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Der Antisemitismus mitten unter uns wächst, auch ohne "importierten" Judenhass

Die Pogrome des 9. Novembers 1938 sind einer der dunkelsten Momente in der Deutschen Geschichte. Warum gerade der diesjährige Gedenktag so wichtig ist.

Von Oliver Reinhard
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Der Antisemitismus in Deutschland wächst.
Der Antisemitismus in Deutschland wächst. © dpa

Der 9. November 2023 kommt gerade zur rechten Zeit. Vier Wochen sind vergangen seit dem massenmörderischen Terrorangriff der Hamas auf Israel. Immer noch dauert das darauf folgende grelle Aufleuchten des muslimischen Antisemitismus auf Pro-Palästina-Kundgebungen an, auch in Deutschland. Ungebrochen laut ist die Antwort unseres Landes darauf: die nahezu kollektive Verurteilung dieses Judenhasses.

Fast hätte man über all dieser konzentrierten Ablehnung des „Antisemitismus der anderen“ vergessen können, dass es auch und immer noch den einheimischen Antisemitismus gibt, den „alteingesessenen“. Und der ist mitnichten geringer geworden. Im Gegenteil.

Im Zuge des schleichenden Aufblühens und der Normalisierung von Rechtsradikalismus und Rechtsextremismus in wachsenden Teilen der Gesellschaft bis hinein in deren Mitte werden laut diverser Studien auch antisemitische Einstellungen immer stärker. Vor allem unter jungen Erwachsenen. Wöchentlich, mitunter täglich beschmieren Judenhasser Erinnerungsorte, Mahnmale und Stolpersteine oder beschädigen sie noch schwerer. Und die Angst in jüdischen Gemeinden war schon lange vor dem Hamas-Überfall auf Israel wieder angewachsen.

Umso wichtiger ist es, dass eben dieser 9. November in eben diesen Tagen daran erinnert: Der Massenmord an den Juden Europas, zu dem die Pogromnacht vor 85 Jahren einen zentralen Schritt markierte, war ein deutsches Werk, das Werk unserer Vorfahren.

Genau daraus erwächst die Verantwortung, dass Deutschland entschiedener und beharrlicher als jede andere europäische Nation den Judenhass bekämpft. Den „alteingesessenen“ Antisemitismus ebenso wie den „importierten“ Antisemitismus muslimischer Prägung. Ohne den einen gegen den anderen auszuspielen.

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