einmal war er bei einer Gemeinschaftsausstellung im Dippser Museum beteiligt. 2003 hatte er eine eigene Ausstellung in der Dippser Sparkasse. Nun also eine Fensterausstellung. Und Wagner war überrascht von dem guten Echo. Seine Werke stehen neben Fernsehern und anderen Geräten. Sie ergänzen sich aber auch. Denn Göhlert hat eine Präsentation gestaltet, die noch weitere Bilder zeigt und auch Musik, von Wagner höchstselbst gespielt. Die spielt ein Fernseher laufend ab. Göhlert hat zur Weihnachtszeit auch schon Volkskunst in seinem Fenster gezeigt.

Wagner will auch Öl- und Acrylbilder malen

In einer ersten Fensterausstellung hatte Wagner Aquarelle mit Landschaften gezeigt. Jetzt sind die Bilder seiner früheren Gäste zu sehen, und es wird nicht die letzte Ausstellung bleiben. Göhlert lässt die jetzige Dekoration noch 14 Tage, wie er sagt. Dann gestaltet er das Fenster um passend zur Osterzeit. Was er und Wagner noch geplant haben, behält Göhlert noch für sich. Ihn freut die Idee auch als Geschäftsmann. „Wenn wir neu gestaltet haben, bleiben immer die Leute davon stehen, und es ist Stadtgespräch“, beobachtet er.

Horst Wagner will auch weiter künstlerisch produktiv bleiben. Derzeit konzentriert er sich auf Aquarelle und Zeichnungen. Das kann er in seiner Wohnung machen. Er hofft, dass er bald auch wieder besser zu Fuß ist. Er hat einen Raum als Lager gemietet. Dort würde er dann gerne auch mit Öl- und Acrylfarben malen. Die Dippser Schaufenstergucker dürfen also gespannt sein.