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Feuerwehreinsatz unter Kriegsbedingungen

In der Dippser Heide lagert noch massenhaft Weltkriegsmunition. Bei jedem Waldbrand verschärft das die Gefahr für Einsatzkräfte und Anwohner.

Von Franz Herz
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Feuerwehren aus Dippoldiswalde, Rabenau und Paulsdorf waren am Ostersonntag im Einsatz, um einen Waldbrand in der Dippser Heide zu löschen. Dort müssen sie aber mit besonderen Gefahren rechnen.
Feuerwehren aus Dippoldiswalde, Rabenau und Paulsdorf waren am Ostersonntag im Einsatz, um einen Waldbrand in der Dippser Heide zu löschen. Dort müssen sie aber mit besonderen Gefahren rechnen. © Andreas Weihs

Waldbrände in der Dippser Heide kommen immer mal wieder vor und sie sind für die Feuerwehrleute und auch für die Anwohner wesentlich gefährlicher als Löschaktionen in anderen Waldgebieten. Ein Einsatz wie am Ostersonntag 2020, als ein Lagerfeuer nicht ordentlich gelöscht wurde und sich zu einem kleinen Waldbrand entwickelt hat, wäre in einem normalen Waldstück nichts Besonderes. In der Dippser Heide gehen die Feuerwehrleute da mit einem Kribbeln im Bauch heran.

Löschen aus tausend Meter Entfernung geht nicht

Es ist ja bekannt, dass seit Jahren der Kampfmittelbeseitigungsdienst der Polizei und mit der Munitionssuche beauftragte Firmen das Waldstück systematisch durchkämmen und auch immer wieder fündig werden. Granaten, Bomben und andere Weltkriegsmunition wurde nach 1945 in Größenordnungen hier weggeworfen oder verscharrt. Explosiv sind diese Reste heute noch immer. Niemand will sich vorstellen, was passiert, wenn ein Feuer solche Munition zur Explosion bringt.

Und kein Mensch weiß, erst recht kein ehrenamtlicher Feuerwehrmann, ob nicht gerade unter einer Brandstelle eine solche Gefahrenquelle lauert. Der Ratschlag der Experten lautet, bei einem Brand von solchen Stellen tausend Meter wegzubleiben. „Aus dieser Entfernung brauchen wir dann gar keinen Löschversuch mehr zu starten“, sagt Dippoldiswaldes Stadtwehrleiter Michael Ebert lakonisch. Den Wald abbrennen lassen, ist aber auch keine Lösung.

Krisenkonferenz mit den höchsten Stellen

Die Dippser Feuerwehr arbeitet bei Bränden in der Dippser Heide immer eng mit der Wehr aus Rabenau zusammen. Denn anders als ihr Name sagt, gehört die Dippser Heide großteils zum Stadtgebiet von Rabenau, im Wesentlichen zur Gemarkung Karsdorf.

Deswegen brennt das Thema auch Armin Groß, dem Stadtwehrleiter von Rabenau, auf den Nägeln. Er wird die Problematik am Donnerstag dieser Woche auf einer Krisenkonferenz vorstellen, zu der das Landratsamt eingeladen hat. Es wird eine Videoveranstaltung, an der auch die zuständigen Ministerien teilnehmen. Das Innenministerium von Roland Wöller (CDU), das für die innere Sicherheit verantwortlich ist, und das Landwirtschaftsministerium von Wolfram Günther (Grüne), dem der Wald zwischen Malter, Oelsa und Karsdorf gehört, werden in der Runde mit vertreten sein. Die Polizei, Sachsenforst und die betroffenen Feuerwehren sind ebenfalls in der Runde mit zusammengeschaltet. Es geht dabei noch um mehr als die Sicherheit von Einsatzkräften, auch die der Anwohner ist ein Thema. Wenn die 1.000-Meter-Grenze bei einem Waldbrand eingehalten werden soll, müssten je nach Lage der Brandstelle die Einwohner von Malter, Oberhäslich, Karsdorf oder Oelsa in Sicherheit gebracht werden. „Wir sprechen dann nicht mehr von Evakuieren. Dabei gibt es ja eine Vorbereitungszeit. Sondern dann heißt es Räumen. Das heißt, Ordnungsamt oder Polizei klingeln an der Tür und die Einwohner müssen sofort raus“, erklärt Armin Groß. Für den Umgang mit diesen Risiken müssen die zuständigen Stellen Lösungen finden.

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