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Dippoldiswalde: Winfriedhaus öffnet sich für Nichtkatholiken

Zweieinhalb Jahre wurde an der Kinder- und Jugendbildungsstätte des Bistums in Schmiedeberg gearbeitet. Nun startet sie mit neuem Konzept.

Von Maik Brückner
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Heimleiter Stephan Schubert stellte der Dippser Oberbürgermeisterin Kerstin Körner (CDU) und Bischof Heinrich Timmerevers beim Rundgang das neu errichtete Winfriedhaus vor, hier eines der neuen Vierbettzimmer.
Heimleiter Stephan Schubert stellte der Dippser Oberbürgermeisterin Kerstin Körner (CDU) und Bischof Heinrich Timmerevers beim Rundgang das neu errichtete Winfriedhaus vor, hier eines der neuen Vierbettzimmer. © Egbert Kamprath

Draußen wird noch gewerkelt, drin sind die Bauarbeiter im Endspurt. Es dauert nur noch wenige Tage und das neu errichtete Winfriedhaus in Schmiedeberg öffnet wieder. Die Kinder- und Jugendbildungsstätte des Bistums Dresden-Meißen geht mit einem neuen Konzept an den Start. Zielgruppe sind zwar weiter Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und Familien. Mit eigenen Veranstaltungen möchte das Haus nun verstärkt Gäste ohne jeden kirchlichen Bezug ansprechen, sagt Hausleiter Stephan Schubert.

"Wir planen zum Beispiel einen Familien-Mitmach-Tag für Gäste aus dem Umland, die unser Haus auf diese Weise unkompliziert kennenlernen können", so Schubert. Dass das nötig ist, bestätigt indirekt die Dippser Oberbürgermeisterin Kerstin Körner (CDU) zum Pressegespräch am Montagvormittag. Obwohl sie in Dippoldiswalde wohnt, war sie zum ersten Mal in diesem Haus. "Vorbeigefahren bin ich hier aber schon sehr oft". Vom Haus selbst war sie begeistert.

Lob von der Dippser Oberbürgermeisterin

"Ich freue mich, dass das jetzt ein Treffpunkt für alle Kinder und Jugendlichen wird, egal, ob sie christlich sind oder nicht. Für das Osterzgebirge ist es wichtig, dass wir so etwas haben", so die Oberbürgermeisterin. Sie sei sehr froh, dass das Bistum entschieden hat, das Haus nicht aufzugeben, um an anderer Stelle zu investieren. Hätte man dort anders entschieden, gebe es ein Problemhaus mehr an der B170.

Aber nicht das war der Grund, weshalb sich das Bistum entschlossen hatte, das Winfriedhaus umfassend zu sanieren. Das hatte andere Beweggründe. Daran erinnerte Bischof Heinrich Timmerevers. Als er 2016 zum Bischof in Dresden berufen wurde, stand die Zukunft des Hauses zur Diskussion, weil verschiedene Brandschutzauflagen zu erfüllen waren. "Kurz nach meiner Ernennung bekam ich viele Zuschriften von Jugendlichen, jungen und älteren Erwachsenen".

Dieses Haus ist ein Kult

Der Tenor war eindeutig: Alle baten ihn, das Winfriedhaus zu erhalten. Weil er das Haus nicht kannte, ist er wenige Wochen nach seiner Einführung nach Schmiedeberg gefahren, um zu sehen, warum das Haus erhalten bleiben sollte. Die Kursteilnehmer, die er damals traf, haben ihm sehr ausführlich an verschiedenen Stellen ihre Erlebnisse und Erfahrungen geschildert. "Das hat mich sehr beeindruckt. Ich hatte den Eindruck, diese Jugendlichen fühlten sich hier zu Hause."

Später erfuhr er, dass es ganz vielen Katholiken im Bistum ähnlich ging. Trotzdem wurden noch Alternativen geprüft. Doch letztlich stellte sich heraus: "Es gibt keine Alternative zu diesem Haus", so der Bischof. "Der Kult, der mit diesem Haus entstanden ist, den kann man nicht von A nach B verschieben." Deshalb entschied die Bistumsleitung, das Haus zu erhalten.

Die Sanierung begann im März 2019 und verlief nicht wie geplant, erklärten die Architekten Luise Mäbert und Christoph Hahn vom Architektenbüro Hahn & Kollegen. Einige Male musste umgeplant werden, Gebäudeteile, die erhalten werden sollten, mussten doch abgerissen werden. Letztlich blieb nur die Kapelle und der Verbindungsbau stehen. Diese Umplanungen verteuerten den Bau, der ursprünglich 8,5 Millionen Euro kosten sollte, auf 9,37 Millionen Euro. Auch der Termin der Fertigstellung verschob sich um ein Jahr.

Die Fassade des Neubaus ähnelt der des Vorgängerbaus.
Die Fassade des Neubaus ähnelt der des Vorgängerbaus. © Egbert Kamprath
Marian Zimmermann freut sich über die moderne Küche. Sie arbeitet seit 30 Jahren im Winfriedhaus und ist damit am längsten dabei.
Marian Zimmermann freut sich über die moderne Küche. Sie arbeitet seit 30 Jahren im Winfriedhaus und ist damit am längsten dabei. © Egbert Kamprath
Hier kann man künftig Tischtennis spielen.
Hier kann man künftig Tischtennis spielen. © Egbert Kamprath
Im großen Saal stellte Heimleiter Stephan Schubert (2. von. links) das Haus vor. Bischof Timmererevers (3. von links) berichtete aus der Vorgeschichte.
Im großen Saal stellte Heimleiter Stephan Schubert (2. von. links) das Haus vor. Bischof Timmererevers (3. von links) berichtete aus der Vorgeschichte. © Egbert Kamprath
Der neue Speisesaal.
Der neue Speisesaal. © Egbert Kamprath
Trotz der Tallage des Standortes haben die Architekten viel Licht ins Haus gebracht.
Trotz der Tallage des Standortes haben die Architekten viel Licht ins Haus gebracht. © Egbert Kamprath
Die Architekten Luise Mäbert und Christoph Hahn vom Architektenbüro Hahn & Kollegen.
Die Architekten Luise Mäbert und Christoph Hahn vom Architektenbüro Hahn & Kollegen. © Egbert Kamprath

"Es ist eine Investition in die Zukunft", verteidigte der Bischof das Festhalten am Plan. "Mit dem Ergebnis der Sanierung bin ich sehr zufrieden." Entstanden ist ein lichtdurchflutetes, modern gestaltetes Haus mit 70 Betten. Mit Aufbettung können hier sogar 81 Menschen untergebracht werden. Den Gästen stehen künftig vier Gruppenräume, die Kapelle, ein Saal, der Meditationsboden, eine Kreativwerkstatt, ein Freizeitraum und eine Gästeküche zur Verfügung.

81 Gäste können untergebracht werden

"Neu ist, dass in Zukunft auch zwei separate Gästegruppen das Haus parallel nutzen können, ohne sich gegenseitig zu behindern. Das schafft uns die Möglichkeit, auf Anfragen noch besser und flexibler reagieren zu können", sagt Heimleiter Schubert. Anders als beim Vorgängerbau ist jedes Gästezimmer mit einer eigenen Nasszelle ausgestattet. Die Tagungs- und Seminarräume verfügen über moderne Medien- und Veranstaltungstechnik.

"Das Haus bietet viele Möglichkeiten", sagte die Dippser Oberbürgermeisterin anerkennend. Hausleiter Schubert hofft, dass sich das schnell herumspricht, damit er möglichst viele Gäste begrüßen kann. Die ersten Anzeichen sind schon mal gut. Das Winfriedhaus hatte vor der Sanierung 2019 eine Auslastung von 37 Prozent. "Das war nicht schlecht", so Schubert. Gut ausgelastet sind jugendherbergsartige Häuser mit Auslastungen zwischen 45 und 50 Prozent. Diese Zahlen peilt das Winfriedhaus jetzt an. Schubert rechnet im nächsten halben Jahr mit einer Auslastung von 40 Prozent. "Für ein neu eröffnetes Haus ist das sehr gut", sagt der Heimleiter.

Feierliche Einweihung des Winfriedhauses

  • Die feierliche Einweihung ist für Sonnabend, den 18. September, geplant.
  • Von 14 bis 17 Uhr findet ein Familien-Bühnenprogramm statt. Es werden Führungen angeboten.
  • Um 17 Uhr feiert Bischof Timmerevers mit den Gästen einen Festgottesdienst, mit dem das Haus offiziell eingeweiht wird.
  • Von 19 bis 22 Uhr gibt es ein Programm für und von Jugendlichen.
  • Wer teilnehmen möchte, muss sich corona-bedingt vorab anmelden.

Die Geschichte des Winfriedhauses

  • Um im katholischen Bistum Dresden-Meißen (Es umfasst fast ganz Sachsen und Teile Ostthüringens) ein festes Haus für die Kinder- und Jugendarbeit zu etablieren, kaufte die damalige Bistumsleitung 1954 das ehemalige Gasthaus Jägerhaus.
  • Der Name geht auf den heiligen Bonifatius (um 673- 754/755), der als christlicher Missionar und als Apostel der Deutschen verehrt wird. Mit Winfried wurde der Geburtsname des Heiligen genutzt.
  • Über Jahrzehnte wurde das Haus erneuert und teilweise erweitert. 1998 erhielt es eine Kapelle mit rundem Grundriss.
  • Bei den Hochwassern 2002 und 2013 wurde das Gebäude stark in Mitleidenschaft gezogen.
  • 2015 wurden Brandschutzmängel entdeckt 2016 entschied der Bischof, das Haus zu erhalten und komplett zu sanieren.