Das auffällige Auto ist inzwischen weg aus Dresden. Nun berichtet ein bulgarisches Online-Portal, wie und wo die auffällige Goldfolie auf den Sportwagen kam.
Dresden. Vor zwei Tagen hat Dresdens zu dieser Zeit auffälligstes Auto die Stadt verlassen - auf einem Autoanhänger und mit einer grünen Plane abgedeckt. Nur wer genau hinsah, konnte an einer Aufschrift und ein paar freien Stellen erkennen, dass sich unter der Plane ein goldener Porsche befindet. Rund 50 Stunden sind am Freitagmittag seit dem Start des Autotransports bei der Polizei an der Stauffenbergallee vergangen.
Längst dürfte das von einem Mercedes-Sprinter gezogene Gespann im Heimatland des Gold-Porsches, Bulgarien, angekommen sein. Bei einem Schnitt von langsamen 60 Stundenkilometern brauchten die Abholer rund einen Tag bis in die Hauptstadt Sofia, in der das Auto zugelassen war. Oder etwa 30 Stunden bis nach Varna am Schwarzen Meer.
Die Stadt am Goldstrand spielte offenbar schon im September 2020 eine Rolle in der Geschichte des mittlerweile zwölf Jahre und mehr als 200.000 Kilometer alten Panamera. Das bulgarische Internetportal "24 Stunden" berichtete Anfang dieser Woche, dort sei die Goldfolie auf das Auto gekommen, und nennt auch den Namen der Firma, die den Sportwagen "vergoldet" hat. Sie heißt Astra Folia und wirbt für sich bei Facebook vor allem mit Fotos von Luxusautos, die dort foliert worden sein sollen. Die Marken: Rolls Royce, Bentley, Ferrari, Mercedes, Porsche...
Auch elf Bilder eines golden folierten Porsche Panamera zeigt Astra Folia, es könnte sich tatsächlich um den Dresdner Porsche handeln. Denn Polizeioberkommissar Michael Garschke berichtete bei der Abholung des Autos von mehreren Defekten. Dazu gehörte auch, dass sich der Heckspoiler des Autos nicht mehr einfahren lässt. Alle Bilder von Astra Folia zeigen einen "Panamera" ohne Kennzeichen, aber mit ausgefahrenem Heckspoiler. Selbst ein Video hat die Firma online gestellt, das zeigt, wie aus einem dunklen Panamera mit zerscheuerter Motorhaube und stets oben stehendem Heckspoiler ein Gold-Porsche wird.
"24 Stunden" zitiert auch Astra Folia-Chef Ivan Penchev. Den Namen des Porsche-Besitzers hat er dem bulgarischen Internetportal nicht genannt, aber erklärt, ein Auto so umzugestalten koste zwischen 5.000 und 8.000 Lew. Das entspricht rund 2.500 bis etwa 4.000 Euro. Solche Folierungen seien in Bulgarien erlaubt, wenn zum Beispiel das Dach nicht mit beklebt wird. Dann könnte die Folie im Falle eines Unfalls schnell entfernt werden.
Der Porsche-Besitzer, angeblich ein Autohändler, der das Fahrzeug für seine Frau geleast hat, dürfte den Wagen inzwischen zurückhaben. 870 Euro Ordnungsgeld, Polizei-Transport und Foliengutachten plus den Rücktransport nach Bulgarien hat ihn das gekostet. Zum Vergleich: Neu war das Auto rund 150.000 Euro wert, im aktuellen Zustand deutlich weniger als 50.000 Euro.
So haben wir zuvor über den Fall berichtet:
Gold-Porsche hat Dresden verlassen
Update, 12. Mai, 11.30 Uhr: Auf einem Autoanhänger, abgedeckt mit einer grünen Plane, hat der Gold-Porsche Dresden am Mittwochmittag verlassen. Gegen 10.30 Uhr ist das Gespann mit dem Anhänger bei der Polizei an der Stauffenbergallee eingetroffen: ein Mercedes-Transporter, in dem neben dem Bulgaren Marin Atanasov, der die Abholaktion leitete, noch ein weiterer Mann, drei Frauen und ein junges Mädchen saßen.
Polizeioberkommissar Michael Garschke hatte den Abholtrupp schon gegen 9 Uhr erwartet, nachdem er einen entsprechenden Anruf bekommen hatte. Doch die Porsche-Geschichte endete so abenteuerlich, wie sie insgesamt war.
Kurz nach 9 Uhr lotste Garschke mit seinem Einsatzfahrzeug einen schwarzen BMW samt Autoanhänger auf das Polizeigelände. Auto und Anhänger hatten ukrainische Kennzeichen. Erst auf dem Gelände stellte sich heraus: Die Anrufer, die das bulgarische Abholkommando angekündigt hatten, sprachen so schlecht Deutsch, dass sie dem Polizeioberkommissar von einem schwarzen Auto erzählt hatten. Er war nun davon ausgegangen, dass dieses Gespann das richtige war - Fehlanzeige. Es wurde schließlich wieder vom Hof eskortiert.
Eine knappe Stunde später kam dann das bulgarische Gespann an. Allerdings auch nicht so, wie Garschke das erwartet hatte. Eine Plane, um den Gold-Porsche abzudecken, hatten die Abholer nicht dabei. Garschke fuhr mit Chef-Abholer Atanasov kurzerhand in einen Baumarkt, um eine Plane zu besorgen – mit Blaulicht, denn es sollte schnell gehen.
Als sie eine knappe halbe Stunde später zurück waren, hatte der Transporterfahrer das Gespann in Position rangiert, um den Porsche aufzuladen. Allerdings nicht, ohne beim Rückwärtsfahren mit dem Hänger an einem anderen Anhänger anzustoßen und sich dabei ein Rücklicht zu beschädigen. Das "Unfallopfer" auf dem Polizeigelände blieb unbeschädigt.
Minutensache war schließlich das Aufladen des Autos, Atanasov fuhr den "Panamera" auf den Anhänger, dann wurde der Sportwagen verzurrt und schließlich die Plane über das Auto gezogen. Die Kennzeichen des bulgarischen Autos hatte die Polizei einkassiert. "Die schicken wir über die bulgarische Botschaft nach Bulgarien", erklärte Michael Garschke. Schließlich darf der Gold-Porsche nicht mehr selbst fahren.
Gegen 11.30 Uhr gab der Polizeikommissar schließlich grünes Licht für die Abfahrt. Die Plane war einigermaßen verzurrt, das gesamte Abholkommando wieder im Transporter, in dem als Sitzgelegenheit übrigens auch ein normaler Holzstuhl stand. Atanasov, der ein wenig Deutsch sprach, zeigte den erhobenen Daumen, ließ sich noch mit Garschke an dem Porsche fotografieren und stellte fest: "Polizei gut!" Dann rollte das Gespann langsam vom Polizeihof. 2.500 Kilometer bis zum Ziel in Bulgarien hatten die Abholer da vor sich, hatte der 60-jährige Chef der Truppe zuvor noch berichtet.
Für die Verkehrspolizei in Dresden ist die Angelegenheit damit erledigt. Die Strafe ist bezahlt, das Gutachten wegen der verbotenen Gold-Folie auch und der Porsche ist weg. Übrigens ein schon sehr in die Jahre gekommener Sportwagen, wie Garschke noch sagte. "Der verschließt sich gelegentlich selbst, klappt die Spiegel plötzlich an, als ich den Motorraum öffnen wollte, hatte ich den Öffnungsgriff in der Hand", hat er erlebt. Nervenstärke brauchte der Polizeioberkommissar bis zuletzt und war schließlich froh, als das Gespann aus dem Tor der Polizei rollte.
Der Mann mit dem Gold-Porsche
Update, 10. Mai, 13.38 Uhr: "Wem gehört der Gold-Porsche aus Dresden?" - mit dieser Frage fing alles an. Einem SZ-Reporter war der auffällig spiegelnde Sportwagen mehrmals in der Äußeren und Inneren Neustadt aufgefallen. Ein Zettel des Ordnungsamts an der Windschutzscheibe hatte erklärt: "Dieses Kraftfahrzeug wurde durch die Abteilung Gemeindlicher Vollzugsdienst erfasst." Der Autobesitzer sollte "umgehend" die Telefonnummer der Behörde anrufen.
Wie sich später herausstellte, hatte sich das Amt nicht wegen der in Deutschland verbotenen Folierung für den Wagen interessiert, sondern weil der Porsche unberechtigt auf einem Anwohnerparkplatz stand. Der goldene Panamera rief wegen seiner Farbe trotzdem die Polizei auf den Plan, die ihn schließlich abschleppen ließ.
Am 1. Mai hatte dann eine aus Bulgarien stammende Gruppe versucht, den Porsche mit einem Transporthänger abzuholen. Der goldene Flitzer war da allerdings schon weg. Über einen Rechtsanwalt hatte sich der Fahrer, ein 29-Jähriger, bei der Polizei gemeldet. Nun sind weitere Hintergründe zu den Besitzern des Porsche bekannt geworden.
Am Montag tauchte der Bulgare Boris Ivanov Vasilev aus Varna bei
der Polizei an der Stauffenbergallee auf, wo der goldene Porsche derzeit steht. Er komme aus Hamburg, wo sein Cousin - der Fahrer, der sich bei der Polizei gemeldet hatte - wohne, erklärte Vasilev mithilfe einer Cousine, die ein wenig Deutsch spricht. Sein Vater habe den Porsche für die Mutter in Bulgarien geleast. Er kaufe Autos in Deutschland auf und verkaufe sie in seinem Heimatland.
Auf deutsche Straßen kam der Panamera dann, weil sein Vater mit dem Hamburger Cousin auf der Autobahn "ein wenig Spaß" haben wollte, berichtet der 28-jährige Vasilev, der auch freimütig erzählt, dass er selbst nicht fahren dürfe, weil er Marihuana geraucht habe und erwischt worden sei.
Von der Polizei wegen der verbotenen Farbe gestoppt wurde der Gold-Porsche bereits auf dieser Ausfahrt, weshalb er in der Neustadt abgestellt worden sei - auf jenem Anwohnerparkplatz, der ihm schließlich zum Verhängnis wurde. Vasilev selbst will rund zwei Monate in einem Block an der Alberstraße übernachtet haben, während das Auto dort parkte. Genauere Hintergründe dazu nannte er nicht. Sein Vater sei während dieser Zeit in Bulgarien gewesen und habe den Rücktransport organisiert - der schließlich einen Tag zu spät kam.
In dieser Woche soll das Auto nun bei der Polizei abgeholt werden. Für das Abschleppen, ein Gutachten, das erstellt wurde, und die Strafe fürs Falschparken musste der 28-Jährige insgesamt 870 Euro zahlen. Das erzählte er am Montagnachmittag, während er auf dem Gelände der Polizei neben dem Auto stand. Der Motor lief, eben hatte Polizeioberkommissar Michael Garschke mit seinem Dienstwagen Starthilfe geben. Denn die Porsche-Batterie war nach der langen Standzeit leer und die Automatik-Schaltung des Sportwagens funktioniert nur, wenn der Motor läuft. Ohne dass sie funktioniert, kann der Porsche auch nicht auf einen Autoanhänger geladen werden.
"Alles gut", stellte Vasilev bei einer Inspektion des Gold-Porsches fest. Das Auto - Baujahr 2009 mit mehr als 200.000 Kilometern auf dem Tacho - sei in Ordnung. "Zuviel Geld" habe er an die Polizei zahlen müssen, da müsse sein Vater nun in Bulgarien wenigstens vier Autos verkaufen.
Der Porsche muss abgedeckt abtransportiert werden, damit sein Lack keine anderen Verkehrsteilnehmer blenden kann. Boris Vasilev hatte den Abschleppwagen zwar für diesen Montag angekündigt, doch der kam nicht - angeblich wegen einer Panne. Nun soll er am Dienstag oder Mittwoch in Dresden eintreffen, um den Gold-Porsche zu holen.
Fahrer des Gold-Porsche meldet sich bei der Polizei
Update, 4. Mai, 11.47 Uhr: Der in Dresden abgeschleppte Gold-Porsche darf nicht mehr auf deutschen Straßen fahren. Ein Sachverständiger hat das Auto überprüft und festgestellt: Die spiegelnde Goldfolie, mit der das Fahrzeug beklebt ist, verstößt gegen die geltenden Regeln. Sie könne "zu einer erheblichen Blendwirkung und Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer führen", stellte der Fachmann fest und teilte dies der Polizei mit.
Dabei erfuhren die Beamten auch: Alle Scheiben, die Scheinwerfer und die Rückleuchten des Autos waren ebenfalls mit einer Folie beklebt - mit einer dunklen Farbe, was in Deutschland ebenfalls nicht erlaubt ist.
Das Auto steht seit Sonnabend, 1. Mai, bei der Polizei an der Stauffenbergallee. Auch wenn der Porsche auf einem Hänger abtransportiert würde, dürfe die Goldfolie nicht zu sehen sein. Das heißt, er müsse abgedeckt abtransportiert werden, so die Polizei.
Der Fahrer ist nach Angaben der Beamten ein 29-Jähriger. Er hat sich über einen Rechtsanwalt bei der Polizei gemeldet. Diesen Kontakt nutzte die Polizei für eine sogenannte Gefährderansprache, bei der dem Angesprochenen unmissverständlich die Folgen eines Verstoßes gegen die offiziellen Festlegungen erläutert werden.
Der Bulgare muss sich nun nicht nur um den Transport des Autos kümmern, er bekommt auch eine Rechnung. Darauf stehen die Abschleppkosten und die Summe für das Gutachten. Außerdem muss er Strafe dafür zahlen, dass das Auto lange auf einem Anwohnerparkplatz stand. Alles in allem wird diese Summe wenigstens 1.000 Euro betragen. Wann der Mann diesen Betrag bezahlt und das Auto abholt oder abholen lässt, ist noch nicht bekannt.
Das Ordnungsamt hatte sich laut Auskunft aus dem Rathaus nicht wegen der auffälligen Farbe für den Wagen interessiert, sondern weil er auf einem Anwohnerparkplatz abgestellt war. "Widerrechtlich", so das Ordnungsamt, in dem Porsche mit bulgarischem Kennzeichen lag also kein Anwohnerparkausweis.
Ein goldenes Auto ist in Deutschland zwar erlaubt, es darf aber "wegen der Verkehrsgefährdung keine Spiegeleffekte haben".
Am Samstag hatte eine offenbar aus Bulgarien stammende Gruppe versucht, den Porsche mit einem Transporthänger abzuholen. Der goldene Flitzer war da allerdings schon abgeschleppt worden.
Der glänzende und spiegelnde Porsche war seit Tagen sowohl in der Äußeren als auch in der Inneren Neustadt aufgefallen. Zugelassen wurde der goldene Wagen in Sofia, dafür stehen die zwei Buchstaben "CB" am Anfang des Kennzeichens. Beides entbinde den Besitzer allerdings nicht von den hierzulande geltenden Regeln, erklärte das Ordnungsamt.
Abholkommando kommt zu spät
Update, 1. Mai, 14 Uhr: Am Sonnabendnachmittag fährt neben dem Staatsarchiv ein silberfarbener Mercedes-Kleinbus vor. Er zieht einen Hänger für einen Autotransport. Das Gespann dreht auf der Paul-Schwarze-Straße, dann stoppt der Fahrer am Bordstein. Etwa ein halbes Dutzend Menschen steigen aus, auch Kinder sind darunter. Sie suchen den Goldporsche, wird schnell klar. Doch keiner von ihnen spricht Deutsch.
Kurz darauf kommen sie mit einer Dresdnerin ins Gespräch, die die Szenerie beobachtet hat und in Sichtweite wohnt. Sie ist auf die Straße gekommen, weil sie die Kennzeichen des schon etwas in die Jahre gekommenen Mercedes und des Anhängers erkannt hat und fließend Bulgarisch spricht. Das Zugfahrzeug kommt aus dem Bezirk Varna, der Hänger mit Platz für genau ein Auto aus dem nordbulgarischen Targowischte.
Ungläubig schauen die Insassen des Transporters auf den Platz, an dem der Gold-Porsche bis zum Freitag stand. Er ist weg, dass ihn die Polizei abgeholt hat, erfahren sie von der jungen Dresdnerin. Versehen mit dem Hinweis, dass der 1. Mai ein Feiertag ist und sie wohl an diesem Tag nichts erreichen werden. Nach einem längeren Gespräch und einigen Telefonaten fahren sie davon.
Später berichtet die Dresdnerin, die Gruppe habe den Auftrag gehabt, das Auto abzuholen und wahrscheinlich nach Bulgarien zu bringen. Vielleicht vom Fahrer oder vom Eigentümer, das sei nicht so genau zu erfahren gewesen. Am Montag wolle der Trupp nun Kontakt zur Polizei aufnehmen. Wer der Besitzer des Autos ist und es wochenlang neben dem Staatsarchiv in Dresden abgestellt hat, weiß auch die bulgarisch sprechende Dresdnerin nicht.
Gold-Porsche wird abgeschleppt
Update, 30. April, 11.35 Uhr: Derzeit findet ein Polizeieinsatz am Gold-Porsche statt. Am Freitagvormittag gegen 10.30 Uhr fahren die Beamten neben dem Staatsarchiv auf der Paul-Schwarze-Straße mit einem Streifenwagen und zwei Transportern vor. Genau dort steht der goldene Panamera noch immer. "Der steht schon eine Weile dort", berichtet Polizeisprecher Lukas Reumund auf SZ-Anfrage. "Wir werden ihn stilllegen."
Zusätzliches Ungemach also für den Fahrer des Sportwagens, für den sich das Ordnungsamt laut Auskunft aus dem Rathaus übrigens nicht wegen der auffälligen Farbe interessiert hat, sondern weil er auf einem Anwohnerparkplatz abgestellt war. "Widerrechtlich", so das Ordnungsamt, in dem Porsche mit bulgarischem Kennzeichen lag also kein Anwohnerparkausweis.
Die Polizei wurde nun aber auch wegen der Farbe aktiv. "Wir werden die Kennzeichen entstempeln oder mitnehmen", so Reumund, "an den Halter des Autos kommen wir ja nicht ran, er hat keinen Wohnsitz, an dem wir klingeln könnten". Das Auto werde außerdem abgeschleppt, der Auftrag sei schon erteilt.
Die Beamten gehen demnach davon aus, dass sich der Fahrer bei ihnen melden wird, sobald er nach seinem goldenen Auto sucht. Dann folgt die ursprünglich angedachte Prozedur: Kontakt zum Ordnungsamt, Begutachtung des Wagens und Entscheidung über das weitere Vorgehen. Dazu kann auch eine Strafe gehören, mindestens für das Parken ohne Berechtigung auf einem Anwohnerparkplatz.
Möglich ist aber auch, dass die Verantwortlichen dann zusätzlich darauf bestehen, dass der Eigentümer seinen Porsche gesetzeskonform herrichten lässt. Das könnte heißen, golden darf er zwar bleiben, aber spiegeln darf er nicht mehr.
Die Ausgangslage: Ein Auto wie ein Schminkspiegel
Mal stand er in der Äußeren Neustadt, dann wieder in der Inneren, nur zu übersehen war er nicht. Denn dieses Auto hat Seltenheitswert. Wem gehört der goldene Porsche, der seit Tagen immer wieder in der Neustadt stand?
Diese Frage interessiert unter anderem das Dresdner Ordnungsamt. Ein Mitarbeiter der Behörde hat deshalb einen Zettel mit einer Telefonnummer auf die Windschutzscheibe geklebt. Darauf der bedrohliche Hinweis: "Dieses Kraftfahrzeug wurde durch die Abteilung Gemeindlicher Vollzugsdienst erfasst." Der Autobesitzer soll "umgehend" die Telefonnummer anrufen. Warum? Das wird auf dem Zettel nicht erklärt. Mit dem Logo der Stadt, Datum und handschriftlicher Unterschrift wirkt er aber sehr eindringlich.
Der Fahrer des Autos stammt aus Bulgarien, glaubt man den Kennzeichen an dem Porsche Panamera. Zugelassen wurde der goldene Wagen in Sofia, dafür stehen die zwei Buchstaben "CB" am Anfang des Kennzeichens. Beides entbindet den Besitzer allerdings nicht von den hierzulande geltenden Regeln, erklärt das Ordnungsamt auf SZ-Anfrage. Das bedeutet: Ein goldenes Auto ist zwar erlaubt, es darf aber "wegen der Verkehrsgefährdung keine Spiegeleffekte haben".
Nun spiegelt der goldene Panamera aber so sehr, dass man die Motorhaube oder eine Tür glatt als Schminkspiegel nutzen könnte. Ein Regelverstoß. "Wird ein derartiges Fahrzeug durch die zuständigen Behörden festgestellt, wird es einem Kfz-Sachverständigen vorgeführt", teilt die Stadt mit. Festgestellt hat es das Ordnungsamt.
Einen Hinweiszettel in englischer oder gar bulgarischer Sprache hatten die Mitarbeiter nicht einstecken, deshalb klebt der deutschsprachige Hinweis an der Frontscheibe. Ist der Fahrer des Deutschen mächtig, muss er nun mit der Behörde telefonieren. Dann darf er mit seinem Auto bestenfalls selbst noch bis zum Kfz-Sachverständigen fahren oder er muss es dorthin transportieren lassen, schließlich könnte davon eine Verkehrsgefährdung ausgehen.
Der Fachmann erstellt das Mängelprotokoll mit dem Hinweis auf den Spiegeleffekt. Dieses Dokument bekommt dann die Zulassungsbehörde "zur Bearbeitung und Einleitung der entsprechenden Maßnahmen", erklärt das Ordnungsamt. Möglicherweise wird dort entschieden, dass der Porsche-Besitzer nicht weiterfahren darf oder den Mangel beheben muss. Das könnte heißen, die spiegelnde Goldfarbe, wahrscheinlich eine Folie auf der Karosserie, muss weg. Aus dem Gold-Panamera würde damit ein fast ganz gewöhnliches Auto.
Die Dresdner Polizei hat sich bisher noch nicht mit dem auffälligen Familienporsche beschäftigt. Das Fahrzeug habe die Verkehrspolizei "noch nicht angetroffen", teilte die Pressestelle der Polizeidirektion mit. Sie werde "jedoch in der nächsten Zeit nach dem Fahrzeug
Ausschau halten".
Mit etwas Glück entdecken die Beamten es in der Neustadt. Es sei denn, der Fahrer hat erfolgreich versucht, mit einem schnellen Abschied aus Dresden dem vom Ordnungsamt geforderten Anruf zu entgehen. Das wäre dann womöglich ein weiterer Auftrag für die Polizei.