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Augustusbrücke in Dresden jetzt komplett saniert

Zum Abschluss der Sanierungsarbeiten an der Augustusbrücke in Dresden werden die letzten Schäden im Sandstein beseitigt. Trotzdem fehlt noch etwas, um die Brücke nachts anstrahlen zu können.

Von Peter Hilbert
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Abteilungsleiter Holger Kalbe (M.) vom Tiefbauamt und Bauleiter Karsten Engelmann (r.) von den Sächsischen Sandsteinwerken inspizieren die letzten Stellen an der Augustusbrücke, die erneuert wurden. Hubbühnenführer Frank Marten bugsiert sie dorthin.
Abteilungsleiter Holger Kalbe (M.) vom Tiefbauamt und Bauleiter Karsten Engelmann (r.) von den Sächsischen Sandsteinwerken inspizieren die letzten Stellen an der Augustusbrücke, die erneuert wurden. Hubbühnenführer Frank Marten bugsiert sie dorthin. © Sven Ellger

Dresden. Hoch empor hat Frank Marten seine Hubarbeitsbühne gefahren. Jetzt ist sie ganz oben, direkt am Pfeiler neben dem zweiten Bogen der Augustusbrücke. So können Bauleiter Karsten Engelmann von den Sächsischen Sandsteinwerken Pirna und der Brücken-Abteilungsleiter Holger Kalbe vom Straßen- und Tiefbauamt die letzten instandgesetzten Stellen im Sandstein inspizieren, die Steinmetz Konrad Handzel gerade erneuert hat.

Das Hängegerüst an der elbabwärts liegenden Seite dieses Bogens neben dem Terrassenufers ist bereits vor dem Stadtfest abgebaut worden. "Heute werden noch die letzten schadhaften Sandsteinstellen erneuert, die vom Gerüst aus nicht zu erreichen waren", erklärt Kalbe.

Am langen Arm erreicht die Hubbühne die Stellen, an die die Steinmetze vom Gerüst aus nicht gekommen sind, so direkt am Pfeilerfuß. Insgesamt wurden für die Sanierung 1.750 Tonnen Sandstein benötigt, die die Sächsischen Sandsteinwerke aus ihrem Bruch an d
Am langen Arm erreicht die Hubbühne die Stellen, an die die Steinmetze vom Gerüst aus nicht gekommen sind, so direkt am Pfeilerfuß. Insgesamt wurden für die Sanierung 1.750 Tonnen Sandstein benötigt, die die Sächsischen Sandsteinwerke aus ihrem Bruch an d © Sven Ellger

Zwar feierte man Anfang 2022 die Freigabe der sanierten Augustusbrücke. Die Bauleute von Hentschke Bau und den Sächsischen Sandsteinwerken hatten aber nur den Großteil ihrer Arbeit geschafft. Eine Aufgabe war noch offen. Deshalb waren seit April wieder Gerüste am zweiten Bogen von Dresdens traditionsreichster Brücke zu sehen. Dort mussten noch die Fassaden aus Sandstein und die Unterseite aus Beton dieses Bogens instandgesetzt werden.

Hängende Gerüste an der Dresdner Albertbrücke

Während die beiden Schifffahrtsöffnungen vom Schiff aus saniert werden konnten, mussten in den beiden Bögen im Uferbereich Gerüste in der Elbe errichtet werden. Da dies mit strengen Auflagen verbunden und stark wasserstandsabhängig ist, konnte im Jahr 2022 nur der Bogen am Neustädter Ufer instandgesetzt werden. Um diese Abhängigkeit zu vermeiden, sind am Altstädter Ufer erst in diesem Jahr hängende Gerüste montiert worden.

Einen Tag lang hat Steinmetz Konrad Handzel an einigen Stellen Schäden ausgebessert. Neben ihn Frank Marten, der mit seiner Hubarbeitsbühne extra dafür aus Leipzig gekommen ist.
Einen Tag lang hat Steinmetz Konrad Handzel an einigen Stellen Schäden ausgebessert. Neben ihn Frank Marten, der mit seiner Hubarbeitsbühne extra dafür aus Leipzig gekommen ist. © Sven Ellger

Die Hauptarbeit dabei hatten Konrad Handzel und seine vier Kollegen von den Sächsischen Sandsteinwerken. Der 27-jährige Steinmetz, der aus einem kleinen polnischen Städtchen unweit von Krakau stammt, arbeitet seit Beginn der Sanierung an der Augustusbrücke mit. Jetzt erledigt er noch die letzten Handgriffe.

Die Hauptarbeit bestand darin, schadhafte Stellen auszumeißeln und mit passgerechten Sandsteinstücken wieder zu verschließen. In der Fachsprache werden sie Vierungen genannt. Außerdem entfernten die Arbeiter mit dem Heißdampfreiniger schonend den Schmutz von der Oberfläche.

Geprüft wurden auch alle Fugen, die in großen Bereichen aufgebrochen waren. Sie wurden mit Spezialmörtel wieder verschlossen, der weicher als der Sandstein ist. Schließlich soll bei Spannungen in der Brücke die Fuge nachgeben und nicht der Stein. Außerdem mussten die Handwerker an diesem Bogen mit ihren Fugenkellen Hunderte Meter Fugen erneuern.

Gut sichtbar ist hier an der Brüstung, den Konsolsteinen und auch dem zierenden Kopf, dass gute Sandsteinbauteile erhalten blieben, schadhafte Bereiche jedoch erneuert wurden
Gut sichtbar ist hier an der Brüstung, den Konsolsteinen und auch dem zierenden Kopf, dass gute Sandsteinbauteile erhalten blieben, schadhafte Bereiche jedoch erneuert wurden © Sven Ellger

Letzte Schäden an der Augustusbrücke beseitigt

Bereits morgens um halb sieben ist Frank Marten in der Leipziger Firma Gerken mit seiner großen Hubarbeitsbühne losgefahren. "Auf der A4 musste ich noch vor Nossen lange im Stau stehen", sagt er. Das war eingeplant. Um neun konnte er schließlich mit Steinmetz Handzel an der Augustusbrücke loslegen.

Jetzt fährt er seine Hubbühne direkt an den Pfeilerfuß, wo Steinmetz Hanzel die erste Vierung einbaut. Der Pirnaer Fachmann ist schnell. Schon nach wenigen Minuten geht es weiter nach oben, direkt unter die Brückenkanzel zur nächsten schadhaften Stelle.

So können an diesem Tag die letzten Schäden beseitigt werden, die Arbeiten sind abgeschlossen. Schließlich soll am Montag auf der komplett sanierten Augustusbrücke beim Gastmahl unter dem Motto "Dresden is(s)t bunt" aufgetafelt werden. Von 16 bis 20 Uhr laden dann Vertreter von Kultur, Wirtschaft und Politik die Dresdner und Dresderinnen zu einem bunten und vielfältigen Fest ein.

Augustusbrücke wieder für 100 Jahre "fit"

Brücken-Abteilungsleiter Kalbe, der das Projekt von Anfang an geleitet hat, freut sich über den Abschluss. "Ich bin stolz, dass wir es geschafft haben, die Brücke wieder für die nächsten 100 Jahre fit zu machen", sagt der 53-Jährige. Bei so einem alten Baukörper gebe es viele Überraschungen, die zusätzliche Zeit erfordern. Deshalb könnten diese aufwendigen handwerklichen Arbeiten nicht mit denen beim Neubau einer Autobahnbrücke verglichen werden.

"Wir hatten eine sehr konstruktive Zusammenarbeit mit den Baufirmen", sagt Kalbe. "Es gab zwar auch mal Streit." Aber die Fertigstellung der Brücke habe für alle im Vordergrund gestanden. "Deshalb haben wir alle terminlichen und finanziellen Probleme immer klären können."

Das ist einer der LED-Strahler, der an der Bogenstirnwand montiert ist. Er und die 59 anderen bekommen noch speziell angepasste Blenden, die das sanfte Licht steuern und dimmen.
Das ist einer der LED-Strahler, der an der Bogenstirnwand montiert ist. Er und die 59 anderen bekommen noch speziell angepasste Blenden, die das sanfte Licht steuern und dimmen. © Sven Ellger

Eine Arbeit müssen Spezialisten allerdings noch erledigen, ehe die Sandsteinflächen nachts mit sanftem Licht von LED-Leuchten angestrahlt werden. Die 60 Strahler sind zwar bereits an speziellen Stellen montiert, erklärt Kalbe. Damit beleuchten sie künftig die Konsolsteine unter dem Fußweg und die Bogenstirnwände, aber nicht die Brückenunterseite.

Jetzt aber müssen noch Blenden aufgesetzt werden, die das Licht steuern und dimmen. Sie sind wie eine Art Scheibe vor einem Projektor, sagt Kalbe. Bei jedem Strahler werden die genauen Maße genommen, nach denen die Blenden gefertigt werden. Geplant ist, die komplette Anstrahlung bis Ende dieses Jahres fertigzustellen.