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Wie Dresdens Gold-Porsche seine Farbe bekam

Das auffällige Auto ist inzwischen weg aus Dresden. Nun berichtet ein bulgarisches Online-Portal, wie und wo die auffällige Goldfolie auf den Sportwagen kam.

Von Christoph Springer
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Sechs Personen gehörten zum Transportkommando, das den Gold-Porsche am Mittwoch abholte, darunter auch drei Frauen.
Sechs Personen gehörten zum Transportkommando, das den Gold-Porsche am Mittwoch abholte, darunter auch drei Frauen. © Sven Ellger

Dresden. Vor zwei Tagen hat Dresdens zu dieser Zeit auffälligstes Auto die Stadt verlassen - auf einem Autoanhänger und mit einer grünen Plane abgedeckt. Nur wer genau hinsah, konnte an einer Aufschrift und ein paar freien Stellen erkennen, dass sich unter der Plane ein goldener Porsche befindet. Rund 50 Stunden sind am Freitagmittag seit dem Start des Autotransports bei der Polizei an der Stauffenbergallee vergangen.

Längst dürfte das von einem Mercedes-Sprinter gezogene Gespann im Heimatland des Gold-Porsches, Bulgarien, angekommen sein. Bei einem Schnitt von langsamen 60 Stundenkilometern brauchten die Abholer rund einen Tag bis in die Hauptstadt Sofia, in der das Auto zugelassen war. Oder etwa 30 Stunden bis nach Varna am Schwarzen Meer.

Weil er ohne Berechtigung auf einem Anwohnerparkplatz stand, hatte das Ordnungsamt einen Zettel an die Windschutzscheibe dieses goldenen Porsche Panamera geklebt.
Weil er ohne Berechtigung auf einem Anwohnerparkplatz stand, hatte das Ordnungsamt einen Zettel an die Windschutzscheibe dieses goldenen Porsche Panamera geklebt. © SZ/Christoph Springer
Gold ist erlaubt, nur spiegeln darf das Auto nicht. Das könnte andere Autofahrer gefährden.
Gold ist erlaubt, nur spiegeln darf das Auto nicht. Das könnte andere Autofahrer gefährden. © SZ/Christoph Springer

Die Stadt am Goldstrand spielte offenbar schon im September 2020 eine Rolle in der Geschichte des mittlerweile zwölf Jahre und mehr als 200.000 Kilometer alten Panamera. Das bulgarische Internetportal "24 Stunden" berichtete Anfang dieser Woche, dort sei die Goldfolie auf das Auto gekommen, und nennt auch den Namen der Firma, die den Sportwagen "vergoldet" hat. Sie heißt Astra Folia und wirbt für sich bei Facebook vor allem mit Fotos von Luxusautos, die dort foliert worden sein sollen. Die Marken: Rolls Royce, Bentley, Ferrari, Mercedes, Porsche...

Auch elf Bilder eines golden folierten Porsche Panamera zeigt Astra Folia, es könnte sich tatsächlich um den Dresdner Porsche handeln. Denn Polizeioberkommissar Michael Garschke berichtete bei der Abholung des Autos von mehreren Defekten. Dazu gehörte auch, dass sich der Heckspoiler des Autos nicht mehr einfahren lässt. Alle Bilder von Astra Folia zeigen einen "Panamera" ohne Kennzeichen, aber mit ausgefahrenem Heckspoiler. Selbst ein Video hat die Firma online gestellt, das zeigt, wie aus einem dunklen Panamera mit zerscheuerter Motorhaube und stets oben stehendem Heckspoiler ein Gold-Porsche wird.

"24 Stunden" zitiert auch Astra Folia-Chef Ivan Penchev. Den Namen des Porsche-Besitzers hat er dem bulgarischen Internetportal nicht genannt, aber erklärt, ein Auto so umzugestalten koste zwischen 5.000 und 8.000 Lew. Das entspricht rund 2.500 bis etwa 4.000 Euro. Solche Folierungen seien in Bulgarien erlaubt, wenn zum Beispiel das Dach nicht mit beklebt wird. Dann könnte die Folie im Falle eines Unfalls schnell entfernt werden.

Der Porsche-Besitzer, angeblich ein Autohändler, der das Fahrzeug für seine Frau geleast hat, dürfte den Wagen inzwischen zurückhaben. 870 Euro Ordnungsgeld, Polizei-Transport und Foliengutachten plus den Rücktransport nach Bulgarien hat ihn das gekostet. Zum Vergleich: Neu war das Auto rund 150.000 Euro wert, im aktuellen Zustand deutlich weniger als 50.000 Euro.

So haben wir zuvor über den Fall berichtet:

Gold-Porsche hat Dresden verlassen

Update, 12. Mai, 11.30 Uhr: Auf einem Autoanhänger, abgedeckt mit einer grünen Plane, hat der Gold-Porsche Dresden am Mittwochmittag verlassen. Gegen 10.30 Uhr ist das Gespann mit dem Anhänger bei der Polizei an der Stauffenbergallee eingetroffen: ein Mercedes-Transporter, in dem neben dem Bulgaren Marin Atanasov, der die Abholaktion leitete, noch ein weiterer Mann, drei Frauen und ein junges Mädchen saßen.

Polizeioberkommissar Michael Garschke hatte den Abholtrupp schon gegen 9 Uhr erwartet, nachdem er einen entsprechenden Anruf bekommen hatte. Doch die Porsche-Geschichte endete so abenteuerlich, wie sie insgesamt war.

"Polizei gut!" befand Marin Atanasov (l.), der die Abholaktion des Gold-Porsche leitete. Polizeioberkommissar Michael Garschke ist froh, den spektakulären Wagen nun los zu sein.
"Polizei gut!" befand Marin Atanasov (l.), der die Abholaktion des Gold-Porsche leitete. Polizeioberkommissar Michael Garschke ist froh, den spektakulären Wagen nun los zu sein. © Sven Ellger

Kurz nach 9 Uhr lotste Garschke mit seinem Einsatzfahrzeug einen schwarzen BMW samt Autoanhänger auf das Polizeigelände. Auto und Anhänger hatten ukrainische Kennzeichen. Erst auf dem Gelände stellte sich heraus: Die Anrufer, die das bulgarische Abholkommando angekündigt hatten, sprachen so schlecht Deutsch, dass sie dem Polizeioberkommissar von einem schwarzen Auto erzählt hatten. Er war nun davon ausgegangen, dass dieses Gespann das richtige war - Fehlanzeige. Es wurde schließlich wieder vom Hof eskortiert.

Der goldene Porsche darf wegen seiner spiegelnden Folierung, die in Deutschland verboten ist, nur abgedeckt transportiert werden.
Der goldene Porsche darf wegen seiner spiegelnden Folierung, die in Deutschland verboten ist, nur abgedeckt transportiert werden. © Sven Ellger

Eine knappe Stunde später kam dann das bulgarische Gespann an. Allerdings auch nicht so, wie Garschke das erwartet hatte. Eine Plane, um den Gold-Porsche abzudecken, hatten die Abholer nicht dabei. Garschke fuhr mit Chef-Abholer Atanasov kurzerhand in einen Baumarkt, um eine Plane zu besorgen – mit Blaulicht, denn es sollte schnell gehen.

Als sie eine knappe halbe Stunde später zurück waren, hatte der Transporterfahrer das Gespann in Position rangiert, um den Porsche aufzuladen. Allerdings nicht, ohne beim Rückwärtsfahren mit dem Hänger an einem anderen Anhänger anzustoßen und sich dabei ein Rücklicht zu beschädigen. Das "Unfallopfer" auf dem Polizeigelände blieb unbeschädigt.

Minutensache war schließlich das Aufladen des Autos, Atanasov fuhr den "Panamera" auf den Anhänger, dann wurde der Sportwagen verzurrt und schließlich die Plane über das Auto gezogen. Die Kennzeichen des bulgarischen Autos hatte die Polizei einkassiert. "Die schicken wir über die bulgarische Botschaft nach Bulgarien", erklärte Michael Garschke. Schließlich darf der Gold-Porsche nicht mehr selbst fahren.

Die Kennzeichen des bulgarischen Autos hatte die Polizei einkassiert.
Die Kennzeichen des bulgarischen Autos hatte die Polizei einkassiert. © Sven Ellger

Gegen 11.30 Uhr gab der Polizeikommissar schließlich grünes Licht für die Abfahrt. Die Plane war einigermaßen verzurrt, das gesamte Abholkommando wieder im Transporter, in dem als Sitzgelegenheit übrigens auch ein normaler Holzstuhl stand. Atanasov, der ein wenig Deutsch sprach, zeigte den erhobenen Daumen, ließ sich noch mit Garschke an dem Porsche fotografieren und stellte fest: "Polizei gut!" Dann rollte das Gespann langsam vom Polizeihof. 2.500 Kilometer bis zum Ziel in Bulgarien hatten die Abholer da vor sich, hatte der 60-jährige Chef der Truppe zuvor noch berichtet.

Für die Verkehrspolizei in Dresden ist die Angelegenheit damit erledigt. Die Strafe ist bezahlt, das Gutachten wegen der verbotenen Gold-Folie auch und der Porsche ist weg. Übrigens ein schon sehr in die Jahre gekommener Sportwagen, wie Garschke noch sagte. "Der verschließt sich gelegentlich selbst, klappt die Spiegel plötzlich an, als ich den Motorraum öffnen wollte, hatte ich den Öffnungsgriff in der Hand", hat er erlebt. Nervenstärke brauchte der Polizeioberkommissar bis zuletzt und war schließlich froh, als das Gespann aus dem Tor der Polizei rollte.

Der Mann mit dem Gold-Porsche

Update, 10. Mai, 13.38 Uhr: "Wem gehört der Gold-Porsche aus Dresden?" - mit dieser Frage fing alles an. Einem SZ-Reporter war der auffällig spiegelnde Sportwagen mehrmals in der Äußeren und Inneren Neustadt aufgefallen. Ein Zettel des Ordnungsamts an der Windschutzscheibe hatte erklärt: "Dieses Kraftfahrzeug wurde durch die Abteilung Gemeindlicher Vollzugsdienst erfasst." Der Autobesitzer sollte "umgehend" die Telefonnummer der Behörde anrufen.

Wie sich später herausstellte, hatte sich das Amt nicht wegen der in Deutschland verbotenen Folierung für den Wagen interessiert, sondern weil der Porsche unberechtigt auf einem Anwohnerparkplatz stand. Der goldene Panamera rief wegen seiner Farbe trotzdem die Polizei auf den Plan, die ihn schließlich abschleppen ließ.

Am 1. Mai hatte dann eine aus Bulgarien stammende Gruppe versucht, den Porsche mit einem Transporthänger abzuholen. Der goldene Flitzer war da allerdings schon weg. Über einen Rechtsanwalt hatte sich der Fahrer, ein 29-Jähriger, bei der Polizei gemeldet. Nun sind weitere Hintergründe zu den Besitzern des Porsche bekannt geworden.

Am Montag tauchte der Bulgare Boris Ivanov Vasilev aus Varna bei der Polizei an der Stauffenbergallee auf, wo der goldene Porsche derzeit steht. Er komme aus Hamburg, wo sein Cousin - der Fahrer, der sich bei der Polizei gemeldet hatte - wohne, erklärte Vasilev mithilfe einer Cousine, die ein wenig Deutsch spricht. Sein Vater habe den Porsche für die Mutter in Bulgarien geleast. Er kaufe Autos in Deutschland auf und verkaufe sie in seinem Heimatland.

Boris Ivanov Vasilev aus Bulgarien tauchte am Montag bei der Dresdner Polizei auf und erklärte, was es mit dem goldenen Porsche auf sich hat.
Boris Ivanov Vasilev aus Bulgarien tauchte am Montag bei der Dresdner Polizei auf und erklärte, was es mit dem goldenen Porsche auf sich hat. © Sven Ellger

Auf deutsche Straßen kam der Panamera dann, weil sein Vater mit dem Hamburger Cousin auf der Autobahn "ein wenig Spaß" haben wollte, berichtet der 28-jährige Vasilev, der auch freimütig erzählt, dass er selbst nicht fahren dürfe, weil er Marihuana geraucht habe und erwischt worden sei.